"Wir haben erstklassiges Personal, ein starkes Paket und Weltklasse-Piloten. Mit uns wird definitiv wieder zu rechnen sein." So klingt die Kampfansage von Technikchef Pat Symonds. Williams will an das Doppelpodium beim Saisonfinale 2014 anknüpfen und noch einen draufsetzen. Der erste Sieg seit dem Spanien GP 2012 ist eines der erklärten Ziele des Teams. Massa träumt sogar in noch größeren Dimensionen: "Ich hoffe, dass wir mit der Chance auf die Meisterschaft nach Interlagos und Abu Dhabi kommen können."

Das Team: Williams' Stärke in der vergangenen Saison war Konstanz. Das Team ging beispielsweise bei der Strategie kaum Risiken ein, da nach der enttäuschenden Saison 2013 Punkte Priorität hatten. "In dieser Saison sind wir vielleicht weniger risikoscheu, weil wir wissen, dass wir ein gewisses Level an Performance erreicht haben", meint Cheftestingenieur Rod Nelson.

Ein großer Schwachpunkt waren die Boxenstopps, bei denen es zu oft klemmte und hakte. Daher verwendete das Team beinahe einen kompletten Testtag auf das Training des Reifenwechsels. Dabei wurden auch verschiedene Notfallszenarien erprobt, etwa wenn der Motor ausgeht, das Lenkrad gewechselt werden muss oder ein Schlagschrauber nicht funktioniert.

Auch in finanzieller Hinsicht hat das Team zugelegt und warb unter anderem von Lotus Sponsoren ab. "Wir sind stabil und haben keine finanziellen Probleme", teilt Symonds mit. Dennoch habe Williams nach wie vor nicht das Budget einiger Konkurrenten. "Ich denke nicht, dass es notwendig ist, ein so großes Budget wie Red Bull und Ferrari zu haben. Ich denke, man kann sich auch mit weniger gut schlagen", meint er. "Aber es bedarf sicherlich eines höheren Budgets, als wir es jetzt haben."

Die großen personellen Umbrüche bei Williams sind vorbei, doch es gab auch vor der Saison 2015 einige Umstrukturierungen. Steve Nielsen wechselte als Sportdirektor von Toro Rosso zum Team. Massa erhielt mit Dave Robson, der von McLaren kam, einen neuen Renningenieur. Sein ehemaliger Renningenieur Andrew Murdoch wurde zum 'Senior Performance Engineer' befördert, Carl Gaden stieg vom Chefmechaniker zum 'Senior Car Systems Engineer' auf. Mark Pattinson, ehemaliger Nummer-1-Mechaniker bei Massa, übernahm Gadens Posten. "Wir sind immer noch relativ klein im Vergleich zu Red Bull, Ferrari und McLaren. Aber in unserem Team sitzen sehr gute und clevere Leute. Wir arbeiten gut als Team. Das ist das Wichtigste", meint Symonds.

Team - Note: gut

Die Fahrer: Massa geht in seine 14. Saison in der Formel 1 und beteuert, noch immer zu 100 Prozent motiviert zu sein. Dazu hat er auch allen Grund, denn die Formkurve zeigt seit der zweiten Saisonhälfte 2014 nach oben. In Abu Dhabi kämpfte der Brasilianer sogar um den Sieg und bewies damit, dass der Wechsel von Ferrari zu Williams alles andere als ein Abstieg war. Es dauerte zwar eine Weile, bis Massa und Williams wirklich zueinander fanden, doch nun scheint der Stein richtig ins Rollen gekommen zu sein.

"Felipe kommt immer besser zurecht mit der Umgebung hier. Ich glaube, er genießt das Rennfahren wieder", meint Symonds. "Und durch diesen Genuss findet er immer mehr Speed." Einzig im Qualifying hatte er oftmals gegen Bottas das Nachsehen. Allerdings war es Massa, der in Spielberg die einzige Pole Position eines Nicht-Mercedes-Piloten in diesem Jahr herausfuhr.

Felipe Massa geht in seine 14. Saison, Foto: Sutton
Felipe Massa geht in seine 14. Saison, Foto: Sutton

Bottas war 2014 die Konstanz in Person, punktete in 17 von 19 Rennen. Der Finne ist allerdings nicht nur konstant, sondern auch schnell. Sechs Podestplätze sprechen eine klare Sprache. "Valtteri hatte ein gutes letztes Jahr, er hat viel gelernt", sagt Symonds. Bottas wird als künftiger Weltmeister gehandelt und gilt als eine der heißesten Aktien auf dem Fahrermarkt. Sein Rezept lautet, demütig und sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Große Töne sind - ähnlich wie bei Landsmann Kimi Räikkönen - nicht sein Ding.

Bottas arbeitete sich bei Williams vom Entwicklungs- zum Stammfahrer hoch. Diesen Weg hofft nun auch Alex Lynn einzuschlagen. Der GP3-Champion wird hauptsächlich im Simulator arbeiten. Susie Wolff ist nach dem Abgang von Felipe Nasr zur offiziellen Testfahrerin aufgestiegen. Bei den Testfahrten in Barcelona kam sie bereits zum Einsatz. Die Schottin wird auch an einem der beiden Testtage auf dem Red Bull Ring zum Einsatz kommen und wird zudem in Barcelona und Silverstone das erste Freie Training bestreiten.

Fahrer - Note: gut

Das Auto: Williams nahm alle Teile des FW36 unter die Lupe und übernahm die funktionierenden Teile beinahe 1:1. Der Rest wurde laut Technikchef Symonds massiv überarbeitet. Die Stabilität am Kurveneingang war ein limitierender Faktor, ebenso das Abtriebslevel. Das Heck sei aufgeräumt worden, wodurch der FW37 an der Hinterachse stabiler ist als sein Vorgänger und zudem mehr Traktion bietet.

Auch in den Entwurf der Nase steckte Williams viel Energie, da in diesem Bereich das Reglement geändert wurde. Die Schwierigkeit war, eine gute aerodynamische Lösung zu finden, die die Crashtests besteht. "Unser Gefühl war, dass wir aus aerodynamischer Sicht eine kurze Nase brauchen. Aber natürlich macht es eine lange Nase bei den Crashtests viel einfacher - also mussten wir da die Balance finden. Ich denke, da haben wir eine gute Lösung gefunden", erläutert Symonds.

Auto - Note: gut

Die Zuverlässigkeit: Bei den finalen Testfahrten in Barcelona beendete Williams drei von vier Testtagen vorzeitig. Mit Defekten oder Fehlermeldungen hatte das jedoch nichts zu tun. Das Programm war schlicht erledigt. "Das Auto ist über alle drei Tests hinweg sehr zuverlässig geblieben", betont Massa. "Die Zuverlässigkeit ist immer ein wichtiger Punkt. Wenn unser Auto ein bisschen langsamer ist, aber dafür besser hält, dann kann uns das einige Zähler bringen."

Zuverlässigkeit - Note: sehr gut

Saisonziel: Comeback auf der Siegerstraße

Pro:

  • Das Team ist nach der Saison 2014 viel selbstbewusster und mutiger
  • An der 'Schwachstelle' Aerodynamik wurde emsig gearbeitet
  • Massa hat aufgeholt und wird mit Bottas ein schlagkräftiges Duo bilden

Contra:

  • Die Leistungen aus dem Vorjahr erhöhen Druck und Erwartungen
  • Williams ist klar: Der Schritt von Platz drei zu Platz eins wird schwieriger als von Platz neun zu Platz drei
  • Ferrari und Red Bull könnten 2015 härtere Konkurrenz sein