Glorreiche Vergangenheit, unsichere Zukunft - willkommen bei McLaren-Honda. Der japanische Automobil-Gigant ist zurück in der Formel 1 und ehelichte jenen Partner, mit dem man in den späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahren die Königsklasse dominierte. So rasch wie erhofft wird man an diese Erfolge wohl nicht anschließen können. Das Duo blickt einer harten Saison entgegen.

McLaren-Honda ist ob seiner Vergangenheit zum Erfolg verdammt, Foto: Sutton
McLaren-Honda ist ob seiner Vergangenheit zum Erfolg verdammt, Foto: Sutton

Das Team: Es hätte eine Traumehe werden sollen, doch bislang ist es ein Alptraum aus dem McLaren und Honda nicht und nicht erwachen wollen. Ein Duo, das lange Zeit die Formel 1 dominiert hatte wie niemand zuvor oder danach, ist nach einem nervenaufreibenden Testwinter nur ein Schatten seiner eigenen Vergangenheit.

"Das ist der Beginn einer neuen Ära", hatte Teamdirektor Eric Boullier bei der offiziellen Präsentation angekündigt. "Diese Partnerschaft war schon einmal ein großer Erfolg auf der Strecke, wenn man sich all die vielen gemeinsamen Siege ins Gedächtnis ruft. Es ist also großer Druck vorhanden, aber positiver Druck macht eine schöne Herausforderung aus."

Bislang scheiterte man an dieser Aufgabe aber, was den Erfolgsdruck nur noch größer macht. Denn über allem wacht McLarens Graue Eminenz, Ron Dennis. Und der will sein Baby so schnell wie möglich zurück auf die Siegerstraße führen. "Wir wollen so schnell wie möglich wieder gewinnen", setzte Dennis als mittelfristiges Ziel der neuen Partnerschaft fest. Langfristig will er den Titel holen - auch das stellte Dennis klar. An ihrer Beziehung müssen McLaren und Honda aber noch massiv arbeiten, damit das nicht nur ein Wunsch bleibt.

Team-Note: Befriedigend

Button und Alonso bilden das erfahrenste Duo der Formel 1, Foto: McLaren
Button und Alonso bilden das erfahrenste Duo der Formel 1, Foto: McLaren

Die Fahrer: Zwei ehemalige Weltmeister mit gemeinsam 47 Siegen, 147 Podiumsplätzen und drei Titeln. Da kommt kaum ein anderes Fahrer-Duo der Formel 1 mit. Beide konnten sich in ihren langjährigen Karrieren einen guten Ruf erarbeiten. Button als Reifenflüsterer, der bei chaotischen Bedingungen stets den richtigen Riecher beweist und Alonso als harter Arbeiter, der permanent mehr aus seinem Auto herausholt, als eigentlich drin ist.

Vor allem bringen die beiden Piloten eine Eigenschaft mit, die für Neueinsteiger Honda besonders wichtig ist: Erfahrung. Zusammen haben Button und Alonso über 500 Grand Prix bestritten. Alonso für vier verschiedene Teams mit unterschiedlichsten V10-, V8- und V6-Motoren, Button für fünf Rennställe auf Motoren von BMW, Renault, Honda und Mercedes. In einem Satz: Die beiden Herren wissen wovon sie sprechen, wenn sie Feedback an ihr technisches Personal weitergeben. Genau das ist für Honda im ersten Jahr wohl mehr wert als schnelle Zeiten.

Dass beide Fahrer im Alter noch schnell genug sind, müssen sie allerdings beweisen. Alonso ist 33 Jahr alt, Button hält sogar bereits bei 35 Lenzen. Gehören die beiden Piloten schon zum alten Eisen? Schwierige Autos verhinderten in der näheren Vergangenheit gute Ergebnisse. In den letzten beiden Jahren gab es für beide gemeinsam nur zwei Siege, 2014 überhaupt nur drei Podiumsplätze.

Als Handicap kommt hinzu, dass Alonso nach seinem Test-Crash in Barcelona I zumindest in Melbourne nicht starten wird und sein Cockpit an Kevin Magnussen übergibt, der nach nur einem Jahr eigentlich schon aussortiert wurde. Da nach Alonsos Unfall noch Vieles im Dunkeln ist, musste sich McLaren auch den Vorwurf gefallen lassen, etwas zu vertuschen. So wird nach wie vor munter über die Ursache gemunkelt.

Fahrer-Note: Sehr Gut

McLaren hat noch sehr viele offene Baustellen, Foto: Sutton
McLaren hat noch sehr viele offene Baustellen, Foto: Sutton

Das Auto: Nach zwei schwachen Saisons wollte man bei McLaren mit dem neuen Partner Honda neu durchstarten. Auch beim Auto-Design führte man daher einige Adaptionen durch: Bauchigere Seitenkästen, dafür deutlich schmalerer Heckbereich, eine neue Befestigungsvariante für den Heckflügel und eine neuartige Hinterradaufhängung. "Wir haben für den MP4-30 die ganze Philosophie des Autos geändert, nicht aber die DNA", sagte Teamdirektor Eric Boullier bei der Präsentation im Januar.

Das Auto ist genau auf die Power Unit von Honda zugeschnitten, aber genau diese ist und bleibt die Schwachstelle. Der beste Körper ist nutzlos, wenn das Herz nicht funktioniert. "Das Auto hat definitiv gutes Potenzial", ist Jenson Button überzeugt. Die wahren Möglichkeiten werden sich aber erst zeigen, wenn Honda seine Probleme in den Griff bekommen hat. Dass aber auch McLaren noch Baustellen hat, zeigte sich beim letzten Barcelona-Test, als an drei verschiedenen Tagen an drei unterschiedlichen Stellen Flüssigkeitslecks auftraten und viel Zeit kosteten.

Auto-Note: Mangelhaft

So kennt man den McLaren-Honda: Am Haken statt auf der Strecke, Foto: Sutton
So kennt man den McLaren-Honda: Am Haken statt auf der Strecke, Foto: Sutton

Die Zuverlässigkeit: Die Gesichter der Honda-Ingenieure dürften im Februar ganz schön lang geworden sein. Die Power Unit ist nach zwölf Testtagen einem derart umsatzstarken Automobilkonzern nicht würdig. An fast jedem Tag der Wintertests gab es große Probleme mit diversen Bauteilen. Alleine für MGU-K wurden in Barcelona I drei verschiedene Varianten angeliefert.

Nur an einem einzigen Tag schaffte McLaren-Honda eine volle GP-Distanz, an allen anderen elf blieb man stets klar unter der 300-Kilometer-Marke während andere Team oft über hundert Runden drehten. Selbst die GP-Halbdistanz (knapp über 150 Kilometer) absolvierte man nur an drei verschiedenen Tagen. Die im Februar insgesamt getesteten 1.751 Kilometer sind nur knapp 28 Prozent der Distanz, die Mercedes abspulten konnte. Es wäre ein Wunder, wenn in Melbourne beide Autos ins Ziel kommen würden.

Zuverlässigkeits-Note: Ungenügend

Saisonziel: So schnell wie möglich gewinnen

Pro

  • Zwei erfolgreiche Piloten mit einer Erfahrung von über 500 GP-Starts
  • Manpower und Finanzkraft von Honda und McLaren

Contra

  • Massive Probleme mit der Zuverlässigkeit
  • Angeschlagener Fernando Alonso
  • Neue Partner müssen sich erst aufeinander einspielen
  • Großer Druck auf legendäres Duo McLaren/Honda