Top: Ferrari in Plauderlaune

Wenn Luca di Montezemolo schon nicht mehr da ist, muss eben jemand anders bei Ferrari das Reden übernehmen. Teamchef Maurizio Arrivabene wäre ein geeigneter Kandidat. In Barcelona mutierte der Italiener kurzerhand zum Plappermaul und hielt eine locker-flockige 45-Minuten-Pressekonferenz im Fahrerlager ab. Arrivabene plauderte fröhlich aus dem Nähkästchen, von einem unter dem Auto liegenden und lachenden Räikkönen, der So-kam-der-Vettel-Deal-angeblich-zustande-Geschichte und der allgemeinen Party-Stimmung im Lager der Roten.

Vielleicht sollte man nicht alles für bare Münze nehmen, was Arrivabene da von sich gab, doch dem Chef gelang ein Kunststück: Er vermittelte den Eindruck, dass bei Ferrari jetzt alles im Reinen und das Team bei bester Laune ist. Eine bessere Motivationsspritze, gepaart mit ein paar Test-Bestzeiten, kann man sich eigentlich gar nicht wünschen. Forza, Ferrari!

Gute Laune bei Ferrari auch in Barcelona, Foto: Ferrari
Gute Laune bei Ferrari auch in Barcelona, Foto: Ferrari

Top: Der doppelte Pascal

So hatte sich Pascal Wehrlein sein echtes Debüt in der Formel 1 sicherlich nicht vorgestellt. Eigentlich am Donnerstag für Force India eingeplant, musste der Youngster dank kollektiver Mercedes-Leiden kurzerhand in den Silberpfeil umsatteln. Kein schlechter Tausch und für Wehrlein die perfekte Gelegenheit, noch mehr Erfahrungen in der F1 zu sammeln. Der DTM-Pilot von Mercedes schlug sich auch in den schnellen Formelautos gut und unternahm den nächsten Schritt in Richtung Königsklasse.

Wenn Pascal Wehrlein nicht gerade fährt, liest er gern mal..., Foto: Motorsport-Magazin.com
Wenn Pascal Wehrlein nicht gerade fährt, liest er gern mal..., Foto: Motorsport-Magazin.com

Top: Renault kann auch anders

Mit McLaren-Honda hat Renault seinen unrühmlichen Testfahrten-Nachfolger gefunden - es wurde also Zeit für eine neue Rolle der Franzosen. Zur Abwechslung präsentierten sich die Renault-Kunden Red Bull und Toro Rosso in Barcelona ausgesprochen zuverlässig und spulten konstant Kilometer um Kilometer ab. Die grauenhaften Probleme der vergangenen Testfahrten scheinen endgültig vergessen. Als Bonus obendrauf: Daniel Ricciardo erzielte am Freitag die erste Test-Bestzeit für Red Bull seit fast zwei Jahren.

Red Bull bleibt seinem Tarn-Look erst mal treu, Foto: Sutton
Red Bull bleibt seinem Tarn-Look erst mal treu, Foto: Sutton

Top: Maldonado!

Diesen langvollen Namen durfte man während der Testfahrten in Barcelona gleich zweimal brüllen. Pastor Maldonado war sowohl am Donnerstag als auch am Samstag der schnellste Mann auf der Strecke. Das gab es schon lange nicht mehr. Eher stand der Lotus-Pilot wegen seiner Unfälle im Mittelpunkt.

Da war es sicherlich eine angenehme Abwechslung, in der Zeitenliste mal ganz oben zu stehen. Angeblich spulte Lotus auch keine Showrunden ab - hieß es zumindest laut Lotus. Am Sonntag legte Teamkollege Romain Grosjean nach und erzielte die dritte Tagesbestzeit für das Team aus Enstone. Zumindest klingt das schon mal besser als die Horror-Tests der vergangenen Saison...

Nette Abwechslung: Gute Nachrichten rund um Pastor Maldonado, Foto: Sutton
Nette Abwechslung: Gute Nachrichten rund um Pastor Maldonado, Foto: Sutton

Flop: Wilde Gerüchte

Der sonntägliche Abschluss der Barcelona-Tests wurde von Fernando Alonsos Unfall überschattet. Der Spanier musste ins Krankenhaus verlegt werden, erst einige Stunden nach dem Vorfall gab McLaren offiziell Entwarnung. Nach dem Unfall machten zahlreiche Gerüchte die Runde im Fahrerlager, was denn nun wirklich passiert war. Genährt wurden die Spekulationen durch das verschwiegene McLaren. Unter anderem wurde vermutet, dass Alonso kurz vor dem Einschlag das Bewusstsein verloren haben beziehungsweise benommen hätte sein können, weil er Dämpfe einer Batterie eingeatmet hätte.

Auch war zu hören, dass er einen Stromschlag von einer der Batterien der Power Unit erhalten haben soll. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass sich der Frontflügel noch vor dem Einschlag gelöst und unter das Auto gekommen sein könnte. Trotz zahlreicher Bilder von der Unfallstelle ist noch nicht geklärt, wann genau Alonso den Flügel verloren hat. Auch ein technisches Problem an der Aufhängung oder Lenkung des Boliden wurde vermutet.

Alonso musste nach seinem Unfall ins Krankenhaus, Foto: Sutton
Alonso musste nach seinem Unfall ins Krankenhaus, Foto: Sutton

Flop: Banale Einigkeit

Nur noch ein Helm-Design pro Fahrer und Saison - es war die große Geschichte am Rande der Testfahrten in Barcelona. Nach dem Bekanntwerden dieses Vorhabens mussten sich die FIA-Verantwortlichen eine Menge Kritik gefallen lassen. Bei all den aktuellen Finanz- und Strukturierungsproblemen der Formel 1 fällt den Oberen nichts Besseres ein, als über solch ein vergleichsweise unwichtiges Thema zu diskutieren? In der ganzen Angelegenheit gab es nur einen Lichtblick. Sebastian Vettel formulierte es so: "Es scheint, als wäre das in diesen schwierigen Zeiten das einzige, worauf sich die Leute einigen können." Einverstanden, Recht hat er.

Flop: Renndistanz als Erfolgserlebnis

McLaren-Honda bleibt der große Sorgenkind der Testfahrten vor dem Saisonstart. Auch in Barcelona sorgten technische Schwierigkeiten immer wieder für Probleme. So sorgte eine defekte Dichtung innerhalb der Power Unit für ein vorzeitiges Ende Tages. Das eingeflogene, überarbeitete Teil brachte auch nur bedingt Besserung. Fakt ist: Bei der Vorbereitung hinkt McLaren der Konkurrenz meilenweit hinterher.

Während einige Teams schon Boxenstopps übten, feierte McLaren das Abspulen einer kompletten Renndistanz fast wie einen Rennsieg. "Es sieht schlechter aus, als es ist", suchte Jenson Button nach ein paar aufmunternden Worten. Doch kaum jemand kann sich ernsthaft vorstellen, dass McLaren rechtzeitig zum Saisonauftakt in Melbourne startklar ist.

McLaren stottert weiter vor sich hin, Foto: Sutton
McLaren stottert weiter vor sich hin, Foto: Sutton

Flop: Kontroverser Test-Rumms

Das gibt es nur selten bei Testfahrten: einen Unfall. Beim Auftakt am Donnerstag rasselten Susie Wolff und Felipe Nasr aneinander. Die Schuldfrage kann abschließend nicht geklärt werden, alles in allem war es eine unglückliche Situation. Die Williams-Pilotin versuchte sich an Aufklärungsarbeit, indem sie sich die Videoaufnahmen aus der Race Control besorgte und anwesenden Journalisten während einer Medienrunde zeigte. Ein kreativer Ansatz, der die Schottin allerdings nicht ganz freisprach. Eine kuriose Angelegenheit, die aber wohl vermeidbar gewesen wäre.

Rumms! Susie Wolff war um Unfall-Aufklärung bemüht, Foto: Motorsport-Magazin.com
Rumms! Susie Wolff war um Unfall-Aufklärung bemüht, Foto: Motorsport-Magazin.com