"Es war heute wirklich ermutigend zu sehen, dass wir in der vorderen Gruppe dabei sind." So fällt die recht zurückhaltende Bilanz von Daniel Ricciardo nach dem zweiten Testtag in Barcelona aus, den er mit 142 Runden und der Bestzeit von 1:24.574 Minuten beendete. Damit erzielte zum ersten Mal seit dem 19. Juli 2013 wieder ein Red Bull eine Tagesbestzeit während Testfahrten. Damals hatte Sebastian Vettel in Silverstone an der Spitze gelegen.

"Es war besser, definitiv besser. Wir haben versucht, heute mehr als 100 Runden zu schaffen und da waren 142 ein guter Start", freute sich Ricciardo über eine Steigerung von knapp 90 Runden im Vergleich zum Vortag. "Aber obwohl wir heute eine gute Anzahl an Runden absolviert haben, gibt es immer noch einiges am Auto zu verstehen und zu verbessern. Aber es ist ermutigend, da oben zu sein und noch etwas in der Hinterhand zu haben."

Daniel Ricciardo war der Schnellste des zweiten Testtages, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo war der Schnellste des zweiten Testtages, Foto: Sutton

Bereits eine halbe Stunde vor der Mittagspause brannte der Australier seine Tagesbestzeit auf weichen Reifen in den Asphalt. Davon blenden und an den ganz großen Schritt nach vorne glauben, will er sich aber nicht lassen. "Mercedes ist mehr oder weniger wieder da oben und wird um die vorderen Podestplätze kämpfen. Danach denke ich, dass es sehr eng zwischen uns, Williams und Ferrari werden wird", wagte Ricciardo eine erste Prognose. Der Australier mahnte, dass Ferrari bereits während der ersten Testfahrten in Jerez sehr stark aussah, dennoch schätze er Red Bull und die Italiener auf einem ähnlichen Pace-Level ein. "Ich bin mit unserer Rundenanzahl heute recht zufrieden, aber ich weiß, dass wir uns bezüglich der Performance noch verbessern können", fügte der Red-Bull-Pilot hinzu.

Für Ricciardo ist die zweite Testphase nun beendet und für ihn übernimmt Teamkollege Daniil Kvyat das Steuer. Im Vergleich zu 2014 reist der Australier aber mit einem deutlich besseren Gefühl ab. "Dieses Jahr fahre ich nach Melbourne und kann sagen, dass ich bereits eine ganze Renndistanz abgespult habe. Das macht mich selbstbewusster", lachte der Australier, der sich etwas eingerostet nach der Winterpause fühlte. "Es fühlte sich nach so langer Zeit etwas komisch an, wieder Longruns zu fahren", gestand er. Auf seinem ersten Run war Ricciardo etwas zu vorsichtig mit den Reifen und die richtige Konstanz zu finden, sei noch knifflig gewesen.

Bereits nach wenigen Minuten sorgte Ricciardo für die erste Rotphase des Tages, als er an der Boxenausfahrt stehenblieb, Foto: Sutton
Bereits nach wenigen Minuten sorgte Ricciardo für die erste Rotphase des Tages, als er an der Boxenausfahrt stehenblieb, Foto: Sutton

Ein anderes Gefühl war hingegen gut und ermutigend für den Australier: Die Renault-Power-Unit fühlt sich seiner Meinung nach deutlich besser an und ist leistungsstärker geworden. "Wir wussten auch, dass es so sein würde. Es war nur immer die Frage, wie viel mehr es im Vergleich zum letztjährigen Mercedes-Motor sein würde und wie weit wir die Lücke würden schließen können", erklärte Ricciardo. Einziger Schwachpunkt: Top-Speed. In diesem Bereich fehlt Renault immer noch ein gutes Stück zu Mercedes, aber auch dort sollte es laut Ricciardo noch einen Schritt nach vorne geben. "Wenn wir den Abstand realisitsch betrachtet jetzt um die Hälfte verringern könnten, dann wäre das gut."

Im Bereich des Chassis erkannte der Weltmeisterschaftsdritte von 2014 hingegen nur kleine Verbesserungen bei Red Bull. "Die Charakteristik ist ähnlich, aber das ist nicht unbedingt schlecht, denn unser letztjähriges Chassis war recht stark", untermauerte er.