Der steile Absturz 2014 hat bei Lotus deutliche Spuren hinterlassen. Nach zwei vierten Konstrukteursrängen inklusive Siegen und Podien en masse in den Saisons 2012 und 2013 brachte der Rennstall aus Enstone mit Beginn der neuen Turbo-Ära sprichwörtlich kein Rad mehr auf den Boden.

Romain Grosjean und Pastor Maldonado brachten den waidwunden E22 in 19 Rennen gerade drei Mal in die Punkte. Zehn mickrige Zähler bedeuteten letztlich den beinahe blamablen achten Rang in der Konstrukteurswertung. Technische Defekte, Fahrfehler, Chaos und auch ein wenig Pech gaben sich bei Lotus Rennen für Rennen die Klinke in die Hand.

Harsche Selbstkritik: Mit E22 über das Ziel hinausgeschossen

Lotus-Boss Gerard Lopez macht um die Gründe für den brutalen Absturz des Rennstalls keinen Hehl. "Natürlich hat Renault im letzten Jahr nicht gerade einen Glanzleistung mit seiner Power Unit vollbracht. Jedoch wäre es falsch, nur anzuklagen. Wir haben selbst gravierende Fehler gemacht."

Gerard Lopez' Mine war in der Saison 2014 nur selten erhellt, Foto: Sutton
Gerard Lopez' Mine war in der Saison 2014 nur selten erhellt, Foto: Sutton

Während der Luxemburger Renault vorwirft, sich in den vergangenen Jahren viel zu stark an den Wünschen und Vorstellungen Red Bulls orientiert zu haben, hat er auch vor der eigenen Haustür zahlreiche Schwachstellen ausgemacht. "Wir sind mit dem E22 deutlich über das Ziel hinausgeschossen, waren zu aggressiv. Wir haben zu stark in Richtung Topspeed entwickelt und das war retrospektiv ein klares Eigentor."

Mercedes-Antrieb als Allheilmittel?

Dass Lotus schon 2015 wieder einen Schritt in Richtung der erfolgreichen Zeiten vor der ersten Turbo-Saison machen kann, liegt laut Lopez durchaus auf der Hand. "Wir fahren nun mit Mercedes-Antrieb und schon alleine das wird einen klaren Unterschied ausmachen. Wir haben auch das neue Auto weniger aggressiv konstruiert und ich bin mir sicher, dass unser Paket äußert schlagfertig ist."

Allerdings weiß Lopez, dass nur Stabilität an der Basis dauerhaften Erfolg an der Strecke bringen kann. "Wir haben vor einem Jahr auf einmal 100 Leute entlassen und das hat sich natürlich bemerkbar gemacht. Allerdings haben wir das Kernteam der erfolgreichen Jahre 2012 und 2013 entgegen externer Aussagen stets komplett gehalten. Die Technikabteilung ist nach wie vor fast vollständig versammelt und wird schon in dieser Saison merklichen Anteil am Aufschwung haben."

Mit 50 neuen Einstellungen will Lotus nun vor allem den wichtigen Bereich der Aerodynamik aufstocken. Lopez hält diesen Schritt für unausweichlich, auch wenn er eher ein Fan der Qualität ist, denn der Quantität: "Wir haben den Preis für letzte Saison bezahlt und daraus gelernt. Allerdings bin ich immer noch der Meinung, dass die Qualität und nicht die Anzahl der Arbeiter entscheidend ist. Ich kenne Teams mit 850 Angestellten die weniger bewegt haben als Teams mit 500 Mitarbeitern."