Fernando, welchen Eindruck hast du vom Renault R25?

Fernando Alonso: Das Gefühl bei der ersten Begegnung mit einem neuen Auto ist immer sehr wichtig. Als ich den R25 vergangene Woche erstmals in der Box stehen sah, war ich sehr beeindruckt: Ich kannte das Windkanal-Modell, aber ich war trotzdem überrascht, wie gut das Auto im Original aussieht. Auf den ersten Blick scheint er sich nicht sonderlich vom Vorjahreswagen zu unterscheiden, aber der R25 steckt voller Neuerungen. Die Seitenkästen zum Beispiel sind viel schmaler geschnitten, und auch die Kühlkamine sehen völlig anders aus. Auch während der ersten Runden auf der Rennstrecke war mein erster Eindruck hervorragend. Ich fühlte sofort, dass ich den Rückmeldungen des Autos vertrauen kann.

Wie beurteilst du das Handling des R25 im Vergleich zu seinem Vorgänger?

Fernando Alonso: Der Renault R25 verhält sich über längere Distanzen konstanter. Ein direkter Vergleich ist wegen der niedrigeren Abtriebswerte für 2005 nicht möglich, aber verglichen mit dem Interims-Auto haben sich Traktion und Bremsstabilität klar verbessert. Beides wirkt sich über eine Renndistanz sehr positiv aus, da es die neuen "Langstrecken"-Reifen nicht so stark beansprucht. Auf die ersten Setup-Änderungen hat das Auto so reagiert, wie wir es erwarteten – ein gutes Zeichen. Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, seine Charakteristik vollständig zu verstehen und die optimale Performance aus dem Auto herauszuholen. Für mich gilt es, den R25 noch etwas besser auf meinen Fahrstil einzustellen, aber das gehört zum normalen Lernprozess am Anfang jeder Saison.

Auch das Triebwerk, der RS25, ist eine Neukonstruktion. Wie bewertest du den Motor?

Fernando Alonso: Der RS25 hat mich angenehm überrascht: Er fühlte sich auf Anhieb kraftvoller an und hat mich durch die gute Fahrbarkeit beeindruckt. Wenn man bedenkt, dass der diesjährige Motor wegen der neuen Regeln die doppelte Fahrleistung aushalten muss und trotzdem an Leistung zulegte, wird klar, was das Team in Viry-Châtillon für einen erstklassigen Job gemacht hat. Um das volle Potenzial des neuen V10 abzurufen, müssen wir noch einige Feinabstimmungen vornehmen, etwa beim Mapping von Gaspedal und Drosselklappen oder der Traktionskontrolle, doch das ist nur eine Frage der Zeit.

Euer Ziel lautet, Ferrari Paroli zu bieten. Hältst du das für realistisch?

Fernando Alonso: Ein klares Bild wird sich erst ergeben, wenn wir in Melbourne die ersten Runden drehen, aber meine Erwartungen sind ganz klar: Ich möchte dieses Jahr regelmäßig um den Sieg kämpfen. Ich fühle mich mental stärker und besser vorbereitet als je zuvor. Wir müssen unseren Speed an den Rennwochenenden zeigen und ständig um Podestplätze oder Siege fahren. Die Saison wird sehr lang, und wir kämpfen gegen die Besten der Welt. Doch ich weiß, was das Renault F1-Team über den Winter geleistet hat. Das macht mich sehr zuversichtlich. Schon 2004 lagen wir immer in Reichweite des Podiums. In diesem Jahr wollen wir den nächsten Schritt machen.