Was waren deine ersten Eindrücke von den neuen Reifen und dem durch das neue Reglement veränderte Abtriebsniveau?

Franck Montagny: Nun, mir fiel sofort auf, dass sich die Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr als gar nicht so groß erwiesen. In den schnellen Kurven sind wir nach wie vor sehr schnell, und auch die Reifen bauen unverändert viel Grip auf. Allerdings lässt die Leistungsfähigkeit der Pneus schneller nach. Dann wird das Heck in den schnellen und mittelschnellen Kurven, beim Anbremsen und Einlenken sowie beim Herausbeschleunigen nervöser.

Was ändert sich dadurch für den Fahrer?

Franck Montagny: Ich denke, wir werden unseren Fahrstil umstellen müssen. Wir werden die Art das Auto zu fahren, zwar nicht grundlegend verändern, aber wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die optimale Leistung aus dem Auto holen können.

Was meinst du damit?

Franck Montagny: Die neuen Regeln haben zwei gegensätzliche Effekte zur Folge: Zum einen verhält sich das Auto nervöser, und wir dürfen die Reifen nicht mehr wechseln. Ein nervöses Handling führt aber automatisch zu einem schnelleren Reifenverschleiß, da das Auto mehr rutscht. Wir müssen aber dafür sorgen, dass die Pneus länger ihre optimale Leistung bringen. Als Fahrer musst du dir deshalb überlegen, dass dein Auto über die gesamte Distanz sehr gut funktioniert und nicht nur über eine einzelne Runde.

Werden die Fahrer ihre Autos deshalb anders abstimmen?

Franck Montagny: Sie werden in puncto Set-up zumindest andere Überlegungen anstellen. Als Fahrer möchtest du nicht zwingend eine optimale Abstimmung im Qualifying haben, weil es dazu führen könnte, dass du im Rennen mit Übersteuern zu kämpfen hast. Um auf einer Runde die maximale Leistung abrufen zu können, brauchst du viel Grip an der Vorderachse und beanspruchst die Reifen entsprechend. In dieser Saison führt dies aber zu einer nervösen Hinterachse während des Rennens.

Wie werden die Fahrer also das Qualifying angehen?

Franck Montagny: Ich glaube, dass sie ihr Auto eher so abstimmen, dass es in den ersten Runden mit neuen Reifen – also auch im Qualifying – ein eher untersteuerndes Fahrverhalten an den Tag legt. Wenn die Pneus dann leicht abbauen, wird sich die Fahrzeugbalance in Richtung neutral verändern. Der Abstimmungs-Kompromiss zwischen Qualifying und Grand Prix wird deutlicher mit Blick auf die gesamte Renndistanz gefunden werden.

Wir schwer wird ein Fahrer für Fahrfehler, die eine Beschädigung der Reifen zur Folge haben, bestraft werden?

Franck Montagny: Das hängt von der Strecke ab. Wenn ich von den Kursen ausgehe, auf denen wir in den vergangenen Wochen Testfahrten absolvierten, wird vor allem das Gripniveau eine wichtige Rolle spielen. Auf Strecken mit viel Haftung – wie zum Beispiel Jerez – auf denen die Reifen hart arbeiten müssen, werden solche Fehler das Fahrverhalten unmittelbar verschlechtern. Auf Strecken mit weniger Haftung – wie beispielsweise in Valencia – wirkt es sich deutlich weniger aus. Generell gilt aber, dass die Fahrer keinen Platz für Fehler haben. Sie müssen äußerst präzise fahren.