Der Renault R25 ist wirklich ein beeindruckender Rennwagen. Was können Sie uns über den neuen gelb-blauen Boliden erzählen?

Bob Bell: Im Vergleich zum Vorjahresauto stellt der Renault R25 eher eine Evolution denn eine Revolution dar. Wir hoffen, dass uns das Gesamtpaket in die Lage versetzt, um Siege fahren zu können. Wir haben jedes Detail optimiert, um die Verwindungssteifigkeit zu verbessern und das Gewicht zu reduzieren. Durch die sehr kompakte Bauweise gaben wir unseren Aerodynamik-Experten zudem alle Freiheiten, um auf die Reglements-Änderungen zu reagieren.

Wir wirkten sich die Regeländerungen auf die Entwicklungsarbeit aus?

Bob Bell: Wir begannen mit der Arbeit im Windkanal in dem Moment, als das neue Reglement im vergangenen Juli bekannt gegeben wurde. Diese Vorgehensweise barg ein gewisses Risiko, da wir zu diesem Zeitpunkt Teile unserer Ressourcen von der Weiterentwicklung unseres aktuellen Autos abziehen mussten. Wir büßten deshalb zum Ende der vergangenen Saison etwas an Leistung ein. Dennoch war unsere Entscheidung richtig. Ursprünglich gingen wir aufgrund des neuen Reglements von einem Abtriebsverlust von rund 25 Prozent aus. Einen Großteil davon konnten wir bereits wieder gutmachen.

Mit welchen wichtigen Innovationen geht der Renault R25 an den Start?

Bob Bell: Wir haben zum Beispiel ein völlig neues Elektroniksystem mit Namen "Step 11", das die Steuereinheiten für Chassis und Motor in einem Bauteil vereint. Es ist zudem deutlich leichter, was zu den insgesamt 25 Prozent Gewichtseinsparung des neuen Autos beiträgt. Es bringt uns auch in puncto Entwicklung weiter. Wir verfügen nun über eine vierfach höhere Prozessorkapazität und eine zehnfach größere Speicherleistung als während der Saison 2004.

Können Sie uns das "V-Kiel"-Prinzip der vorderen Aufhängung erläutern?

Bob Bell: In den vergangenen Jahren haben sich zwei Systeme der Frontaufhängung entwickelt: mit Einzel- und mit Doppelkiel. Das Prinzip mit zwei Kielen bringt dabei den Vorteil von einer verbesserten Aerodynamik. Gleichzeitig können aber struktuelle Nachteile entstehen. Ich bin davon überzeugt, dass der "V-Kiel" eine elegante Lösung für dieses Problem darstellt, denn er verbindet die Vorteile beider Prinzipien. Bei einem minimalen Nachteil in der Struktur erhielten einen großen aerodynamischen Vorteil und konnten unsere bewährte Konfiguration der vorderen Aufhängung beibehalten.

Welche Erwartungen haben Sie an das Auto?

Bob Bell: Der Renault R25 stellt mit Sicherheit den ganzheitlichsten Wagen dar, den das Team bislang entwickelt hat. Wir haben in Enstone sehr eng mit unseren Kollegen in Viry-Châtillon zusammengearbeitet um die Integration des Renault RS25-Zehnzylinders zu optimieren. Die daraus enstandenen aerodynamischen Vorteile erwiesen sich als größer, als wir es selbst bei einem unveränderten Reglement hätten erwarten können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich die zahlreichen Verbesserungen in einem spürbaren Entwicklungsschritt in puncto Leistungsfähigkeit niederschlagen werden.