Um beim Saisonfinale in Abu Dhabi noch einen letzten verzweifelten Angriff auf Mercedes zu unternehmen, setzte Red Bull alles auf eine Karte. Mit Frontflügel-Flaps am Rande der Legalität wollte der entthronte Vierfachweltmeister innerhalb der Grenzen des Reglements noch einmal einen kleinen, aber möglicherweise feinen aerodynamischen Vorteil gegenüber der Konkurrenz erzielen. Der Versuch schlug jedoch fehl: Jo Bauer, der Technische Delegierte der FIA befand die Konstruktion an beiden RB10 für illegal, meldete an die Stewards einen Verstoß gegen Artikel 3.15 des Technischen Reglements.

So hatten sich die Flaps unter aerodynamischer Last verformt, per Reglement müssen diese relativ zum Fahrzeug betrachtet jedoch stets fest und unbeweglich bleiben. Nach der folgerichtigen Disqualifikation Daniel Ricciardos und Sebastian Vettels setzten sich die Verantwortlichen Red Bulls zunächst zur Wehr, beschuldigten direkte Konkurrenten, besagte Grenzen gar noch weiter auszuloten. Obwohl Helmut Marko, Christian Horner und auch Adrian Newey ihre eigenen Fehler letztlich zähneknirschend akzeptieren mussten, blieben sie bei der Aussage, dass Red Bull bezüglich der 'Flexi-Wings' nicht die einzigen Übeltäter im Feld seien.

Sebastian Vettel war im Qualifying von Abu Dhabi mit illegalem Frontflügel unterwegs, Foto: Red Bull
Sebastian Vettel war im Qualifying von Abu Dhabi mit illegalem Frontflügel unterwegs, Foto: Red Bull

Smedley: FIA absolut einverstanden mit unserer Inerpretation

"Ungerecht ist meiner Meinung nach, dass sich unsere Flügel deutlich weniger verbiegen lassen als die unserer Rivalen. Andere interpretieren die Regel in einem ähnlichen Sinn, aber wir werden hier herausgepickt", hatte Newey gegenüber der BBC geklagt. Teamchef Christian Horner beschuldigte Williams gar direkt, ähnlich 'illegale' Frontflügel wie Red Bull zu besitzen - jedoch unverständlicherweise ohne Konsequenzen davonzukommen. Der Emporkömmling des Jahres fühlte sich durchaus angegriffen, schoss in Person von Chefingenieur Rob Smedley nun zurück: "Natürlich hat Herr Horner recht, dass alle Teams Grenzen ausloten wollen, aber unser Frontflügel ist nun einmal legal."

Auch in Abu Dhabi habe es Gespräche mit und einige Tests durch die FIA gegeben, die für Williams alle mit dem gleichen Ergebnis endeten: "Die FIA hat bei nahezu allen Teams diese Tests an den Frontflügeln durchgeführt. Wir waren auch darunter, und unsere Flügel sind definitiv legal. Sie waren absolut einverstanden mit unserer Interpretation der Regeln, und ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, warum Red Bull sich über unsere Herangehensweise so echauffiert", führte Smedley weiter aus. Im Gegenzug will er die Arbeit der Konkurrenz jedoch selbst nicht kommentieren: "Unser Auto war und ist legal. Ich vertraue darauf, dass sich die FIA darum kümmert, dass es auch die unserer Kontrahenten sind."

Die FIA hatte am Williams-Frontflügel nichts zu beanstanden, Foto: Sutton
Die FIA hatte am Williams-Frontflügel nichts zu beanstanden, Foto: Sutton

Smedley stichelt gegen Red Bull

Eine kleine Spitze gegen Red Bull wollte er sich dann jedoch nicht verkneifen: "Natürlich ist es eines der entscheidenden Teile des Spiels, die Grenzen hinsichtlich möglicher Vorteile gegenüber der Konkurrenz auszuloten. Die Frage ist nur, wie weit dieses Spiel letztlich getrieben werden darf." Auch hinsichtlich des Technischen Reglements legt Smedley noch einmal nach: "Es gibt ein klares und verständliches Regelwerk, und Artikel 3.15 ist allen bestens bekannt. Er ist nicht schwierig zu verstehen, und wenn du bewegliche aerodynamische Teile verwendest, brichst du nun einmal die Vorgaben."