Esteban Ocon hatte in Abu Dhabi die Ehre, für Lotus zum ersten Mal im Rahmen eines Formel-1-Wochenendes im Cockpit zu sitzen. Der 18-Jährige Franzose bestritt das erste Freie Training und war nur 0,3 Sekunden langsamer als sein erfahrener Teamkollege Pastor Maldonado. Es war allerdings nicht Ocons Premiere in einem F1-Boliden, anlässlich des Gewinns der Formel-3-Europameisterschaft bekam er bereits einen Testtag mit einem zwei Jahre alten Wagen spendiert.

"Ich musste mich zunächst vom 2012er-Auto umgewöhnen, weil der Fahrstil sehr unterschiedlich ist und es mehr Knöpfe am Lenkrad gibt", schilderte der Teenager seine ersten Eindrücke des E22. "Es gibt weniger Grip und auf den Geraden ist die Geschwindigkeit höher." Körperlich seien die Autos der Generation 2014 hingegen leichter zu fahren. "Der erste Run war nicht einfach, aber der zweite fühlte sich viel besser an", berichtete Ocon von seinem Einsatz. "Ich habe zwar etwas Luft gelassen, aber die Pace war ziemlich gut. Es war ein toller Tag."

Großes Lob erntete Ocon nach seinen 29 Runden von der Teamführung. "Esteban hat wahrlich einen respektablen Job gemacht und uns alles gegeben, was wir von ihm wollten", betonte Alan Permane, Trackside Operations Director. "Er ist definitiv ein großes Talent für die Zukunft." Diese warmen Worte freuten den jungen Franzosen naturgemäß. "Wenn sie glücklich sind, bin ich auch glücklich."

Viel Zeit für große Emotionen und Gefühle hatte Ocon allerdings nicht. "Ich musste mich konzentrieren und meinen Job machen", betonte er. "Man muss denken, es wäre ein normales Auto und ohne Druck fahren." Obwohl zwischen der Formel 1 und der Formel 3 selbstredend große Unterschiede bestehen, fühlte sich Ocon bestens vorbereitet. "Die Formel 3 ist in den Kurven richtig schnell, der Minimumspeed ist sogar höher", verdeutlichte er.

Ocon wird für Lotus auch an den Testfahrten teilnehmen, Foto: Sutton
Ocon wird für Lotus auch an den Testfahrten teilnehmen, Foto: Sutton

Ungewisse Zukunft

Ocon wird auch am Dienstag im Rahmen der Testfahrten für Lotus im Einsatz sein, wie es darüber hinaus mit seiner Formel-1-Karriere weitergeht, weiß er jedoch noch nicht. "Ich hoffe, ich bekomme noch eine Chance", meinte er. "Leider habe ich keine Ahnung, wie die Pläne für 2015 lauten. Ich weiß, dass ich eine Art dritter Fahrer bin, aber sie werden entscheiden und ich weiß nicht, was sie im nächsten Jahr mit mir planen."

In der nächsten Woche nimmt Ocon auch an dreitägigen GP2-Testfahrten teil. Er kann sich sowohl vorstellen, 2015 in dieser Nachwuchsklasse als auch in der Formel Renault 3.5 zu fahren. "Es sind beides tolle Serien."

Dass mit Max Verstappen nächstes Jahr ein jüngerer Pilot, den er zudem in der Formel 3 schlug, als Stammpilot in die Formel 1 aufsteigt, stört den 18-Jährigen keineswegs. "Er war derjenige, den es zu besiegen galt und das habe ich geschafft", sagte Ocon. "Es ist sehr gut für uns junge Fahrer, dass er in die Formel 1 aufsteigt, denn es bedeutet, dass wir bereit sind. Ich sehe es positiv." Verstappen sei ein sehr aggressiver Fahrer, der deshalb schon einmal von der Strecke abkomme. "Wir haben total unterschiedliche Stile", zog er einen Vergleich zum künftigen Toro-Rosso-Pilot.