So schnell kann sich das Blatt in der Formel 1 wenden. Nachdem Christian Horner in Austin noch die konstruktive Diskussion mit Mercedes bezüglich der Motoren gelobt hat, lässt er eine Woche später kein gutes Haar an den Silberpfeil-Verantwortlichen. "Das ist alles so frustrierend. Man sitzt an einem Tisch, diskutiert stundenlang und verlässt den Tisch in der Meinung, dass eine Einigung erzielt wurde. Doch dann ändert sich alles wieder. Es ist lächerlich, dass wir keine Lösung finden können. Ich habe keine Ahnung, was am Ende dabei herauskommen wird", so der Brite.

Der Rennverlauf in Brasilien hat dazu geführt, dass Horners Frustpegel steigt. "Wir waren in Brasilien chancenlos. Ich kann die Position von Mercedes verstehen, aber es ist für die Formel 1 nicht gut, wenn ein Team dominiert und alle anderen keine Chance haben", erklärte der Red Bull-Teamchef. Dabei stellte er klar, dass die Mercedes-Dominanz nicht mit jener von Red Bull vergleichbar ist. "Sicher haben wir die letzten vier Jahre dominiert, aber das war eine völlig andere Situation. Die Teams hatten vor jedem Rennen die Chance ihre Autos weiterzuentwickeln und vieles, was wir hatten, wurde von der Konkurrenz sofort kopiert", betonte Horner.

Mercedes gegen den Rest

Renault, Ferrari und Honda plädieren für eine Lockerung der Bestimmungen, die den Entwicklungsstand der Motoren einfrieren. "Die einzige Option ist, dass es Renault, Ferrari und Honda erlaubt wird, zu versuchen, die Lücke auf Mercedes zu schließen. Wenn das nicht passiert, dann erwartet uns alle eine schmerzliche 2015er-Saison", klagte Horner. Bernie Ecclestone schlug sogar vor, dass Mercedes eine Entwicklungs-Auszeit nehmen soll, bis Renault und Ferrari aufgeschlossen haben.

Das wären Zustände wie in der DTM. Dort profitierte Mercedes von einem Sonder-Entwicklungsrecht. "Ein Entgegenkommen in der DTM bedeutet per se nicht die Aufforderung für ein Entgegenkommen in der Formel 1", brachte es Ex-Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug auf den Punkt. Näher wollte er sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com allerdings nicht zu dem Streitthema äußern. "So sehr ich damals über Medien verbreitete Ratschläge nicht Verantwortlicher von draußen für unangebracht hielt, so wenig werde ich heute öffentliche Tipps zur möglichen Problemlösung geben. Das müssen die Beteiligten gemeinsam regeln."