Im ersten Jahr der neuen Motorenformel gibt es beim Antrieb Unterschiede wie lange nicht mehr. Mercedes dominiert mit seinen Power Units die Königsklasse. Wer keine Mercedes-Power im Heck hat, hat schon verloren. Red Bull Teamchef Christian Horner spricht sogar von einer Sekunde, die sein Team alleine auf Antriebsseite verliert.

Ferrari und Renault würden den Abstand gerne verkleinern. Doch während der Saison ist das nur schwer möglich. Denn die mechanischen Teile der Power Unit unterliegen einem Entwicklungsstopp. Änderungen dürfen lediglich zur Verbesserung der Zuverlässigkeit gemacht werden. Erst zur neuen Saison dürfen die drei Motorenhersteller umfangreichere Modifikationen vornehmen, ab dem 28. Februar gilt dann der Entwicklungsstopp wieder für ein Jahr.

Vor allem Ferrari war der sogenannte Engine-Freeze ein Dorn im Auge. Immer wieder wettern oder wetterten Marco Mattiacci, Luca di Montezemolo oder jetzt Sergio Marchionne gegen den Entwicklungsstopp. In Singapur wollten sich die Hersteller dann auf eine Lockerung geeinigt haben, in Sochi machte Mercedes allerdings einen Rückzieher. Auch in Austin waren noch vermehrt negative Stimmen zur Lockerung aus dem silbernen Lager zu hören.

Da es für eine Änderung des Reglements zu diesem Zeitpunkt eine einstimmige Unterstützung benötigt, wäre die Lockerung somit vom Tisch gewesen. Doch am Rande des US GPs kam es erneut zu Gesprächen zwischen den verschiedenen Parteien, die Horner als konstruktiv bezeichnete. Laut italienischen Medienberichten soll der Engine-Unfreeze bereits beschlossene Sache sein.

Erwartungsgemäß läuft die Lockerung auf einen Kompromiss hin. Die Entwicklung während eines Jahres komplett freizugeben, würde die Kosten explodieren lassen. Möglich wäre ein zweiter Freeze-Termin zur Mitte der Saison oder ein System mit Tokens. Tokens heißt die Währung in der Motorentwicklung.

Tokens sorgen für Ordnung

Im Reglement sind verschiedene Änderungsmaßnahmen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Tokens festgeschrieben. Diese Tokens regeln schon jetzt die Weiterentwicklung von Saison zu Saison. Denn die Power Units dürfen von Jahr zu Jahr nicht von Grund auf neu konstruiert werden. Für die zweite Saison unter dem neuen Reglement sind noch recht umfangreiche Änderungen möglich, 48 Prozent dürfen noch geändert werden. Doch dieser Anteil wird von Jahr zu Jahr kleiner.

Auch Renault war für die Auflockerung des Engine Freeze, Foto: Renault Sport F1
Auch Renault war für die Auflockerung des Engine Freeze, Foto: Renault Sport F1

Damit der Freeze des Engine-Freeze kommt, muss aber erst noch die Strategiegruppe zustimmen, später die Formel-1-Kommission. Erst dann wandert der Änderungsvorschlag vor das WMSC, das die Regeländerung dann auch verabschieden darf. Stimmt Mercedes und seine Kundenteams in der Strategiegruppe und der F1-Kommission zu, steht der Änderung nichts mehr im Wege.

Die letzte Hürde für Mercedes' Zustimmung soll den Berichten der La Reppublica zufolge Stuttgart sein. Denn das Hauptargument gegen die Lockerung waren und sind die Finanzen. Ein Wettrüsten erhöht unweigerlich die Kosten. Brixworth kann deshalb nicht ohne Zustimmung der obersten Chefetage in Stuttgart entscheiden.

Honda nicht hinten dran

Neben Ferrari und Renault dürfte auch Honda eine Lockerung begrüßen. Die Japaner starten 2015 ihr Formel-1-Comeback mit McLaren, können aber ihre Power Unit wohl erst bei den Wintertestfahrten im nächsten Jahr im Auto testen. Einen Test schon nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi sieht die Konkurrenz kritisch.

Medienberichten zufolge soll Honda dem eigenen Plan hinterherhinken, Foto: Honda
Medienberichten zufolge soll Honda dem eigenen Plan hinterherhinken, Foto: Honda

Demnach wird Honda 2015 genauso ins Kalte Wasser geworfen wie die Motorenhersteller in dieser Saison. Nur, dass Honda dann gegen Konkurrenz antritt, die bereits ein Jahr Erfahrung mit der neuen Technologie hat. Bedenkt man, wie viel Geld die Japaner für den Einstieg in die Königsklasse ohnehin hinlegen mussten und müssen, dürfte die Lockerung des Engine-Freeze nicht mehr allzu sehr ins Gewicht fallen..

Erst recht nicht, wenn die Gerüchte stimmen, dass Honda dem eigenen Zeitplan hinterherhinkt. McLaren Teamchef Eric Boullier bestreitet diese Gerüchte aber vehement: "Es ist eigenartig, dass all diese Gerüchte über den Motor, ob er nicht gut ist oder ob der Zeitplan nicht eingehalten wird, aus Italien kommen", so der Franzose. "Aber keine Angst, wir werden bereit sein."