"Es macht mich absolut krank, wie es aktuell in der Formel 1 läuft!" Eddie Jordan verlieh seinem Ärger über die aktuellen Geschehnisse innerhalb der Königsklasse Ausdruck. Streitpunkt ist die aktuelle Finanz-Krise, der zuletzt Caterham und Marussia zum Opfer fielen. Beide Teams meldeten Insolvenz an und waren beim vergangenen Rennen in den USA nicht am Start gewesen. Folgen noch weitere Teams in die Pleite? Sauber, Lotus und Force India sind ebenfalls von finanziellen Problemen geplagt und fordern umgehend eine Lösung. Andernfalls könnten die drei kleineren Teams mit einem Boykott drohen.
Wie die britische Times am Dienstag berichtet, soll der Rechteinhaber der Formel 1, CVC, den drei kleineren Teams eine Summe von 100 Millionen Pfund (127 Millionen Euro) in Aussicht gestellt haben. Dieses 'Versöhnungs'-Geld würde dann offenbar zwischen Sauber, Lotus und Force India aufgeteilt werden. Lotus-Besitzer Gerard Lopez hatte schon im Vorfeld von der Möglichkeit einer Einmalzahlung gesprochen.
"Ohne die kleinen Teams verliert die Formel 1 ihre Grundstruktur", wetterte Jordan gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist beschämend, wie mit ihnen umgegangen worden ist. Das ist völlig unfair. In diesem Geschäft geht es um Wettbewerb und der muss fair sein und auch so angesehen werden. Das ist aber nicht der Fall." Das Problem an der ganzen Angelegenheit, das hinter den Kulissen für zahlreiche Spannungen sorgt: Die großen Teams wie Ferrari, McLaren und Red Bull erhalten wesentlich höhere Einnahmen aus dem Topf der TV- und Antrittsgelder als die 'Kleinen'.
Gespräche noch vor Brasilien
Die Situation ist inzwischen prekär genug, um Bernie Ecclestone auf den Plan zu rufen. Er selbst habe Fehler begangen, räumte der F1-Supremo am vergangenen Wochenende gegenüber den Medien ein. Ecclestone und der Rechteinhaber CVC müssen sich nun schnell etwas einfallen lassen, um die kleineren Teams zu besänftigen. Nicht ausgeschlossen, dass sie ihrem Unmut spätestens beim Saisonfinale in Abu Dhabi Ausdruck verleihen und das Rennen boykottieren. Noch in dieser Woche soll es Gespräche zwischen den einzelnen Parteien geben.
Aus Reihen von Lotus war zu hören, dass eine Art Standardzahlung eine Möglichkeit wäre, größeren Schaden abzuwenden. Dabei betonten Teamchefs wie Monisha Kaltenborn, dass es nicht darum gehe, finanziell mit einem Schlag auszusorgen. "Wir fragen nicht nach einer Lösung, bei der Träume wahr werden und wir uns ein schönes Leben machen können", so Sauber-Chefin Kaltenborn. "Wir sagen nur, dass man hier mit den Einnahmen, die der Sport selbst erzielt, ein ordentliches Leben haben sollte. Dass es nicht jeden Monat und jedes Jahr Schwierigkeiten gibt."
Kleine Teams wurden belogen
Kaltenborn hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder für eine Kostenbremse in Form einer Deckelung ausgesprochen. Doch dieses heikle Thema wurde immer wieder unter den Tisch gekehrt - die großen Teams der Formel 1 sprachen sich deutlich gegen eine Kostenobergrenze aus und konnten ihren Willen stets durchsetzen. Dies sei laut Eddie Jordan auch ein Faktor, warum die drei Neueinsteiger von 2010 - HRT, Caterham und Marussia - ihre Zelte in der Formel 1 abgebaut haben.
"Sie wurden belogen und auf die falsche Fährte geführt, weil die versprochene Budgetobergrenze niemals eingehalten wurde", so der heutige TV-Experte und frühere Teamchef. "Niemand hat auch nur ein bisschen Wert darauf gelegt. Was ist mit der Formel 1 passiert, dass sie nicht auf sich selbst aufpassen kann? Wie konnte es in unserem Sport soweit kommen, dass es zwei Teams nicht bis zum Ende der Saison schaffen, wenn ihnen schon Preisgelder oder was auch immer zugesichert waren? Es wäre sicherlich möglich gewesen, ihnen ein bisschen zu helfen."
Boykott im letzten Moment abgewendet?
Ecclestone war zuletzt in Texas sichtlich darum bemüht, die Wogen ein wenig zu glätten. Der drohende Boykott stand vor dem Beginn des Rennens zumindest im Raum, auch wenn er nicht in die Tat umgesetzt wurde. Laut dem meist gut informierten Jordan sei es Donald MacKenzie, Co-Gründer von CVC, gewesen, der einen möglichen Boykott abwenden konnte. MacKenzie habe mit Lotus-Besitzer Gerard Lopez telefoniert und ihm versprochen, eine schnelle Lösung zu suchen.
Angeblich hatten die kleineren Teams in Austin bereits eine Pressekonferenz vorbereitet, um ihren Boykott zu verkünden. Lopez zeigte sich am Sonntag nach dem Rennen versöhnlich: "Ich denke, dass es einen Weg gibt, um das in den kommenden Tagen zu lösen. Vielleicht bekommen wir noch vor Brasilien einen Vorschlag. In diesem Fall sehe ich keinen Grund, etwas Drastisches zu unternehmen, das dem Sport schaden würde."
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