Die Legende von Robin Hood erfreut sich bei Kindern größter Beliebtheit. Für derlei Nettigkeiten ist in der Formel 1 allerdings nur sehr bedingt Platz. Es den Reichen nehmen und den Armen geben? Klare Absage aus Reihen der Big Player der Königsklasse.

Eric Boulliers Antwort auf die Frage, ob es im Bereich des Möglichen wäre, dass die großen Teams auf einen Teil ihrer zugesicherten Bonuszahlungen vor dem Saisonbeginn verzichten fiel entsprechend knapp aus: "Nein." Großes Gelächter bei den umstehenden Medienleuten, als McLarens Renndirektor ein einziges, deutliches Wort als Antwort auf die Frage fand.

Rückendeckung erhielt Boullier unter anderem von Toto Wolff. "Wir lachen über Erics Antwort, aber dafür wird er bezahlt", sagte der Mercedes-Motorsportchef. "Er wird dafür bezahlt, um dem Team Performance zu bringen, sowohl in sportlicher als auch finanzieller Hinsicht. So läuft es in jedem anderen Business auch. Ich kenne keinen Geschäftsmann, der einen Vorteil aufgeben würde. Würde man einen Kunden gehen lassen und sein Geld nicht annehmen? Die Antwort lautet 'Nein'."

Ohne 4: Trauriges Starterfeld in Austin, Foto: Sutton
Ohne 4: Trauriges Starterfeld in Austin, Foto: Sutton

Zeit für Änderungen

Mit Marussia und Caterham haben zwei Teams die Formel 1 auf unbestimmte Zeit verlassen. Die Königsklasse steckt mitten in der Krise. Auch Sauber, Force India und Lotus stecken in finanziellen Nöten. Es scheint aktuell nur nach einer Frage der Zeit, wann der nächste Rennstall dicht macht. Die kleinen Teams sehen in der aktuellen Notlage der F1 ihre große Chance, Änderungen herbeizubringen. Klare Ansage aus Reihen der 'Kleinen': Es muss sich etwas ändern. Andernfalls könnte es sogar zu einem Boykott respektive weiterem Ausstieg aus der Formel 1 kommen.

Bernie Ecclestone hat die Zeichen der Zeit längst erkannt. Der F1-Boss will nicht riskieren, dass noch weitere Teams wegfallen. Zuletzt in Austin ging Bernie auf Kuschelkurs, räumte sogar eigene Fehler ein. Außerdem merkte er an, dass die großen Teams ihren kleineren Mitstreitern einen Teil ihrer Einnahmen abgeben könnten, um die Balance zu halten. Dieser Vorschlag wurde bei Red Bull, Ferrari und Co. natürlich alles andere als gern gehört. Siehe Toto Wolffs Vergleich zum Geschäftsmann.

Die Geldverteilung in der F1 ist höchst umstritten, Foto: Sutton
Die Geldverteilung in der F1 ist höchst umstritten, Foto: Sutton

Netter Zug von Bernie...

"Es ist unheimlich nett von Bernie, so etwas vorzuschlagen", spottete etwa Christian Horner und gab den Spielball umgehend zurück: "Jedes Team hat seinen Deal mit dem Rechtehalter ausgehandelt. Angesichts dieses Problems muss man ihn nach der Verteilung der Gelder fragen." Die großen Teams erhalten im Vergleich wesentlich höhere Summen aus dem Topf der Fernseh- und Antrittsgelder, um ihr Überleben zu sichern. Die kleinen Fische der Formel 1 bleiben unweigerlich auf der Strecke, wie die jüngsten Insolvenzfälle gezeigt haben.

Horner bezweifelte allerdings, dass der Knackpunkt in der Geldverteilung zu suchen sei. Red Bulls Teamchef in deutlichen Worten: "Ich bin nicht überzeugt, dass es ihre Probleme gelöst hätte, selbst wenn Caterham und Marussia doppelt so viel Geld bekommen hätten. Ihre Schwierigkeiten sind eher fundamental und auf die kostentreibenden Faktoren bezogen statt auf das Einkommen." In die gleiche Kerbe stieß am Wochenende auch Ecclestone, der den Teams vorwarf, mehr Geld auszugeben als einzunehmen. Bernie: "Sie müssen sich anschauen, wie sie ihr Feld bestellen. Wenn du angestellt bist und deiner Frau sagt wie viel zu verdienst, weiß sie, wie viel sie maximal ausgeben kann."

Harte Zeiten für F1-Supremo Bernie Ecclestone, Foto: Sutton
Harte Zeiten für F1-Supremo Bernie Ecclestone, Foto: Sutton

Teams sponsern sich nicht gegenseitig

Statt Einnahmen neu zu verteilen, sei laut Horner nun der Rechtehalter CVC gefordert, für gesunde Verhältnisse zu sorgen. Einfach ausgedrückt: mehr Geld an die Teams der Formel 1. "Wir haben riesigen Druck beim Budget und ich muss innerhalb unseres Budgets arbeiten", so Horner. "Wenn der Rechteinhaber den kleineren Teams mehr Geld geben möchte, dann ist das seine Sache und seine Verantwortlichkeit. Die Teams sind wegen des Wettbewerbs und nicht, um sich gegenseitig zu sponsern."

Ähnlich sah es Ferrari in Form von Marco Mattiaci. Frei nach dem Motto: nicht umverteilen, sondern mehr einnehmen. Der Ferrari-Teamchef drückte es folgendermaßen aus: "Ferrari fokussiert sich darauf, den Kuchen größer zu machen statt die Art und Weise zu verändern wie die Stücke aufgeteilt werden. Wir dürfen jetzt nicht überreagieren." Deshalb habe es Priorität, größere Einnahmen mit der Formel 1 zu erzielen.

"Und jedem, der neu in die F1 kommt, muss die Herausforderung klar sein", legte Mattiaci nach. "Dieser Sport bedeutet Innovation - und die kostet Geld; viel und über einen längeren Zeitraum. Wir investieren weiter in die F1: Das ist unser Fokus."