Business as usual auf dem Circuit of the Americas: Auch beim US GP fuhr Mercedes einen letztlich ungefährdeten Doppelsieg ein. Durch seinen zehnten Erfolg der Saison 2014 liegt Superstar Lewis Hamilton zwei Rennen vor dem Ende nunmehr 24 Punkte vor Teamkollege und Widersacher Nico Rosberg. Noch vor dem GP von Monza hatte er mit 29 Zählern scheinbar vorentscheidend zurückgelegen. Bereits zum dritten Mal in den vergangenen fünf Rennen begünstigte jedoch ein Fehler Rosbergs den Sieg des Briten. Unterlag der Deutsche einmal mehr seinen Nerven unter massivem Druck des Teamkollegen?

Auch der Kampf um den verbliebenen dritten Podestplatz entpuppte sich beim ereignisarmen Rennen vor den Toren Austins als etwas willkommene Würze in der Suppe. Im Gegensatz zum Kampf um den Sieg, der durch ein sehenswertes Überholmanöver Hamiltons entschieden wurde, kamen bei Daniel Ricciardos ‚Sieg‘ über die beiden Williams von Felipe Masssa und Valtteri Bottas Taktikfans auf ihre Kosten. Motorsport-Magazin.com analysiert für euch noch einmal die entscheidenden Szenen des US GP:

Top-Auftakt: Rosberg dominiert ersten Stint

Beim zehnten Doppelsieg der ‚Sternen-Marke‘ 2014 deutete noch im ersten Renndrittel vieles auf einen Triumph des WM-Zweiten Rosberg hin. Problemlos gewann der Deutsche Start und Re-Start nach einer frühen Safety-Car-Phase und hielt Hamilton zwischen Umlauf sechs und dreizehn stets zwischen 0,7 und 1,1 Sekunden auf Distanz. Kurz vor dem ersten Stopp in Runde 15 holte Rosberg dann noch einmal den Hammer raus, und ließ die Lücke mit einer Blitz-Runde auf über zwei Sekunden anwachsen.

Nico Rosberg machte seinem Ruf als Top-Starter in Austin alle Ehre, Foto: Sutton
Nico Rosberg machte seinem Ruf als Top-Starter in Austin alle Ehre, Foto: Sutton

Hamilton folgte seinem Wiedersacher nur einen Umlauf später an die Box – und holte sich wie dieser nach Start auf angefahrenen Soft-Pneus frische Medium-Reifen ab. Die eine zusätzliche Runde auf neuen Reifen brachte Rosberg eine zusätzliche halbe Sekunde an Vorsprung ein, sodass er am Ende der siebzehnten Schleife bereits über 2,5 Sekunden vor Hamilton lag. Der Deutsche hatte scheinbar alles unter Kontrolle…scheinbar! Denn auf der härteren Mischung kam Hamilton plötzlich deutlich besser zurecht, verkürzte den Rückstand binnen vier Runden auf lediglich noch 1,1 Sekunden.

Monza reloaded? Rosbergs Patzer kostet Führung

Zu Beginn des vorentscheidenden 24. Umlaufs tauchte Hamilton dann erstmals seit langer Zeit wieder ins DRS-Fenster ein – und somit auch immer größer in Rosbergs Rückspiegel auf. "Ich habe in den ersten Runden auf der Medium-Mischung einfach keinen Rhythmus gefunden, weswegen Lewis die Lücke auf mich schnell geschlossen hat. Leider kam ich erst zu spät wieder in Schwung", resümierte Rosberg nach dem Rennen geknickt. Dass Hamilton jedoch derart plötzlich und unvorhersehbar vorbeikam, war rational zunächst nicht zu erklären.

Bereits in Monza trieb Hamilton Rosberg in einen folgenschweren Fehler, Foto: Sutton
Bereits in Monza trieb Hamilton Rosberg in einen folgenschweren Fehler, Foto: Sutton

Aus 0,8 Sekunden Rückstand machte Hamilton binnen einer Runde 0,9 Vorsprung – und das ohne erkennbaren Fahr-Fehler Rosbergs. Ein Blick aufs Zeitentableau zeigte, dass der Deutsche just in diesem Umlauf mit 1:45.711 Minuten seine langsamte ‚reguläre‘ Rundenzeit des Rennen hinlegte. Und das deutlich! "Ich habe einen Fehler gemacht, weil ich den falschen Mechanismus benutzte, um mehr KERS zu bekommen", erklärte Rosberg anschließend gegenüber Autosport. So hatte sich Rosberg schlicht bei der Betätigung der entsprechenden Knöpfe und Schalter an seinem Lenkrad vertan. Durch die Verzögerung in der Energiebereitstellung war er Hamilton auf der langen Gegengeraden dann ausgeliefert, und wurde auf der Bremse beim Einbiegen in die Haarnadel kassiert.

Wie in Kanada und Monza unterlief Rosberg somit erneut unter Druck Hamiltons ein Fauxpas, der wie auf der italienischen High-Speed-Strecke nicht ohne Folgen blieb. Anschließend verwaltete Hamilton seinen Vorsprung weitestgehend, ließ diesen jedoch vor dem zweiten Stopp ‚tröpfchenweise‘ bis auf 2,7 Sekunden anwachsen.

Beim letzten Stint auf ebenfalls frischen Medium-Reifen drückte Rosberg den Rückstand zwar zehn Umläufe vor dem Ende noch einmal auf unter zwei Sekunden, kam jedoch gegenüber dem schnelleren Hamilton nicht mehr in eine Angriffsposition.

Kampf um Rang drei: Red Bull gewinnt Strategie-Poker

Das Rennen um Rang drei entwickelte sich zu einem Pokerspiel, bei dem Red Bull seine Karten und Position clever gegen das scheinbar bevorteilte Williams ausspielte. Von den Rängen drei, vier und fünf in den Grand Prix gestartet, schien von Anfang an klar, dass sich der verbleibende Podestplatz nur zwischen den Williams-Piloten Felipe Massa, Valtteri Bottas sowie Red-Bull-Neuling Daniel Ricciardo entscheiden würde. Während beide Williams gut vom Start los kamen, patzte Ricciardo trotz Position auf der ‚sauberen‘ Seite des Grids, und fiel so bis auf Rang sieben zurück.

Kurz nachdem das Safety Car zum Ende der vierten Runde wieder in die Boxengasse abgebogen war, hatte der australische Emporkömmling seine ursprüngliche Position als erster Williams-Verfolger jedoch bereits wieder inne. Nachdem Magnussen zu einem riskanten Strategie-Poker früh in die Box abgebogen war, schnappte sich Ricciardo direkt nach dem Restart den mit stumpfen Waffen bestückten Ferrari-Star Fernando Alonso. Während die beiden Williams-Piloten zwischen den Umläufen fünf bis zehn stets schneller waren als Ricciardo, brachte sich dieser bis zu seinem ersten Stopp in Runde fünfzehn zumindest wieder in Schlagdistanz zum Viertplatzierten Bottas.

Meister der Undercuts: Ricciardo schlägt doppelt zu

Nachdem Ricciardo diesen per Undercut kassiert hatte, begab er sich auf die Jagd des wie entfesselt auftrumpfenden Massa. Dass dieser seinen Vorsprung zwischen Runde 16 und Ricciardos zweiten Stopp am Ende von Umlauf 31 jedoch von 1,1 auf 2,4 Sekunden vergrößerte, hatte einen einfachen Grund. Während Ricciardo von angefahrenen Soft-Reifen beim Start auf frische Mediumreifen wechselte, blieb Massa auch beim zweiten Stint auf einem angefahrenen Satz der weicheren Pirelli-Mischung. Per Reglement blieb ihm der ungeliebte härtere Satz – auf dem Williams deutlich mehr Probleme offenbarte als Ricciardo – jedoch nicht erspart.

Daniel Ricciardo war auf dem Circuit of the Americas einmal mehr pfeilschnell unterwegs, Foto: Red Bull
Daniel Ricciardo war auf dem Circuit of the Americas einmal mehr pfeilschnell unterwegs, Foto: Red Bull

Auch ein verpatzter Boxenstopp des Brasilianers trug dazu bei, dass Ricciardo bis zum Ende von Runde 33 auch den zweiten Williams per Undercut kassiert hatte. In nur vier Umläufen wurde für Massa aus einer deutlichen Führung von rund 2,4 Sekunden so ein Rückstand von über 1,6 Sekunden.

PilotRunde 30Runde 31Runde 32Runde 33Gesamt
Massa1:44.0581:44.3651:45.0792:04.5497:18,051
Ricciardo1:43.8731:44.1942:03.0481:42.8317:13,946

Beide Piloten gingen auf frischen Medium-Reifen auf ihrem letzten Stint bis zum Ende von Runde 56. Ricciardo fuhr seinen insgesamt achten Podestplatz der Saison jedoch letztlich kontrolliert mit knapp 1,3 Sekunden Vorsprung auf Massa nach Hause. Bottas konnte dem Australier nach dem ersten Boxenstopp zu keinem Zeitpunkt mehr wirklich zusetzen.