Für Sauber Petronas ist der C24 ein ganz besonderer Rennwagen: Er ist die erste Sauber-Konstruktion, die komplett im hauseigenen Windkanal entstand. "Vor allem unsere Aerodynamiker sind hoch motiviert, ihr Können unter Beweis zu stellen", sagt der Technische Direktor Willy Rampf.

Ihre Aufgabe war diesmal besonders anspruchsvoll, gab es doch von der FIA neue Vorgaben im Bereich der Aerodynamik mit dem Ziel, den Abtrieb erheblich zu reduzieren. So muss der Frontflügel 50 mm höher positioniert sein, der Heckflügel rückt 150 mm nach vorn, und die Höhe des Diffusors ist auf 125 mm limitiert. Zusätzlich wurde der Ausschnitt des Unterbodens vor den Hinterreifen vergrößert.

Dazu Willy Rampf: "Durch die Summe dieser Maßnahmen wurde der Abtrieb um über 20 Prozent verringert. Aber natürlich ist es unser Ziel, soviel Anpressdruck wie möglich wieder zurück zu gewinnen. Wichtig ist jedoch nicht nur der maximale Abtrieb, sondern auch das Erreichen einer hohen aerodynamischen Stabilität."

Die Konzeptphase für den C24 begann bereits im Mai. Da jedoch die neuen technischen Regeln erst im Juli vorlagen, konnten die Techniker mit der Detailarbeit nicht vor August starten. Rampf: "Im Laufe der Saison hatte es sich gezeigt, dass der C23 sehr viel Entwicklungspotenzial besitzt. Damit war klar, dass dieses Auto eine gute Basis darstellt. Wir haben deshalb das Konzept des C24 an jenes des Vorgängers angelehnt und nur dort geändert, wo wir Verbesserungspotenzial ausgemacht haben."

Das Hauptaugenmerk galt naturgemäß der Aerodynamik. "Unsere Erfahrungen mit dem C23 hatten den Einfluss der Seitenkästen sowie der Heckverkleidung auf die Wirksamkeit des Heckflügels deutlich gemacht. Wir haben konsequent in diese Richtung weiter gearbeitet und das Fahrzeug in diesem Bereich noch kompakter und harmonischer gestaltet."

Ein gut funktionierender Heckflügel kann seinen Zweck allerdings nur dann erfüllen, wenn man es auch schafft, im Frontbereich genügend Abtrieb zu produzieren. "Die Anhebung des Frontflügels hat den Anpressdruck an der Vorderachse ganz erheblich reduziert", beschreibt Rampf die Herausforderung. Erreicht haben die Sauber-Ingenieure ihr Ziel durch die Verwendung einer neuen Form beim Hauptflügel sowie durch viel Detailarbeit. Im Gegensatz zum Vorgänger verfügt der C24 wieder über ein Getriebe, das bei Sauber konstruiert wurde. Höhere Steifigkeit bei geringerem Gewicht und eine noch kompaktere Bauweise waren die Vorgaben, die Rampf den Technikern gab, und die sie auch erfüllten.

Ein Anliegen war es den Ingenieuren zudem, die hohe Zuverlässigkeit des C23 auf den C24 zu übertragen. So flossen viele Erkenntnisse, die man in dieser Beziehung gewonnen hatte, ins neue Auto ein. Zusätzlich wurde bei mehreren Komponenten die Steifigkeit weiter erhöht. Eine wichtige Neuerung gibt es auf dem Reifensektor, startet Sauber doch erstmals mit Michelin als Partner. "Diese Entscheidung fiel zwar spät, aber dennoch konnten wir die Erkenntnisse der ersten Testfahrten mit Michelin-Reifen in den C24 einfließen lassen", eröffnet Rampf.

Nach einer erfolgreichen Saison 2004 hat Saubers Technischer Direktor gute Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken: "Ich bin zuversichtlich, dass der C24 konkurrenzfähig sein wird und uns damit unserem Ziel näher bringt, den Abstand auf die Spitze weiter zu verkleinern."

Zwei Rennwochenenden mit einem Motor

Seit 1997 erhält das Sauber Team Motoren, die Ferrari im Auftrag des malaysischen Partners Petronas fertigt. Mittlerweile bestritten die Schweizer somit schon über 130 Grands Prix mit Petronas Power – und auch dieses Jahr wird die äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Partner fortgeführt. Selbst da der Vertrag am Ende des Jahres ausläuft und die Zukunft noch offen ist.

In Maranello werden im Laufe der Saison 2005 rund 30 neue Petronas-Triebwerke aufgebaut. Ab der Saison 2005 schreibt das Formel-1-Motorenreglement der FIA vor, dass die Aggregate nunmehr zwei ganze Rennwochenenden eingesetzt werden müssen. Damit addiert sich die zu bewältigende Laufleistung auf bis zu etwa 1600 Kilometer. Das ist gegenüber 2004 die doppelte Distanz.

Osamu Goto, Head of Powertrain bei Sauber Petronas, sagt: "Diese Reglementänderung stellt höchste Ansprüche. Kein Hersteller will gegenüber 2004 Leistung einbüssen, muss aber gleichzeitig darauf achten, die vorgeschriebene Einsatzdauer des Motors zu gewährleisten. Obwohl aufgrund der neuen Vorgaben die Laufleistung verdoppelt wurde, konnte das Gewicht nochmals reduziert werden, was der Performance des C24 zugute kommt."

Bereits Ende der neunziger Jahre lancierte Petronas, die nationale Öl- und Gasgesellschaft Malaysias, ein eigenes Schmiermittel, das für den Formel-1-Motor weiterentwickelt wurde und vom Team seit dem Jahr 2000 unter der Bezeichnung "Syntium" erfolgreich verwendet wird. Seit der Saison 2003 kommt zudem der "Primax"-Treibstoff zum Einsatz, den Petronas gemeinsam mit Ingenieuren der Sauber Petronas Engineering AG (SPE) entwickelt hat.

Der Sauber Petronas C24 im Detail

Chassisbezeichnung C24
Chassis Kohlefaser-Monocoque
Radaufhängung Obere und untere Querlenker (vorne und hinten), innen liegende, über Druckstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering)
Bremsen Sattel mit sechs Kolben (Brembo), Beläge und Scheiben aus Kohlefaser (Brembo, Carbone Industrie)
Kraftübertragung 7-Gang-Getriebe, längsgerichtet (Sauber), Kohlefaserkupplung (AP)
Reifen Michelin (vorne 27x66x13, hinten 32x66x13)
Chassis-Elektronik Magneti-Marelli
Räder OZ (vorne: 12,5J-13, hinten 13,7J-13)
Radstand 3.100 mm
Länge 4.580 mm
Höhe 1.000 mm
Breite 1.800 mm
Spurweite vorne 1.470 mm
Spurweite hinten 1.410 mm
Gewicht 600 kg (fahrfähig, mit Fahrer, Tank leer)

Technische Daten Petronas 05A

Motorbezeichnung 05A
Zylinderzahl V10
Hubraum 2.997 ccm
Zylinderblock Aluminium
Anzahl Nockenwellen 4 OHC
Nockenwellenantrieb Zahnräder
Anzahl Ventile 40
Ventilsteuerung pneumatisch
Zündung Magneti-Marelli
Kraftstoff-Einspritzung Magneti-Marelli