Der Motor war für Enzo Ferrari heilig. Ein kräftiger V12 war für den Commendatore das Herz eines jeden Formel-1-Boliden. In der neuen Hybrid-Ära der Königsklasse nimmt der Motor erneut eine zentrale Stellung ein. Doch Ferrari erscheint auf dem einstigen Vorzeigegebiet auf verlorenem Posten zu stehen. Die Power Unit aus Maranello krankt an vielen Enden.

Zuletzt forderte Teamchef Marco Mattiacci unentwegt, dass die Einfrierung der Triebwerke aufgehoben werden solle. Aber würde das die Probleme der Scuderia mit der unbekannten, neuen Technologie wirklich lösen? Mattiacci und Pat Fry kündigten eine kontinuierliche Weiterentwicklung an, egal ob sie die neuen Teile fortlaufend oder nur zu bestimmten Zeitpunkten verwenden dürfen.

Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner glaubt dennoch nicht daran, dass Ferrari seinen Rückstand im kommenden Jahr aufholen kann. "Das ist in absehbarer Zeit nicht zu schaffen", betont er. Selbst das schier unerschöpfliche Budget der Scuderia könne dabei nicht helfen. Die Zeit reiche über den Winter einfach nicht aus, um auf allen Gebieten die nötigen Verbesserungen zu erzielen. "Selbst wenn du alle parallel fährst, ist das zu viel, zu schwierig", sagt Danner.

Um die Finessen der neuen Power Units zu verstehen, muss viel Forschung betrieben werden. Auf Gebieten, die für ein Rennteam und einen Sportwagenhersteller wie Ferrari nicht bekannt sind. "Das ist eine Nummer zu groß für ein Rennteam", mahnt Danner. "Ferrari hat eine gute Motorenabteilung, aber das heißt noch lange nicht, dass die Komplexität der neuen Power Units sie nicht aus allen Angeln hebt."

Ferrari und Red Bull leiden unter ihren Power Units, Foto: Sutton
Ferrari und Red Bull leiden unter ihren Power Units, Foto: Sutton

Im Vergleich zum Power-Unit-Primus Mercedes sieht Danner die Mannschaft aus Maranello auf verlorenem Posten. "Wenn man Maranello mit Brixworth vergleicht, ist es wie ein Vergleich zwischen einem Propellerflugzeug und einem Spaceshuttle", sagt er. Während Mercedes auf Ressourcen innerhalb des Daimler-Konzerns zurückgreifen kann, sieht es bei Ferrari mit technischer Schützenhilfe seitens Fiat schlecht aus.

"Das Rennteam muss alles selbst machen", so Danner. Hilfreiche Erkenntnisse und Technologien existieren innerhalb des Konzerns nicht. "Da ist Mercedes Zweidreiviertellichtjahre voraus." Kein Wunder, dass Mercedes nichts von einer Aufhebung der Motoreneinfrierung hält.

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