Damit hatte man im Williams-Lager in Sochi wirklich nicht gerechnet: Nach seinem Verbremser in Kurve eins und dem anschließenden Notstopp konnte Nico Rosberg die folgenden 52 Runden problemlos auf einem Satz der Medium-Reifen absolvieren und sicherte sich dank dieser Strategie den zweiten Platz. Der Deutsche überholte zur Halbzeit des Rennens Valtteri Bottas und hielt den Finnen bis zum Fallen der Zielflagge in Schach.

Obwohl der Williams-Kommandostand dem Finnen via Funk versicherte, Rosberg würde noch einmal stoppen, fuhr der Mercedes-Pilot durch, was für lange Gesichter sorgte. "Wir waren darüber sehr überrascht", gab Rob Smedley, Head of Vehicle Performance, zu. "Wir dachten, es bestünde die Chance, das Rennen auf einem Reifensatz zu beenden, man am Ende aber nicht sehr schnell wäre."

Obwohl Bottas immer wieder schnelle Runden einstreute, konnte Rosberg mit seinen 25 Umläufen älteren Pneus kontern und war somit stets in der Lage, den Finnen auf Distanz zu halten. "Hätte Valtteri im Qualifying eine perfekte Runde zusammenbekommen, wäre er Zweiter geworden und sehr knapp an der Pole Position dran gewesen", meinte Smedley, der aber mit Blickrichtung Mercedes zugeben musste: "Im Rennen hatten sie einfach den längeren Atem als wir. Sie haben die Reifen besser gemanagt."

Massa scheitert an Perez

Einige Zeit folgte Bottas' Teamkollege Felipe Massa Rosberg wie ein Schatten bei dessen Aufholjagd durch das Feld. Der Brasilianer startete nach Problemen im Qualifying nur vom 18. Platz und lief bereits in der ersten Runde die Boxen an, um auf die weichen Reifen zu wechseln. Doch während Rosberg problemlos an Sergio Perez vorbeiging, blieb Massa hinter dem Force-India-Piloten für den Rest des Rennens hängen und verpasste als Elfter die Punkteränge.

"Die Pace war sehr gut. Rosberg und ich haben so viele Autos mit Leichtigkeit überholt, aber es war nicht möglich, an Perez vorbeizukommen", schilderte der Brasilianer. "Ich hatte DRS auf der Geraden, kam aber nicht nah genug heran - das hat mein Rennen zerstört." Warum er ausgerechnet hinter dem Force India hängen blieb, stellte für Massa ein Rätsel dar. "Es war so einfach, jeden zu überholen, selbst die Toro Rossos. Aber nicht ihn, er war das einzige Auto", schüttelte der Routinier den Kopf.

Massa biss sich an Perez die Zähne aus, Foto: Sutton
Massa biss sich an Perez die Zähne aus, Foto: Sutton

Falsche Strategie

Unverständnis rief bei Massa auch die Entscheidung hervor, bereits in der ersten Runde zu stoppen, denn anders als Rosberg musste er im weiteren Verlauf des Grand Prix' noch ein zweites Mal die Boxen anlaufen.

Wie Smedley verriet, hatte das Team mit größeren Performanceunterschieden zwischen den beiden Reifenmischungen gerechnet und sich deshalb zu diesem Schritt entschlossen. "Wir wollten, dass er stoppte, um den Medium so schnell wie möglich loszuwerden und auf den Option zu wechseln", erklärte der Brite.

Doch der Plan ging nicht auf, was nicht zuletzt an Straßensperre Perez lag. "Ich denke, wären wir nicht hinter ihm hängengeblieben, wären wir in der Lage gewesen, an die Ferraris heranzukommen", trauerte Smedley den verlorenen Punkten nach, die Williams' dritten Platz in der Konstrukteurs-Wertung noch weiter hätten absichern können. Drei Rennen vor dem Saisonende beträgt der Vorsprung auf Ferrari 28 Zähler.