Die Power Unit Ferraris ist in der ersten Saison der neuen Turbo-Formel-1 unbestritten die Achillesferse der Mythosmarke. Vor allem gegenüber Mercedes-befeuerten Teams setzen die Italiener bislang kaum einen Stich - eine Tatsache, die sich in erst zwei mickrigen Podestplätzen in nun bereits vierzehn Rennen widerspiegelt. Dass Ferrari jedoch über die vergangenen Monate gar keine wirkliche Chance hatte, die Lücke zur Konkurrenz zu schließen, hat einen einfachen Grund: Den sogenannten 'Engine Freeze'.

Per Reglement mussten die neuartigen Power Units zum 28. Februar homologiert werden - gravierende Änderungen im Nachhinein waren somit nicht mehr möglich. Lediglich hinsichtlich Zuverlässigkeit, Sicherheit und aus Gründen der Kosten-Reduktion durfte Ferrari seitdem Hand an das 'Herzstück' des F14 T anlegen. Dass Ferrari diese Regelung - vor allem angesichts der aktuell wenig zufriedenstellenden Situation - kaum liegt, ist alles andere als ein Geheimnis. Das Team aus Maranello macht keinen Hehl daraus, dass sie gerne rund um die Uhr am Motor weiterentwickeln würden.

Mattiacci: Formel 1 muss Vorreiter-Status wahren

Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci sprach sich öffentlich gegen eine Abschaffung oder zumindest Lockerung des 'Engine Freeze' aus. Entgegen weitläufiger Annahmen besteht er jedoch darauf, dass dies nicht nur zum Wohle Ferrari geschehen soll: "Wir kämpfen nicht gegen diese Regel an, weil wir sagen, dass wir mit aller Gewalt die Lücke auf die Konkurrenz und vor allem Mercedes schließen wollen. Das ist definitiv nicht der Fall und Kommentare in diese Richtung werfen definitiv ein falsches Licht auf unseren Rennstall."

Marco Mattiacci und Ferrari haben mit vielen Problemen zu kämpfen, Foto: Sutton
Marco Mattiacci und Ferrari haben mit vielen Problemen zu kämpfen, Foto: Sutton

Der Italiener sieht viel mehr das Gesamtbild der Formel 1 - und hält einen Entwicklungsstopp über zwei Drittel des Jahres der 'Krone' des Motorsports und der Fahrzeugtechnologie schlichtweg für unangemessen. "Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass die Formel 1 sich über den Großteil des Jahres kaum weiterentwickelt. Wir sind Vorreiter und diese Rennserie stand immer für Innovation und Entwicklung. Nach den aktuellen Regularien haben wir nur ein Fenster von wenigen Monaten, in denen wir große Entwicklungsschritte gehen können - und selbst die sind ja noch eingeschränkt."

In der Tat dürfen auch in der Übergangszeit zwischen dieser und nächster Saison lediglich 48% der Teile an den Power Units ausgetauscht werden. Vor allem für Ferrari wird der Winter daher entscheidend, will das Team die Lücke zur Konkurrenz bis zur nächsten Saison schließen. Das weiß auch Mattiacci, der ohnehin nicht der Meinung ist, dass Entwicklung während der Saison Ferrari bereits in der aktuellen Saison näher an die Spitze gebracht hätte: "Kein Mensch bei uns glaubt, dass wir Mercedes einfach so gekriegt hätten, denn sie hätte ja logischerweise auch entwickeln dürfen."