Zum ersten Mal seit Österreich feierte Mercedes in Italien einen Doppelsieg. Bei den dazwischen liegenden Rennen waren die Silberpfeile aber keineswegs weniger dominant. Verschiedene Faktoren machten Mercedes einen Strich durch die perfekte Rechnung. Technische Defekte in Silverstone und Hockenheim, ein dramatischer Rennverlauf in Budapest und ein Missgeschick von Nico Rosberg in Spa.

Die Chancen auf ein Safety-Car stehen gut, Foto: Sutton
Die Chancen auf ein Safety-Car stehen gut, Foto: Sutton

In Singapur sind alle drei Faktoren wahre Gefahren für Mercedes. Seit der ersten Austragung des Nachtrennens im Jahr 2008 gab es kein Rennen ohne Safety-Car-Einsatz. Gleichzeitig zählt der Grand Prix zu den längsten des Jahres, kratzt meist an der zwei-Stunden-Grenze. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit, der Länge der Belastung und der Charakteristik eines Stadtkurses häufen sich die Fahrfehler.

"Es gibt viele Passagen mit langsamen Kurven. Die Belastung ist für die Autos dennoch sehr hoch, vor allem mit Blick auf die Bremsen, die Lenkung und auch den Motor", warnt Paddy Lowe auch vor der technischen Komponente. Für den Executive Director ist aufgrund der vielen Risikofaktoren vor allem eines wichtig: "Unser Ziel ist es, jeglichen Dramen aus dem Weg zu gehen."

Mercedes zieht Getriebejoker

Aufgrund der langsamen Streckencharakteristik wird Mercedes wohl in Singapur den Getriebe-Joker ziehen. Wie Motorsport-Magazin.com bereits berichtete, fuhren die Silberpfeile die bisherige Saison mit einem zu lang übersetzten Getriebe. Die Rennen in Monza und Spa wollte man aber aufgrund deren Highspeed-Charakteristika noch mit der alten Übersetzung fahren.

Gleichzeitig werden die Autos auch anders aussehen, als noch im Königlichen Park: Die letzte große Update-Welle wird für das Stadtrennen erwartet. Weil nach der Sommerpause nur zwei Highspeed-Strecken kamen, konnten die neuesten High-Downforce-Pakete nach der Sommerpause noch gar nicht gezeigt werden.

Nächste Runde Hamilton vs. Rosberg

Unabhängig von aller Technik werden die Augen wieder auf den Zweikampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton gerichtet sein. Hamilton reist zwar mit viel Rückenwind aus Monza nach Singapur, trauert aber trotzdem dem Resultat etwas hinterher. "Da Nico Zweiter wurde, konnte ich meinen Rückstand nicht allzu sehr verringern", so der Brite, der noch immer 22 Punkte hinter seinem Teamkollegen liegt. "Trotz der Höhen und Tiefen liege ich noch immer gut im Rennen um die Weltmeisterschaft. Das motiviert mich riesig für die ausstehenden sechs Rennen", so Hamilton.

Für Rosberg gilt es, in Singapur zurückzuschlagen. In Monza war er noch das gesamte Wochenende über langsamer als sein Teamkollege und Titelrivale. Rosberg erklärte diese Tatsache mit der Streckencharakteristik und den vielen harten Bremspunkten, die ihm nicht besonders entgegenkamen. In Singapur wartet aber ein gänzlich anderer Kurs auf die Piloten. "Normalerweise gefallen mir Straßenkurse sehr. Entsprechend hoffe ich, diesmal einen Platz besser abschneiden zu können", gibt sich Rosberg selbstbewusst.

Mercedes: Singapur Bilanz

Mercedes in Singapur: Die Silberpfeile warten in Singapur noch auf eine Podiumsplatzierung. Nico Rosbergs vierter Platz im Vorjahr stellt bislang die Bestleistung dar.

Rosberg stand 2008 mit Williams auf dem Podium, Foto: WilliamsF1
Rosberg stand 2008 mit Williams auf dem Podium, Foto: WilliamsF1

Lewis Hamilton in Singapur: Der Brite sicherte sich 2009 den Sieg und fuhr ein Jahr zuvor, bei der ersten Auflage des Rennens, als Dritter ebenfalls auf das Podium. 2012 schied Hamilton in Führung liegend aufgrund eines Getriebeschadens aus, während er im Vorjahr bei seiner Singapur-Premiere für Mercedes Fünfter wurde.

Nico Rosberg in Singapur: Rosberg fühlte sich in Singapur bisher stets wohl. 2008 stand er in Diensten von Williams als Zweiter auf dem Treppchen, zudem sah er bisweilen jedes Mal die Zielflagge und verpasste dabei nur einmal die Punkteränge. Im Vorjahr erzielte der Wiesbadener den vierten Platz.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Gemeinsam mit einigen High-Downforce-Updates und der neuen Getriebeübersetzung wird Mercedes auch in Singapur den Ton angeben. Performance-technisch wird Red Bull nicht mithalten können - auch wenn es weniger auf die Power ankommt, als noch in Spa und Monza. Aber Paddy Lowe hat recht: Mercedes muss jeglichen Dramen aus dem Weg gehen - das wird in der derzeitigen Situation zwischen Hamilton und Rosberg ohnehin schwer genug, erst recht in Singapur. (Christian Menath)