Lewis Hamilton ist der strahlende Sieger des Großen Preises von Italien. Seinen zweiten Erfolg in Monza hatte sich der Mercedes-Pilot aber deutlich einfacher vorgestellt. Von der Pole Position gestartet fiel Hamilton sofort auf den vierten Rang zurück und musste Kevin Magnussen und Felipe Massa passieren lassen. "Ich war dankbar, dass ich am Start nicht noch mehr Positionen verloren habe", erklärte Hamilton nach dem Rennen.

Schuld war ein Softwarefehler, der das Auto nicht in den Startmodus schalten ließ. "Wir hatten ein Problem. Offenbar war bei der Kalibrierung der Kupplung ein Gremlin im System, den wir noch analysieren müssen", erklärte Motorsportchef Toto Wolff. Vor dem Start wird ein Knopf für das Startmapping gedrückt, das hilft, die Drehzahl zu kontrollieren. Bereits zum Start in die Aufwärmrunde versagte dieser Knopf seinen Dienst. Zunächst noch kein Problem für Hamilton, erst als diese Schwierigkeiten zum wirklichen Start erneut auftraten - zum ersten Mal in dieser Saison. "Wenn du also stoppst, suchst du deinen Schleifpunkt, wählst einen Gang und beschleunigst ein bisschen", erklärte Hamilton nach dem Rennen. "Dann lässt du die Kupplung los und erwischt einen perfekten Start - aber das hat nicht funktioniert." Die Drehzahl ging sofort in den Keller und für Hamilton hieß es einfach, losfahren und so wenig Plätze wie möglich verlieren.

Lewis Hamilton hat zum zweiten Mal in Monza gewonnen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hat zum zweiten Mal in Monza gewonnen, Foto: Sutton

Hamilton widersetzt sich seinem Ingenieur

Endlich an Magnussen vorbei, wartete schließlich Massa vor Hamilton. In Runde 10 schnappte sich der Weltmeister von 2008 den Brasilianer und die Jagd auf Rosberg begann. Hamilton arbeitete sich konstant an den Führenden heran, bei 1,4 Sekunden Rückstand schien sich der Abstand aber schließlich einzupendeln. Auch als Hamilton eine Runde später als sein Teamkollege die Box ansteuerte, gab es keine Veränderungen an der Spitze.

Doch von diesem Moment an griff Hamilton an, ohne Rücksicht auf seine Reifen und die Anweisungen des Ingenieurs. "Der Ingenieur sagte, wir sollen zurückbleiben", erklärte Hamilton, der seine Chance am Ende des Rennens nutzen und angreifen sollte. "Aber aus Erfahrung weiß ich, dass das nicht der Weg nach vorne ist, daher wählte ich einen anderen Weg. Während des vorherigen Stints fiel mir auf, dass es auf alten Reifen schwierig war, Nico zu folgen. Also wusste ich, dass die beste Chance zu Beginn des zweiten Stints sein würde - und habe sie ergriffen."

Ärger muss der Rennsieger durch sein eigenmächtiges Handeln aber nicht befürchten. Sofort nach dem Rennen rechtfertigte Motorsportchef Toto Wolff Hamiltons Verhalten. "Es gab unterschiedliche Strategien, da wir dachten, der harte Reifen könnte möglichweise zu Rennende stark abbauen", schilderte Wolff. Daher war der ersten Funkspruch klar: "Pusht nicht zu sehr. In den letzten fünf Runden geht es dann um den Sieg."

Bereits kurze Zeit später revidierte die Mannschaft diese Aussagen aber wieder, um die beiden Fahrer gegeneinander fahren zu lassen. "Lewis hat dann stärker gepusht und ist ein oder zwei Runden nachdem er Rosberg überholt hatte sogar sieben Zehntel schneller gefahren." Obwohl ihn das Team dazu anhielt, etwas Dampf herauszunehmen, hielt Hamilton die Pace - und die Reifen hielten auch.

Lewis Hamilton holt den 100. Sieg für Mercedes-Motoren seit 1994, Foto: Sutton
Lewis Hamilton holt den 100. Sieg für Mercedes-Motoren seit 1994, Foto: Sutton

Im direkten Duell reichte es für Hamilton zwar nur zum Verringern des Abstands, das Überholmanöver erledigte sich in Runde 29 aber ohnehin. Wie bereits in Runde sieben verbremste sich Rosberg in die erste Kurve hinein und musste geradeaus. Hamilton war der Profiteur und schob sich an seinem Teamkollegen vorbei. Von diesem Moment an verwaltete der Brite seinen Vorsprung und kam schließlich 3,1 Sekunden vor Rosberg ins Ziel.

"Heute war wieder ein harter Tag, aber ich liebte jede einzelne Minute davon", strahlte Hamilton. "Wenn derartige Zwischenfälle auftreten, denkst du, dass du es niemals schaffen wirst, wieder nach vorne zu kommen. Aber du darfst deine Gedanken davon nicht zu sehr beherrschen lassen." Motorsportchef Wolff fügte hinzu: "Lewis wollte unbedingt gewinnen, das hat man gesehen. Es war unheimlich gut, diesen Sieg nach Hause zu fahren."

Mit seinem Erfolg in Monza hat Hamilton sieben Punkte aufgeholt und liegt nun nur noch 22 Punkte hinter Rosberg. "Für Lewis und für uns war dieser Sieg sehr wichtig", machte Lauda deutlich. "Wir haben Ungarn nicht gewonnen, reisten hochmotiviert nach Belgien und gewannen erneut nicht." Beide Fahrer seien jetzt hochmotiviert und könnten den Schwung in die kommenden Rennen mitnehmen.