64 Punkte trennen Daniel Ricciardo von Nico Rosberg und der Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Sollte sich der Australier am Ende der Saison tatsächlich zum Champion krönen, wäre dies eine handfeste Sensation, doch bis dahin ist es noch ein enorm weiter Weg, was auch Ricciardo vollauf bewusst ist.

"Es ist vermutlich mehr nötig, als nur die nächsten sieben Rennen zu gewinnen, sondern auch ein bisschen Glück", ist der Red-Bull-Pilot realistisch. "Ich liege mehr als zwei Siege hinter Nico, wenn ich zwei Mal gewinne er und zwei Mal ausscheidet, führt er noch immer." Deshalb denkt Ricciardo derzeit auch gar nicht an den Titelkampf, sondern von Rennen zu Rennen. "Könnte ich weiter gewinnen, wäre es unglaublich."

Macht Mercedes Ricciardo zum Champion?

In die Karten spielen würde Ricciardo freilich, würden sich Rosberg und Lewis Hamilton wie in Spa weiterhin beharken und sich gegenseitig Punkte wegnehmen. "Es ist offensichtlich, dass sie nicht die besten Freunde sind, aber man weiß nicht, wie schlimm die Situation ist", vermochte der Australier die Lage bei den Silberpfeilen nicht so recht einzuschätzen.

Bei Mercedes herrscht Stunk, Foto: Sutton
Bei Mercedes herrscht Stunk, Foto: Sutton

Jedoch fügte er an: "Wenn sie bei jedem Rennen ineinander crashen, würde es mir stark helfen und mir die Meisterschaft vermutlich am Präsentierteller serviert werden. Aber vor dem Rennwochenende denke ich nicht daran, was sie tun könnten, denn das unterliegt nicht meiner Kontrolle. Das Beste ist, mich auf meinen Job zu konzentrieren."

Besonders bitter wäre es, sollte Ricciardo den Titel letztlich um 18 oder weniger Punkte verpassen. Der Australier wurde bekanntlich beim Saisonauftakt in seiner Heimat wegen zu hohem Benzindurchfluss disqualifiziert, wodurch er den zweiten Platz verlor. "Es würde mich ärgern, aber jeder hatte solche Probleme", zuckte er mit den Schultern. "Rosberg ist in Silverstone in Führung liegend ausgeschieden und hat die Maximalpunkte verloren. Niemand hat ein perfektes Jahr, das ist Teil des Racings. Es ist Geschichte."

Teamorder könnte Thema werden

Während bei Mercedes klar ist, dass die Piloten frei fahren dürfen, könnte bei Red Bull im Laufe der verbleibenden Saison noch ein brisantes Thema aufs Tapet kommen - die Teamorder. Sebastian Vettel hat keine Chance mehr, seinen Titel zu verteidigen, sodass die britisch-österreichische Mannschaft sich ganz auf Ricciardo konzentrieren kann.

Muss Vettel bald für Ricciardo fahren?, Foto: Sutton
Muss Vettel bald für Ricciardo fahren?, Foto: Sutton

"Das könnte potenziell zu einem späteren Zeitpunkt diskutiert werden, noch wurde darüber aber nicht gesprochen", betonte Ricciardo. "Es gab keine Gespräche über Teamorder. Es ist noch zu früh dafür. Wenn ich bei drei oder vier ausstehenden Rennen noch immer in dieser Position bin, wird es ein Thema werden."

Vorfreude auf Singapur und Suzuka

In Monza geht es für den 25-Jährigen laut eigener Aussage lediglich darum Schadensbegrenzung zu betreiben. In Spa zeigte Red Bull zwar mit einem überraschend hohen Topspeed auf, was jedoch daran gelegen habe, dass nicht alle Teams einen so kleinen Heckflügel wie das vierfache Weltmeisterteam einsetzten, erklärte Ricciardo. "Aber hier fährt jeder mit minimalem Downforce und leider werden wir bei den Topspeeds wohl etwas zurückfallen", schraubte er die Erwartungen für den Italien GP zurück.

Während die Zielsetzung in Monza - zumindest offiziell - nur vorsieht, ein paar Punkte zu machen, sollten die beiden folgenden Rennen in Singapur und Suzuka Red Bull deutlich mehr entgegenkommen, denn trotz Power-Defizit verfügt der RB10 noch immer über eine exzellente Aerodynamik. "Ich erwarte, dass Mercedes für den Rest des Jahres auf jeder Strecke stark ist, aber die Frage ist, können wir so schnell sein wie sie?", fragte Ricciardo. "Singapur und Suzuka sind die besten Möglichkeiten dazu. Vielleicht können wir eine Pole holen und gewinnen."