In den vergangenen Jahren konnte man schlecht sagen, wer den besten Motor baute. Ferrari, Mercedes und Renault schienen allesamt auf einem Level zu liegen - Cosworth vielleicht etwas dahinter. In dieser Saison ist es klar: Mercedes und dann lange nichts. Dahinter kann man sich darüber streiten, ob Renault oder Ferrari einen stärkeren Antrieb gebaut haben.

Fest steht nur, dass die Italiener und die Franzosen einen gewaltigen Rückstand aufholen müssen. Einen so gewaltigen Rückstand, dass Detailverbesserungen nicht mehr ausreichen. Da kommt es gelegen, es die Motorenhomologation für 2015 erlaubt, rund die Hälfte aller Bauteile ändern zu dürfen.

Ferrari-Kunden wollen Änderungen

"Mit diesen 50 Prozent kann man eigentlich alles an einem Motor ändern, was man will", erklärt Renaults Motorenchef Remi Taffin. Auch ein gänzlich neues Konzept wäre denkbar. Beispielsweise, dass - wie bei der Konkurrenz aus Brixworth - Turbolader und Verdichter getrennt sind. Verdichter an der Vorderseite, dazwischen die MGU-H, an der Rückseite des Motors der Turbolader.

Remi Taffin sieht keine Probleme für die Renault-Kunden, Foto: Red Bull
Remi Taffin sieht keine Probleme für die Renault-Kunden, Foto: Red Bull

Renault denkt offen über diese Lösung nach, der erste 2015-Prototyp ging in Viry schon vor Wochen auf den Prüfstand. Bei Ferrari weiß man das nicht so genau, die Italiener sind diesbezüglich noch etwas verschlossener. Man hört nur aus Kundenkreisen: "Offensichtlich muss man das Konzept überdenken, wenn Mercedes ein anderes hat und haushoch überlegen ist."

Damit sitzen Ferrari- und Renault-Teams im gleichen Boot: Denn sowohl in Maranello, als auch in Viry laufen die Arbeiten auf Hochtouren, eine endgültige Entscheidung, welches Konzept gefahren wird, ist noch nicht gefallen. "Mercedes hat es da einfach, denn sie sind ja vorne", sagte Renault Motorenchef Remi Taffin zu Motorsport-Magazin.com. Mercedes wird den Teufel tun und das so erfolgreiche Konzept für 2015 ändern.

Renault noch unschlüssig

Mercedes, Williams, Force India und wahrscheinlich auch Lotus wissen also, wo sie ihre neuen Fahrzeuge herum konstruieren müssen. Die Entwicklung der 2015er Boliden läuft seit geraumer Zeit. Bei den Ferrari- und Renault-Teams sieht das anders aus, sie wissen noch nicht genau, wie die Power Unit aussehen wird, die 2015 in ihren Autos eingebaut sein wird. Taffin beschwichtigt: "Wir wissen nicht, ob das Konzept tatsächlich gravierend anders wird. Aber wir arbeiten bei diesen Dingen sehr eng mit den Teams zusammen."

Sollten Turbolader und Kompressor aber tatsächlich gesplittet werden, wäre eine baldige Entscheidung ratsam. Denn dann wird sich wohl auch an der Vorderseite des Motors einiges ändern. Und die Vordersete ist für die Teams wichtig, denn dort treffen sie auf das Monocoque. Das Monocoque ist das erste Teil, das fertig sein muss.

"Wenn Renault Turbo und Kompressor aufteilt, wird der Verdichter aber nicht weit in das Monocoque hineinragen", beruhigt Toro Rosso Teamchef Franz Tost. Und bei der restlichen Power Unit hat es Renault noch nicht ganz so eilig. Spätesten aber im November sollten die Kundenteams genau wissen, was an welchem Platz ist. "Das ist kein Problem, wir halten etwaige Fristen schon ein", verspricht Taffin.

Egal wie die letztendlichen Lösungen dann aussehen werden: Dass Renault und Ferrari mit ihren 2015er Aggregaten dann auf Augenhöhe sein werden, ist nicht garantiert. Und sollten tatsächlich gravierende Änderungen kommen, beginnt die Lernphase womöglich von vorne. Beide Motorenhersteller stehen vor einer Mammutaufgabe - und mit ihnen die Teams.