Das Formel-1-Rennen in Spa entwickelte sich für Williams zum Spiegelbild der Saison 2014. Während Valterri Bottas einen problemlosen Arbeitstag verrichtete und das große Potential des FW36 in sein insgesamt viertes Podium des Jahres ummünzte, war Felipe Massas Rennen de facto bereits nach etwas mehr als einer Runde ruiniert. Nach dem Unfall zwischen den beiden führenden Mercedes von Lewis Hamilton und Nico Rosberg sammelte sich der Brasilianer Teile von Hamiltons zerfetztem Reifen ein, die sich im Unterboden verfingen und ihn so beträchtlich langsamer machten.

Nachdem das Problem beim zweiten Boxenstopp in der zweiten Rennhälfte letztlich behoben wurde, war Massa zeitweise gar der schnellste Mann auf der Strecke und beeindruckte mit zahlreichen Toprunden. Als 13. Verpasste er jedoch zum dritten Mal in den vergangenen vier Rennen die Punkte. "Die Position heute war nicht einmal annähernd das, was wir uns als Ergebnis vorstellen. Ich habe dieses Jahr einfach permanent Probleme und enormes Pech, und eine Situation wie heute passt da irgendwie ins Bild. Ich habe geschätzt 40 Sekunden verloren", haderte der Brasilianer. Nachdem er zu Beginn meist Rundenzeiten in den 1:56ern drehte, verbesserte er sich gegen Ende des Rennens um bis zu drei Sekunden pro Umlauf.

Bottas klaut Räikkönen den Podestplatz

"Mein Rückstand auf die Punkteplätze war da leider schon zu groß, und ich konnte nichts mehr machen. Es ist einfach schade, wenn man sieht was heute möglich gewesen wäre. Ich hatte gestern im Qualifying die Probleme mit den verglasten Bremsen und heute habe ich mir die Reifenfetzen von Hamilton eingefangen. Wenn es nicht läuft, dann läuft es einfach nicht", zeigt sich Massa sichtlich zerknirscht. Nach dem Start von Position neun sollte es auf der 'Motorenstrecke' Spa eigentlich zügig nach vorne gehen - das Gegenteil war jedoch der Fall. "Das ist natürlich sehr unglücklich für Felipe, aber auch für das Team", konstatiert Chefingenieur Rob Smedley. "Massa und Williams haben durch sein Pech in dieser Saison bereits viel zu viele Punkte verloren."

Valterri Bottas hat sich bereits an die Champagnerdusche nach den Rennen gewöhnt, Foto: Sutton
Valterri Bottas hat sich bereits an die Champagnerdusche nach den Rennen gewöhnt, Foto: Sutton

Wie es im extrem starken FW36 auch laufen kann, zeigte einmal mehr Valterri Bottas. Mit einer intelligenten und fehlerfreien Fahrt schnappte sich der Finne vier Runden vor Ende noch Ferrari-Star Kimi Räikkönen, der auf deutlich älteren Reifen unterwegs war. Platz drei und das vierte Podium waren die Belohnung. "Wir waren heute so viel stärker als noch im Qualifying, und unsere Geschwindigkeit war wirklich sehr gut. Ich hatte großartige Kämpfe mit den Ferraris und Red Bulls und ich denke, ich bin heute mit dem fairen Ergebnis belohnt worden", resümiert Bottas seinen Auftritt auf der Ardennen-Achterbahn.

Zu Beginn des Rennens steckte Bottas jedoch zunächst kurzzeitig im Verkehr langsamerer Wagen fest, bewies jedoch Geduld, und schlug stets zur richtigen Zeit und ohne viel Risiko zu. "Der erste Stint war extrem schwierig, aber ich habe nie zu viel Zeit hinter den Kontrahenten verloren, was für das Rennen natürlich enorm wichtig war. Wir wollten hier aufs Podium und haben unser Ziel erreicht. Nach gestern sah das Unterfangen etwas schwieriger aus, aber heute lief es einfach exzellent. Ich freue mich auch für das Team, das mit Felipe wieder einmal enormes Pech hatte." Bereits in nicht einmal zwei Wochen kann Williams in Monza auf der nächsten 'Motorenstrecke' weiter an der Erfolgsgeschichte 2014 stricken...