Der Höhenflug Nico Rosbergs hält unvermindert an. Mit dem Sieg beim Heimrennen auf dem Hockenheimring baute der WM-Leader seine Führung auf Teamkollege Lewis Hamilton auf nun 14 Punkte aus. Nach der Hochzeit mit Langzeit-Freundin Vivian, dem WM-Titel für Deutschland im Fußball und mehrjähriger Vertragsverlängerung bei Mercedes im geschätzten Wert von 55 Millionen Euro setzte Rosberg mit einem überlegenen Start-Ziel-Sieg seiner persönlichen Traumwoche noch die Krone auf.

Bereits beim Start verteidigte Rosberg seine Spitzenposition souverän, gewann auch den Restart hinter dem Safety Car zwei Runden später mit Leichtigkeit. Mit konzentrierter und fehlerfreier Fahrt setzte er sich anschließend Sekunde um Sekunde von den Verfolgern Valtteri Bottas, Sebastian Vettel und Fernando Alonso ab. Bei seiner Zwei-Stopp-Strategie hatte Rosberg nur einmal einen kurzen Schockmoment zu überstehen, als er in Runde 40 plötzlich über massives Abbauen des linken Vorderreifens klagte. Zwei Umläufe später wechselte er dann jedoch auf den zweiten Satz frischer Prime-Reifen und fuhr mit knapp 21 Sekunden Vorsprung locker den Sieg nach Hause.

"Natürlich sah es von außen wie ein lockeres Rennen für mich aus, jedoch gab es aber auch Momente, in denen es schwierig war", gewährt Rosberg Einblick in seine Sicht der Dinge. Beispielsweise sei er bei seinen Reifenwechseln sowie dem langen letzten Stint von 25 Runden auf dem Softreifen nach den Problemen kurz zuvor nervlich sehr angespannt gewesen. "Die zwei Stopps zum Funktionieren zu bringen war schwer, im Mittelstint waren die Reifen gegen Ende wirklich komplett am Ende, weswegen ich mir für den Schluss-Stint mit gleicher Länge und dem gleichen Reifentyp wirklich Sorgen gemacht habe."

Weiterhin Bremsprobleme

Nach Lewis Hamiltons Bremsdefekt im Qualifying standen die Karbonscheiben besonders im Fokus. Auch bei Rosberg wurden unter Parc-fermé-Bestimmungen die Bremsen noch gewechselt, allerdings nur auf der Hinterachse. Zum Einsatz kam außerdem das gleiche Modell, das Rosberg schon am Samstag gefahren hatte, also nicht jenes, dass beim Teamkollegen in drei Teile auseinandergefallen war.

Trotzdem war der Sieger nicht gänzlich zufrieden. "Sie waren heute schwierig. Das ganze Jahr sind die Bremsen schon mein Thema, vor allem das Vertrauen in sie und das Gefühl dafür", so Rosberg zu Motorsport-Magazin.com. Auch für Ungarn gibt es noch keine Patentlösung. "Es ist ein laufender Prozess, wir werden verschiedene Dinge testen."

Bereits beim Start demonstrierte Nico Rosberg seine Überlegenheit, Foto: Sutton
Bereits beim Start demonstrierte Nico Rosberg seine Überlegenheit, Foto: Sutton

Kein Safety Car, kein Zittersieg

Mit etwas Pech hätte es für Rosberg trotz überlegener Führung gegen Ende sogar noch einmal knapp mit dem Sieg werden können. Denn nach einem Dreher von Saubers Adria Sutil blieb dessen C33 quer zur Fahrtrichtung eingangs der Start-und-Zielgerade stehen. Nachdem das Auto auch nach einiger Zeit nicht geborgen wurde, spekulierte Lewis Hamilton auf ein mögliches Safety Car und steuerte drei Runden eher als geplant die Box für seinen letzten Wechsel auf die Supersoft-Reifen an. Im Falle des Safety Cars wäre Rosbergs Teamkollege demnach mit frischen schnelleren Reifen in unmittelbarer Nähe zu ihm auf der Strecke platziert gewesen. "Auf einmal stand da Sutil auf der Strecke und ich war mir sicher, dass das Safety Car kommt. Es ist aber noch einmal gut gegangen und sie haben das Auto so wegbekommen, sonst hätte es für mich eng werden können."

Doch ganz sorglos ging es trotzdem nicht zu. In Silverstone führte Rosberg ebenfalls souverän und musste seinen Silberpfeil mit Getriebeschaden abstellen. Der Ausfall ist beim WM-Leader noch immer präsent: "Ich hatte ein paar Aussetzer, die komisch waren. Und dann habe ich schon daran gedacht. Aber es ist alles gut gegangen."

Letztlich überwiegt bei Rosberg selbstverständlich dennoch die Freude, auch da das Team erneut eine zweifache Podestplatzierung feiern durfte: "Das ist ein unglaubliches Gefühl, zuhause zu gewinnen. Für das Team freue ich mich sehr, dass Lewis auch auf dem Podium steht. Ich danke allen Fans für die tolle Unterstützung."

Auch der Rennverlauf sowie die perfekte Strategie stimmten ihn jedoch sehr zufrieden. "Es ist alles genau aufgegangen, wie wir uns das erhofft hatten. So kann ich das Rennen in Ungarn gar nicht erst erwarten, denn da wird es auch richtig gut für uns laufen. Heute war das Auto einfach perfekt. Wir mussten zwar FRIC abbauen und wussten erst nicht, inwieweit sich das auswirken würde, aber wie man sieht hat uns das nicht ein Bisschen langsamer gemacht - eher noch das Gegenteil."

Rosberg macht auf Vettel

Aus Spaß an der Freude brannte Nico Rosberg im letzten Umlauf noch einmal die persönliche Betzeit in den Asphalt, Foto: Sutton
Aus Spaß an der Freude brannte Nico Rosberg im letzten Umlauf noch einmal die persönliche Betzeit in den Asphalt, Foto: Sutton

Am Ende des Rennens machte Rosberg noch den Vettel. Für die absolut schnellste Rennrunde reichte es nicht, aber immerhin für eine persönliche Bestzeit. "Das kam einfach so und es ist auch gut für die Konzentration", wiegelt er ab.

Die anschließenden Feierlichkeiten fielen etwas verhaltener aus als noch vor zwei Wochen beim Teamkollegen. Donuts vor der Mercedes-Tribüne gab es nicht. "Weil wir vom Getriebe und von den Motoren her so limitiert sind, muss man so vorsichtig sein. Da kann man sich so etwas nicht erlauben - leider, es wäre natürlich schön, aber es macht keinen Sinn."