Die aktuelle Saison in der Formel 1 gleicht für den Traditionsrennstall Sauber bislang einem Alptraum. Mit immer noch null Punkten liegt das Team derzeit lediglich vor Caterham auf dem vorletzten Rang der Konstrukteurswertung -noch hinter der einstigen 'Roten Laterne' Marussia. Dass ausgerechnet der unnötige Doppelausfall von Adrian Sutil und Esteban Gutierrez nach Fahrfehlern in aussichtsreicher Position beim Großen Preis von Monaco dem russischen Rennstall die bisher einzigen zwei WM-Punkte seiner Geschichte mit ermöglichte, passt dabei nur allzu gut ins Bild. Jedoch ist nicht nur die sportliche Situation rund um das Team aus Hinwil äußerst diffizil. Auch finanziell sucht das Team den Anschluss ans Mittelfeld, was sich natürlich negativ auf Entwicklungsausmaß und -geschwindigkeit des bisweilen maladen C33 auswirkt.

Trotz der aktuellen Misere stehen für Teamchefin Monisha Kaltenborn zwei Dinge klar und deutlich fest: Weder wird das Team die aktuelle Saison abschenken, noch muss man für die Zukunft Sorgen um den Rennstall haben. "Alle sagen immer, dass jeder Platz in der Konstrukteurswertung am Jahresende eine Menge Geld bringt, aber glauben Sie mir: Da wo wir stehen, macht ein Platz hoch oder runter den Bock auch nicht mehr fett", verriet Kaltenborn am Rande des Deutschland Grand Prix auf dem Hockenheimring. "Ein Platz ist auch Prestige, nicht nur Prämien. Wenn wir bleiben, wo wir gerade stehen, wäre das sehr schlecht und das ist für mich auf keinen Fall akzeptabel. Damit werde ich mich sicherlich nicht abfinden."

Nachdem Sauber gegen Ende der letzten Saison aufgrund der Erfolgssträhne mit Nico Hülkenberg munter weiter in das aktuelle Auto investierte, hing das Schweizer Team 2014 mit dem C33 von Beginn an hinterher. Dennoch will Kaltenborn trotz der scheinbar aussichtslosen Lage auch in diesem Jahr keine Ressourcen vorzeitig auf die Entwicklung des Boliden für das Jahr 2015 entrichten - scheinbar aus gutem Grund: "Ich denke, dass man dieses Jahr nicht mit letztem vergleichen darf, denn der Vergleich hinkt eindeutig", erklärte die Teamchefin. "In diesem Jahr hatten wir eine krasse Änderung des Technischen Reglements, und nächstes Jahr wird es keine gravierenden Änderungen geben, lediglich weitere Entwicklungsarbeit innerhalb des bestehenden Rahmens. In diesem Jahr profitiert man von Entwicklungen in der Saison auch noch im nächsten Jahr."

In Monaco schmiss Esteban Gutierrez nach einem Fahrfehler sichere Punkte weg, Foto: Sutton
In Monaco schmiss Esteban Gutierrez nach einem Fahrfehler sichere Punkte weg, Foto: Sutton

Die aktuellen Fehlerquellen sind bei Sauber zwar zahlreich, jedoch wurden alle ausgemacht. "Wir haben mit der verspäteten Entwicklung, bei der Strategie und beispielsweise auch bei Boxenstopps als Team Fehler gemacht, unsere Fahrer haben Fehler gemacht, und auch das Auto ist sicherlich nicht das Beste, das wir jemals gebaut haben", räumte Kaltenborn unumwunden ein. Jedoch ist sie sich sicher, dass einzelne Fehler nur derartige Auswirkungen haben, da sie vom 'Gesamtpaket' nicht kaschiert oder ausgeglichen werden können. "In unserer Situation dürfen wir uns einfach überhaupt keine Fehler erlauben, wenn wir etwas erreichen wollen - und das ist einfach verdammt schwer. Ich denke nicht, dass wir mehr Fehler als letztes Jahr machen, jedoch fallen diese einfach mehr auf."

Der C33 hinkt dabei quasi von Kopf bis Fuß. So leiden die Piloten unter schlechter Fahrbarkeit des Boliden, zudem zeigt sich dieser sowohl in langsamen als auch schnellen Kurven als nicht konkurrenzfähig. Achillesverse ist jedoch der schwache Ferrari-Antriebsstrang, der vor allem gegenüber den Mercedes-Aggregaten deutlich hinterherhängt. "Eine Verbesserung beim Antriebsstrang ist entscheidend, denn das hat ja auch Auswirkungen auf die Fahrbarkeit. Wir haben einfach auch das Pech, dass der Beginn der neuen Turbo-Ära primär durch die Antriebsleistung mitbestimmt wird - und wir somit von Grund auf schon hinterher hinken." Kritik am Hersteller sowie eine Trennung schließt Kaltenborn jedoch aus: "Das ist ein schwieriges Jahr und wir gehen da mit Ferrari gemeinsam durch. Wir haben schon eine lange Zusammenarbeit mit ihnen und die werden wir sicher nicht einfach so beenden. Da muss man halt auch mal durch schwierigere Zeiten gemeinsam gehen."

Dass das Team auch im kommenden Jahr derart zurück liegt, glaubt die Schweizerin nicht. "Bei uns dauert die Entwicklung aufgrund der finanziellen Einschränkungen eben etwas länger und wir müssen sie über die ganze Saison splitten. Unsere drastische Gewichtsreduktion am Boliden zeigt jedoch, dass wir auch durchaus große Fortschritte gemacht haben", verriet Kaltenborn auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. In Sachen Finanzen könnte es für Sauber in naher Zukunft ebenfalls wieder deutlich besser aussehen, was sich dann wohl wie eine Kettenreaktion auch auf Entwicklung, Team und Erfolge auswirken könnte. " Wir sind trotz der Performance im Moment mit vielen Sponsoren auch in fortgeschrittenen Verhandlungen. Wenn die Vertragssituationen mit allen klar sind, sehen wir ja dann, wie wir aufgestellt sind und was für uns möglich ist. Da, wo wir momentan stehen, kann man mit Geld jedoch noch große Sprünge erreichen, wie unsere Vergangenheit bei der Zusammenarbeit mit BMW ja bereits gezeigt hat."