Warum Lotus die Mercedes Power Unit haben will

Lotus startet ab 2015 mit Mercedes Power. So pfeifen es einige Spatzen im Fahrerlager von Silverstone von den Motorhome-Dächern. Offiziell ist noch nichts. Wenn Lotus aber Interesse am stärksten Antriebsstrang der drei derzeit aktiven F1-Hersteller hätte, wäre das keine Überraschung. Wären die Silberpfeile nicht die Hauptkonkurrenten auf der Strecke, würde selbst Red Bull gerne so viel Kraft im Heck des RB10 haben.

Derzeit vertrauen neben dem Werksteam drei Kundenrennställe auf das Aggregat aus Brixworth: McLaren, Force India und Williams. Die Bilanz der Mercedes Power Unit in den ersten acht Saisonrennen 2014 spricht für sich:

  • 7 Siege aus 8 Rennen
  • 6 Doppelsiege aus 8 Rennen
  • 18 von 24 Podiumsplätzen
  • 8 Pole Positions in 8 Rennen
  • 6 schnellste Rennrunden in 8 Rennen
  • 13 Starts aus der ersten Reihe
  • 3.745 absolvierte Rennrunden
  • 17.644 absolvierte Rennkilometer
  • Führungsrunden in jedem der 8 Rennen
  • 501 von 509 möglichen Führungsrunden
  • 2.360 von 2.395 möglichen Führungskilometern

Was der Mercedes-Deal für Lotus bedeuten würde

Lotus und Renault hatten einen holprigen Saisonstart, Foto: Sutton
Lotus und Renault hatten einen holprigen Saisonstart, Foto: Sutton

Erfolgsstatistik? Bei Renault sieht das in diesem Jahr ganz anders aus. Das französische Triebwerk bescherte Lotus während der Wintertestfahrten großes Kopfzerbrechen. Die mangelnde Performance und die Defektanfälligkeit sorgten für einen Katastrophenstart der Mannschaft aus Enstone. Zudem ist die Beziehung zwischen Lotus und dem ehemaligen Besitzer Renault nicht mehr so eng wie früher. Dennoch betonten beide Fahrer in Silverstone unisono: Die Mercedes Power Unit wäre kein Wundermittel.

Was der Lotus-Deal für Renault bedeuten würde

Für die Franzosen wäre es natürlich ein herber Verlust. Denn einen neuen Kunden werden sie so schnell nicht finden. "Wenn wir nur noch drei Teams hätten, würden dadurch natürlich einnahmen wegfallen", sagt Renault-Ingenieur Remi Taffin. "Aber nicht auf einem Level, dass es uns davon abhalten würde, unseren Job nächstes und übernächstes Jahr zu machen."

Taffin erwartet Unterstützung vom Mutterkonzern Renault, um wieder an die Spitze zurückzufinden. "Es würde es aber leichter für das Team mit dem großen Bullen auf dem Auto machen", so Taffin weiter. Red Bull würde dann eher das bekommen, was sie gerne hätten. "Kein Team hätte einen Nachteil. Für das große Team würde es aber mit größeren Schritten vorangehen."

Warum der Lotus-Deal gut für Mercedes wäre

Jedes Team hätte gerne den Stern auf der Motorhaube, Foto: Mercedes-Benz
Jedes Team hätte gerne den Stern auf der Motorhaube, Foto: Mercedes-Benz

Mit Ende des Jahres endet die traditionsreiche Verbindung zwischen McLaren und Mercedes. Der britische Traditionsrennstall wird ab 2015 von Honda mit Turbomotoren versorgt, wodurch Mercedes wieder Kapazitäten frei hätte, um neben Force India und Williams ein weiteres Team zu beliefern. Das könnte Lotus sein, sollte die finanzielle Situation des Rennstalls von Mercedes für gut befunden werden und Lotus bereit sein, die Beziehung mit Renault zu beenden.

Das sagt Lotus zu den Gerüchten

Bereits vor einigen Wochen, als die ersten Gerüchte um einen Wechsel zu Mercedes auftauchten, klingelte Motorsport-Magazin.com bei Lotus durch. Doch die Presseabteilung hielt sich bedeckt: "In der Formel 1 gibt es ständig Gerüchte und Spekulationen. Unsere Verfahrensweise ist es daher, Gerüchte nicht zu kommentieren."

Etwas gesprächiger zeigten sich Pastor Maldonado und Romain Grosjean. Letzterer erklärte: "Ich würde liebend gern in einem Mercedes-Boliden sitzen. Es sieht aus, als wäre es ganz nett." Doch beiden Fahrern ist bewusst, dass ein Mercedes-Motor allein Lotus nicht an die Spitze bringt. "So einfach ist das leider nicht. Das Motorenpaket muss mit dem kompletten Design des Autos zusammenpassen", erklärte Maldonado.

Redaktionskommentar

Lotus könnte mehr Power vertragen, Foto: Sutton
Lotus könnte mehr Power vertragen, Foto: Sutton

Motorsport-Magazin.com meint: Aus Sicht von Lotus wäre ein Wechsel von Renault zu Mercedes der logische Schritt. Mercedes besitzt 2013 die stärkste Power Unit und daran sollte sich auch 2014 nichts ändern, während Renault die nächsten Monate versuchen muss, den Anschluss wieder zu finden. Der Wechsel von Mercedes wäre zudem ein wichtiges Statement des Rennstalls, das immer wieder mit Schuldenbergen in Verbindung gebracht wird - denn wie wir wissen, haben die Stuttgarter "nichts zu verschenken". Für Mercedes selbst wäre aus strategischer Sicht sicher wichtig, 2015 erneut auf drei Kundenteams setzen zu können. Also eine Win-Win-Situation für alle?