Vorjahres-Frontrunner Lotus tritt in der Saison 2014 weiterhin auf der Stelle. Am Trainingsfreitag zur neunten Station in Silverstone belegten Pastor Maldonado und Romain Grosjean mit knapp 0,5 Sekunden Rückstand auf Platz zehn lediglich die Ränge 14 und 15. Besonders ärgerlich verlief der Arbeitstag dabei für den Venezolaner Maldonado. Bereits nach zwei Installationsrunden in FP1 streikte am E22 bei der Ausfahrt aus der Box zum ersten gezeiteten Run plötzlich der Motor. Maldonado blieb noch am Boxenausgang stehen und musste in die Garage zurückgeschoben werden. Grosjean hatte zwar keine technischen Probleme, kämpfte jedoch mit mangelndem Grip und fehlender Motorleistung.

"Wir haben den Motor benutzt, den wir schon am Freitag in Spielberg im Auto hatten und der uns dort auch Probleme gemacht hat, denn es ist eigentlich ein nagelneuer Motor", verrät Maldonado geknickt. So habe sich Renault zwischen den beiden Rennen zwar den Motor genau angeschaut, jedoch kein Problem feststellen können und ihn für einsatzfähig befunden. "Wir durften den Motor natürlich nicht auf dem Prüfstand testen, denn er ist ja versiegelt, jedoch hat eine eingehende Prüfung keine Fehler ergeben, weswegen wir das nagelneue Aggregat noch einmal ausprobieren wollten", verrät Renault-Einsatzleiter Remy Taffin auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Mangel an Grip und Motorleistung als Achillesverse

So war der erneute Ausfall und das verpasste Training für Maldonado zwar bitter, in der bisherigen Seuchensaison jedoch keine große Sensation: "Ehrlich gesagt haben wir fast schon erwartet, dass wieder Probleme bei uns auftauchen würden. Wir waren also vorbereitet, konnten schnell reagieren und hatten nach einem schnellen Wechsel der Power Unit für FP2 wieder ein einsatzfähiges Auto." Allerdings griff der Venezolaner im zweiten Training wieder auf eine Power Unit mit älterer Konfiguration und weniger Leistung zurück, war so auch nicht in der Lage, den verbesserten Treibstoff zu testen, den Lotus zur Leistungssteigerung einsetzen wollte.

Der Gang zu Fuß zurück ist für Maldonado in diesem Jahr keine Seltenheit, Foto: Sutton
Der Gang zu Fuß zurück ist für Maldonado in diesem Jahr keine Seltenheit, Foto: Sutton

Geht es nach Teamkollege Grosjean, ist Maldonado durch das Motor-Pech jedoch zumindest hinsichtlich des Sprits nicht viel entgangen: "Wir haben hier heute mit einem neuen Motor-Update gearbeitet, das in Kombination mit dem neuen Treibstoff unser Defizit in Sachen Beschleunigung und Topspeed auf den langen Vollgas-Passagen zumindest etwas reduzieren sollte. Allerdings habe ich davon ehrlich gesagt nicht viel gemerkt", konstatiert der Franzose leicht zerknirscht. Auch er erlebte keinen reibungslosen Tag, musste nach einem Abflug durch die Auslaufzone zurück auf die Strecke. "Ich habe am Kurveneingang zu viel gepushed und dann Grip verloren. Wenn du ihn hier verlierst, dann gleich richtig und schon waren wir neben der Strecke."

Wie auch viele andere Piloten im Feld klagte Grosjean allgemein über Gripprobleme, kennt jedoch die Gründe dafür: "Heute Morgen war ich wirklich zufrieden mit dem Setup, aber leider sind wir bis zu FP2 ein wenig in die falsche Richtung gegangen. Ich habe heute Mittag etwas anderes probiert, was wir früher im Jahr schon einmal hatten, um hier eine stabilere Bremsbalance und bessere Bremspunkte zu bekommen. Jedoch hat mich das Grip gekostet, vor allem auch aufgrund der starken Winde in den schnellen Kurven." Aufgrund der fehlenden Leistung auf der Geraden steckt Lotus jedoch in einer Zwickmühle: Will das Team mit weniger Flügel fahren, um weniger Luftwiderstand zu generieren, fehlt in den Kurven noch mehr Downforce - und somit gleichermaßen Grip und Geschwindigkeit.

"Der Rückstand hinsichtlich der Motorleistung ist mir relativ egal", zeigt sich Grosjean trotzig. So will er sich nur auf sich selbst konzentrieren - und die Dinge, die auch aus eigener Kraft verbessert werden können. Große Probleme offenbarten beide Lotus-Piloten hingegen mit der härteren Reifenmischung Pirellis. Auch hier gibt es Grund zum Hadern: "Die harten Reifen sind wirklich extrem hart. Das einzig Positive ist, dass wir quasi kein Graining hatten, und das ist immer gut", verrät Grosjean. Allerdings gelang es beiden Fahrern nicht, die härtere Mischung ins optimale Arbeitsfenster zu bekommen, was wiederum Grip kostete. Beide Piloten sehen noch ein weiteres Problem: "In der Vergangenheit waren wir im Umgang mit den Pneus immer eines der besten Teams und konnten über die Strategie viel machen. Das ist jetzt kaum mehr möglich, denn alle haben mehr oder weniger denselben Verschleiß."