Mittlerweile steht fest, dass das US-amerikanische Team von Gene Haas nicht 2015, sondern erst 2016 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnehmen wird. Haas sah sich gezwungen, seine Pläne um ein Jahr zu verschieben, um gewährleisten zu können, von Anfang an konkurrenzfähig zu sein. Eine erste wichtige Entscheidung auf dem Weg in die Startaufstellung möchte der Amerikaner in Bälde bekanntgeben - es handelt sich um die Wahl des Motorenpartners.

"Wir haben noch keinen Vertrag unterzeichnet, daher möchte ich das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt wurde", sagte Haas gegenüber Sky Sports. "Aber wir stehen in Verhandlungen und können hoffentlich in den nächsten paar Wochen etwas verkünden", so der Amerikaner weiter, der während des Kanada-Rennwochenendes viel Zeit in der Ferrari-Hospitality verbrachte.

Die elf derzeit in der Formel 1 vertretenen Teams werden von Mercedes, Ferrari und Renault mit Power Units ausgerüstet, dazu kommt Honda, das 2015 mit McLaren seine Rückkehr feiert, aber vorerst kein zweites Kundenteam beliefern wird. Bis zum vergangenen Jahr trat auch noch Cosworth als Motorenlieferant von Marussia auf, mittlerweile hat sich der englische Fabrikant jedoch zurückgezogen.

Technischer Partner gesucht

Haas will aber nicht nur Motoren einkaufen, sondern er strebt eine technische Partnerschaft mit einem bereits bestehenden Team an und wird entgegen früherer Pläne nicht auf ein Chassis aus dem Hause Dallara zurückgreifen. Ab 2015 erlaubt das Reglement den Teams, mehr Teile als bisher von anderen Herstellern zu kaufen - eine Regelung, die sich Haas zunutze machen möchte.

"Wir versuchen einen Technologiepartner zu finden", sagte er gegenüber Autosport. "Wir haben viel Zeit mit Ferrari verbracht und auch ein bisschen mit Mercedes gesprochen." Dallara wäre zum Zuge gekommen, wäre sein Team bereits 2015 in die Formel 1 eingestiegen, so der Amerikaner weiter, aber für 2016 habe sein Rennstall ausreichende Möglichkeiten, um selbst einen Wagen zu bauen, sofern genügend Teile von einem anderen Hersteller bezogen werden können. "Es kostet einfach zu viel, all diese komplizierten Teile selbst zu bauen", so Haas.

Teamchef Günther Steiner verriet, dass unter anderem die Aufhängung vom anvisierten technischen Partner geliefert werden soll, während das Chassis in Eigenregie gebaut wird. "Wären wir schon 2015 eingestiegen, hätten wir dazu nicht genug Zeit gehabt", erläuerte Steiner. "Aber nun können wir das selbst schaffen, ohne auf einen Ausrüster von außerhalb zurückzugreifen."

Der amerikanische Traum

Was die Fahrerfrage betrifft, hat Haas schon ziemlich konkrete Vorstellungen. "Das erste Cockpit wird vermutlich an einen bestehenden Formel-1-Fahrer gehen, der Erfahrung mit dem aktuellen Motorenpaket und Chassis hat", erläuterte er. Der zweite Platz sei hingegen offen. "Es wäre toll, könnten wir einen Amerikaner hineinsetzen", träumt Haas von einem Landsmann. "Ein amerikanisches Team mit einem amerikanischen Fahrer in einer europäischen Serie - das wäre phänomenal."

Ist Danica Patrick eine Option?, Foto: Daniel Huerlimann
Ist Danica Patrick eine Option?, Foto: Daniel Huerlimann

Zuletzt wurde seitens der Medien darüber spekuliert, dass Danica Patrick den Zuschlag erhalten könnte, die für das Team Haas-Stewart im NASCAR Sprint Cup an den Start geht. Obwohl ein Engagement der 34-Jährigen in der Formel 1 nicht ausgeschlossen werden kann und Haas jede Menge Aufmerksamkeit brächte, gilt es als wahrscheinlicher, dass ein jüngerer Amerikaner wie Alexander Rossi, der aktuell als Reservefahrer bei Caterham unter Vertrag steht, zum Zuge kommt.

Wichtiger als die Fahrerfrage sei aber ohnehin, gut vorbereitet in die Formel 1 einzusteigen, hielt Haas fest. Der Geschäftsmann möchte nämlich nicht dem Beispiel von Caterham und Marussia, den letzten Teams, die neu ins Starterfeld aufgenommen wurden, folgen und auf Jahre ohne Aussicht auf Erfolge bleiben.

"Darum haben wir den Einstieg um ein Jahr verschoben, denn wir glauben, es braucht mehr Zeit, um ein gutes Team von Leuten zusammenzustellen", erklärte der Rennstallbesitzer. "Heuert man einmal die falschen Leute an, kann es länger dauern, sie wieder los zu werden, als gleich eine kompetente Person zu engagieren. Wir werden uns die nächsten drei bis sechs Monate Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass die Leute, die wir einstellen, das zu leisten im Stande sind, was wir wollen."

Expansion nach Europa

Im Gegensatz zu früheren amerikanischen Projekten wie US F1, die wie Seifenblasen zerplatzten, kommt Haas mit jeder Menge Motorsporterfahrung in die Formel 1. Seit 2003 tritt Stewart-Haas Racing im NASCAR Sprint Cup an und gewann seither 22 Rennen sowie einen Fahrertitel.

Die Formel 1 stellt laut dem Geschäftsmann nun die optimale Plattform dar, um sein Unternehmen außerhalb Nordamerikas bekanntzumachen. "NASCAR ist eine tolle Rennserie innerhalb den USA, aber wir versuchen unser Unternehmen nach Übersee zu expandieren und denken, dass uns die Formel 1 dabei helfen wird", legte Haas seine Pläne dar.