"Wir lassen die Jungs mit ihren Spielzeugen spielen, solange sie sie nicht kaputt machen", erklärte Toto Wolff kürzlich hinsichtlich des Mercedes-internen Stallduells zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, das in Monaco seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. "Natürlich kann es ziemlich angespannt werden, wenn sie so hart Rennen fahren. Die Fahrer wissen aber, dass wir keinen Zwischenfall tolerieren."

Während man bei den Stuttgartern also glaubt, die Lage im Griff zu haben, vertritt John Watson, seines Zeichens 152-facher Grand-Prix-Pilot, eine andere Sicht der Dinge. "Hamilton und Rosberg sind in einer goldenen Welt aufgewachsen, die so real wie Fantasie ist", wird der Brite von der Daily Mail zitiert. "Sie sind emotional nicht bereit, um mit diesem Kampf umzugehen und ich glaube, dass es bei Mercedes niemanden mit der Qualität eines Ross Brawn gibt, der das könnte", spielte Watson auf den früheren Teamchef an.

Brawn hat die Macht an Lowe und Wolff abgegeben, Foto: Sutton
Brawn hat die Macht an Lowe und Wolff abgegeben, Foto: Sutton

Wenig begeistert zeigte sich Watson darüber, dass Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda Hamilton in Barcelona nach dessen vierten Sieg in Folge als "unschlagbar" bezeichnete. "In Spanien war seine Körpersprache nicht positiv", meinte er mit Blick auf Rosbergs Verhalten. "Das ist mir aufgefallen, als sie das Gruppenfoto machten. Alle haben gejubelt, nur Rosberg nicht."

Aufgrund Hamiltons Siegesserie habe sich das Team zu sehr auf den Briten konzentriert, weshalb sich Rosberg immer stärker ausgegrenzt gefühlt habe. "Niki sagte, er würde das in Ordnung bringen und er ist ein sehr pragmatischer Mann", erklärte Watson. "Aber auf gewisse Weise ist er Teil des Problems, weil er Hamilton hochgejubelt hat."

Kritik an Lauda, Wolff und Lowe

Watson hegt starke Zweifel, ob Toto Wolff und Paddy Lowe, die aktuelle Führungsriege von Mercedes, in der Lage sind, mit dem Zwist der Sternenfaher richtig umzugehen. "Ich sehe niemanden bei Mercedes mit der Autorität, der Glaubwürdigkeit und der Durchsetzungsfähigkeit, die Brawn hatte", hielt er fest und erinnerte an den Malaysia GP im Vorjahr, als es Brawn gelang, die Piloten dazu zu bringen, die vereinbarte Teamorder einzuhalten. "Es geht nicht nur darum was du sagst, sondern auch wie du es sagst und wer die Person ist, die es sagt."

Watson weiter: "Ist Toto Wolff mehr daran interessiert, mit der Presse zu sprechen und sich in den Vordergrund zu drängen? Hat er wirklich die Autorität? Und was ist mit Paddy Lowe? Er ist ein fantastischer Kerl, aber nicht die Person, um mit dieser Fehde umzugehen. Lauda ist ein sehr cleverer Mann, aber ich denke, dass er die Autorität genau so wenig hat." Somit stehe fest: "Am Ende des Tages gab es nur eine Person, die in dem Team die Hosen anhatte - jene Person, die sie gehen ließen."

Man könnte die Formel 1 nicht mit Golf, Tennis, Boxen oder irgendeinem anderen Einzelsport vergleichen, strich Watson hervor, sondern es komme auf das Teamwork an. "Momentan sehe ich bei Mercedes niemanden, der den Respekt innerhalb der Managementstruktur hat, den Ross Brawn hatte", plädierte er noch einmal für seinen Landsmann, der zum Jahreswechsel aus dem Silberpfeil-Team ausschied.