Barcelona. Die Sonne scheint. Die Trucks und Motorhomes sind zurück im Fahrerlager. Adrian Sutil hofft, dass mit dem Europaauftakt in Spanien die Saison erst richtig beginnt. Bislang hatten er und sein Sauber Team wenig zu lachen. "Aber warten wir ab, bevor wir uns zu weit rauslehnen", betont Sutil.

Die große Hoffnung hat Sutil schon seit einigen Rennen im Visier: ein neues, leichteres Chassis. Dieses soll die ärgste Problemzone des C33 neben der Fahrbarkeit des Motors und dem fehlenden Downforce beheben: das Übergewicht. "Je mehr Gewicht, desto mehr werden die Reifen belastet", erklärt Sutil. Wenn der Reifenverschleiß dadurch nur zehn Prozent höher ausfällt, macht das einen riesigen Unterschied bei der Rundenzeit.

Die Leiden des Adrian S.

Um den Nachteil des schweren Autos wenigstens ein bisschen ausgleichen zu können, gab Sutil im wahrsten Sinne des Wortes alles. Er stellte sein Trainingsprogramm um, machte eine spezielle Diät und verzichtete sogar auf eine Trinkflasche im Glutofen von Sepang.

Dennoch hofft er, dem Gewichtswahn nicht zu sehr verfallen zu sein. "Wir gehen ans Limit", gibt er zu. "Man versucht, hart daran zu arbeiten, das Gewicht zu verlieren. Und wenn man für seine Größe bereits leicht ist, muss man Muskelmasse abbauen." Das bedeutet allerdings unweigerlich, dass der Fahrer an Kraft verliert. "Es gibt einen Punkt, den man nicht überschreiten sollte", mahnt Sutil, wähnt sich aber noch auf der sicheren Seite.

Adrian Sutil arbeitet mit vollem Einsatz, Foto: Sutton
Adrian Sutil arbeitet mit vollem Einsatz, Foto: Sutton

"Ich glaube immer noch, dass wir uns in einem sicheren Bereich bewegen, diesen sollten wir aber nicht verlassen", betont er. Für diese Saison stellte Sutil sein Trainingsprogramm um, fährt nicht mehr Rad, sondern läuft nur noch, um nicht zu viel Muskelmasse an den falschen Stellen aufzubauen. Einmal probierte er auch aus, zwei Tage lang nichts zu essen. "Ich habe nur getrunken", verrät er. "Ich wollte die Reaktion austesten. Jetzt esse ich wieder." Die Folgen waren eindeutig: "Als ich nicht gegessen habe, konnte ich nicht viel Sport treiben, weil mir die Kraft fehlte."

Sein Versuch, in Malaysia ohne Getränk zu fahren, wurde nicht ganz auf die Spitze getrieben, da er vorzeitig ausfiel. "Aber ich konnte den Unterschied schon spüren", gibt er zu. "Es waren 50 Grad im Cockpit und du konntest nichts trinken. Das war sehr hart. Bei den Hitzerennen trinken wir 2-3 Kilo Wasser, wenn man nichts trinkt, sind das drei Kilo weniger Gewicht im Auto. Man kann super fit sein, aber zwei Stunden ohne Getränk in der Hitze sind nicht mehr gesund."

Sutil mit letztem Einsatz

Sutils Erklärung für all die Schinderei ist einfach: "Ich tue es, weil ich ans Limit gehen möchte, damit ich mein Bestmögliches gegeben habe", erklärt er. "Ich möchte nicht im Auto sitzen und sagen: ich hätte mehr tun können." Als gefährlich stuft er sein Training nicht ein. "Ich bewege mich am Limit, aber ich lebe noch. Es war meine eigene Entscheidung. Ich habe versucht, so lange wie nötig am Limit zu bleiben. Und so lange ich in guter Verfassung bin, werde ich diesen Trend fortsetzen."

Um den Trend nicht in gefährlichere Regionen fortsetzen zu müssen, setzt der Sauber-Pilot auf das leichtere Chassis, das in Barcelona debütiert. "Das hilft sicher", sagt er. "Es ist aber auch wichtig, seinen Körper sehr gut zu kennen. Denn man muss eine gewisse Menge an Energie haben, um das Rennen ohne Fehler zu beenden."

In der kurzen Pause seit dem China Grand Prix konnte Sutil etwas ausruhen und Energie tanken - angesichts des strikten Trainingsprogramms kein Wunder. "In einem Formel-1-Team gibt es aber immer etwas zu tun, die Arbeit geht einem nie aus", so Sutil, der die Arbeit seines Teams lobt. "Die Präzision der neuen Teile ist viel höher. Man sieht die Verbesserungen mit bloßem Auge." Und hoffentlich auch auf der Waage...