Mercedes gab zum Auftakt des China Grand Prix zwar den Ton an, doch die Konkurrenz wittert Morgenluft. Allen voran Fernando Alonso, der den Silberpfeilen gefährlich nahe kam und sich im 2. Training zwischen das Mercedes-Sandwich aus Lewis Hamilton und Nico Rosberg quetschte. Auch Red Bull ist näher an die bislang dominanten Silberpfeile herangerückt, wenn auch noch mit respektablem Abstand. Nach dem Auftakt in Shanghai ist klar: Ein Spaziergang wird es nicht für Mercedes.

Vor allem Hamilton hatte zu kämpfen. Bei den beiden Autos wurden die Power Units vor dem vierten Rennwochenende getauscht, doch beim Briten traten Schwierigkeiten auf. Ein mechanisches Problem an der Hinterradaufhängung legte Hamiltons F1 W05 zu Beginn des 1. Trainings lahm. "Als wir das herausgefunden hatten, entschieden wir, seine Session frühzeitig zu beenden, weil wir das Getriebe entfernen mussten", erklärte Technikchef Paddy Lowe anschließend.

Mercedes hat in China alle Hände voll zu tun, Foto: Sutton
Mercedes hat in China alle Hände voll zu tun, Foto: Sutton

Unspektakulärer Silberpfeil

Hamilton kam auf lediglich neun Runden und war alles andere als glücklich mit der Performance seines bislang so starken Autos. "Es fühlt sich nicht spektakulär an", sagte er am Freitagnachmittag. "Es ist hier viel härter als auf anderen Strecken. Ich bin nicht wirklich zufrieden mit dem Auto, das müssen wir uns auf jeden Fall anschauen." Auch seine Bestzeit im 2. Training sorgte nur bedingt für gute Stimmung: "Ich setzte meine Zeit später als jeder andere, also ist sie nicht wirklich relevant."

Für Mercedes-Verhältnisse klingt das schon fast dramatisch, doch das Team bleibt zuversichtlich, auch den vierten Sieg in Folge einzufahren. "Mit unserer Performance bin ich trotzdem zufrieden", sagte Motorsportchef Toto Wolff. "Doch wegen des Graining-Faktors haben wir heute ein enger zusammengerücktes Feld gesehen." Es sind die Reifen in Verbindung mit dem Streckenlayout, die Mercedes wohl die größten Sorgen bereiten. China ist keine Vollgasstrecke, die Kurven auf dem Shanghai International Circuit bedeuten eine besondere Herausforderung.

Lewis Hamilton trotz Bestzeit skeptisch, Foto: Sutton
Lewis Hamilton trotz Bestzeit skeptisch, Foto: Sutton

Geringer Lerneffekt

"Für beide Fahrer ist es knifflig, hier eine gute Balance zu finden", erklärte Lowe. "Uns steht über Nacht noch eine Menge Arbeit bevor, um uns zu verbessern." Nach dem Stotterstart konnte Hamilton den Schaden nachmittags begrenzen, indem er 25 Runden zurücklegte. "Aber viel gelernt habe ich nicht", räumte er ein. "Das war nicht der einfachste Tag für mich. Natürlich sind wir nicht schlecht, aber du willst immer besser werden und wir werden hart daran arbeiten, Verbesserungen für das Setup zu finden."

Doch wie viel ist eine ausgereifte Einstellung überhaupt in China wert? Am Freitag blieb es trocken, doch laut Mercedes-Berechnungen besteht am Samstag eine 70-prozentige Regenwahrscheinlichkeit. "Heute Abend ist Rätselraten angesagt", kündigte Hamilton an. "Wenn es morgen regnet, müssen wir mit dem zurecht kommen, was wir haben und das Beste hoffen. Das Rennen wird knifflig, weil wir das Setup für morgen nicht im Trockenen getestet haben."