Während in Paris über die Disqualifikation von Daniel Ricciardo beim Australien GP verhandelt wird, ist in Maranello bereits eine Entscheidung gefallen: Stefano Domenicalo tritt als Teamchef von Ferrari zurück. Das teilte der Rennstall am Montagmittag mit, nachdem sich zuvor schon die Gerüchte verdichtet hatten.

"Es gibt spezielle Moment in jedem Berufsleben, in denen man den Mut braucht, schwierige und qualvolle Entscheidungen zu treffen. Es ist nun Zeit für eine signifikante Veränderung", leitete Domenicali seine Rücktrittserklärung ein. "Als Chef übernehme ich, wie ich es auch zuvor getan habe, die volle Verantwortung für unsere derzeitige Situation."

Domenicali weiter: "Diese Entscheidung habe ich mit dem Ziel getroffen, die Leute, denen ich sehr nahe stehe, wachzurütteln." Insgesamt war Domenicali 23 Jahre bei Ferrari, bevor er zum Teamchef ernannt wurde, bekleidete er den Posten des Sportdirektors. Warme Worte gab es zum Abschied noch für Luca di Montezemolo.

"Mit meinen letzten Worten möchte ich mich bei unserem Präsidenten und den Fans bedanken. Dafür, dass er mich immer unterstützt hat. Das einzige, das ich bedauere ist es, dass wir es nicht geschafft haben, das zu ernten, wofür wir in den letzten Jahren so hart gearbeitet haben."

Montezemolo verabschiedete Domenicali gebührend: "Ich danke Stefano Domenicali nicht nur für seine andauernde Hingabe und seinen Einsatz, sondern auch für sein großartiges Verantwortungsbewusstsein, das er immer an den Tag gelegt hat, wenn es darum ging, die Interessen von Ferrari über alles andere zu stellen."

Ganz überraschend kommt der Rücktritt nicht, schon länger wird über den Italiener diskutiert. Seit 2007 konnte Ferrari keinen Weltmeistertitel mehr einfahren - Ende 2007 hatte Domenicali das Amt von Jean Todt übernommen.

Domenicali übernahm 2007 von Todt, Foto: Sutton
Domenicali übernahm 2007 von Todt, Foto: Sutton

Nachdem Präsident Luca di Montezemolo lange Zeit gegen das Reglement gewettert hatte, kam 2014 mit den neuen Turbo-Motoren der Paradigmenwechsel in der Formel 1. Ferrari jedoch scheint speziell beim Antrieb große Defizite zu haben. Beim vergangenen Rennen in Bahrain kamen Fernando Alonso und Kimi Räikkönen unter den Augen von Montezemolo nur auf den Rängen neun und zehn ins Ziel.

Noch während des Rennens verließ der Graf die Rennstrecke, wollte sich die Schmach nicht weiter ansehen. "Einen Ferrari zu sehen, der auf der Geraden einfach so überholt wird, das bereitet mir große Schmerzen", sagte Montezemolo zu seinem frühen Abschied.

Der freiwillige Abschied dürfte Domenicali wohl kaum abzunehmen sein, deutete Luca di Montezemolo doch bereits an, Änderungen vornehmen zu wollen. "Meine Antwort ist, dass wir jeden Stein umdrehen werden, um dort hinzukommen, wo wir sein müssen." Rückendeckung für einen Teamchef hört sich anders an.

Nachfolger schon in der Pipeline

Marco Mattiacci soll Ferrari wieder zu Erfolg führen, Foto: Ferrari
Marco Mattiacci soll Ferrari wieder zu Erfolg führen, Foto: Ferrari

Ein Nachfolger für Stefano Domenicali steht schon in den Startlöchern. Marco Mattiacci wird zukünftig die Geschicke der Rennabteilung der Scuderia lenken. Der Italiener ist bereits seit rund 25 Jahren bei Ferrari-Angestellter und leitete zuletzt den Konzern in Nordamerika.

Bevor er 2010 nach Amerika übersiedelte, brachte er die Mythosmarke als Geschäftsführer und Präsident im asiatisch-pazifischen Raum auf die Überholspur. Mattiaccis Kernkompetenz lag bislang nicht im Motorsport, sondern im Bereich Marketing. Unmittelbare Erfahrung im Rennsport kann der Italiener nicht ausweisen.