Paddy Lowe ist genervt. Genervt von den ständigen Diskussionen rund um das neue Reglement der Formel 1. Zu leise, zu lahm, zu effizient, zu langweilig - über die Formel 1 brach in den vergangenen Wochen ein wahrer Shitstorm heran. Der Große Preis von Bahrain am vergangenen Wochenende beruhigte die Gemüter ein wenig, doch die Regeldiskussionen sind noch lange nicht ad acta gelegt.

Nun schaltete sich der Mercedes-Technikdirektor ein und teilte ordentlich gegen vermeintliche Regelverbesserungen aus. "Zuerst hieß es, dass wir 110 Kilo in die Autos füllen sollten", so Lowe auf die Forderung einiger, die Autos mit mehr Kraftstoff auszustatten, damit sie länger Vollgas fahren können. "Hat irgendjemand realisiert, dass 110 Kilos nicht in diese Autos passen? Oh man..."

Mercedes: Vollgas-Attacke statt Spritsparen, Foto: Sutton
Mercedes: Vollgas-Attacke statt Spritsparen, Foto: Sutton

Wie Marathon-Beschneidung

Zweiter Punkt auf der Liste: Es wurde diskutiert, die Renndistanz zu verkürzen. Weniger Runden bedeuten weniger Spritverbrauch und damit mehr Potenzial für durchgetretene Gaspedale. Für Lowe ein Unding. "Wie soll man das der Öffentlichkeit verkaufen", fragte Lowe rhetorisch. "Das wäre als wenn man sagen würde: Wir haben entschieden, dass die Leute heute nicht mehr fit genug sind, deshalb sind Marathons nur noch 25 statt 25 Meilen lang."

Laut Lowe habe in Bahrain niemand etwas von einer so genannten Spritspar-Meisterschaft bemerkt. Vor allem nicht, als sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg an der Spitze sehenswert duellierten. Dass die Mercedes-Verantwortlichen kein großes Interesse an Regeländerungen haben, dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass 2014 bislang sämtliche Poles und Siege auf das Silberpfeilkonto gingen.

2 Rennen, 2 Siege: Mercedes ist die neue Messlatte der Formel 1, Foto: Sutton
2 Rennen, 2 Siege: Mercedes ist die neue Messlatte der Formel 1, Foto: Sutton

Absurde Diskussion

"Ich hoffe, dass wir all diese lächerlichen Diskussionen über das Spritsparen hinter uns lassen können", so Lowe, der sogar die völlig andere Richtung einschlug mit dem Argument, dass die Formel 1 nun einmal die Spitze des automobilen Motorsports sei. "In der F1 geht es darum, Technologien zu entwickeln und sich hohe Ziele zu strecken." Laut ihm seien die aktuellen Restriktionen - 100 Kilo Benzin pro Rennen sowie maximal 100 Kilo Durchfluss pro Stunde - perfekt.

Lowe weiter: "Wenn andere Autos dabei an ihre Grenzen gelangen, sollten sie das in den Griff bekommen. Es liegt in der Natur der Formel 1, Technologie an die Grenzen und darüber hinaus zu führen. Die Idee, nächstes Jahr davon zurückzutreten, finde ich absurd. Wenn überhaupt, sollte es in der F2 darum gehen, noch weiter an die Grenzen zu gehen. Vielleicht sollten es nächstes Jahr nur noch 95 Kilo Benzin pro Rennen sein."