Die Wüste lebt! Zum zehnjährigen Jubiläum erlebte der Bahrain Grand Prix nicht nur seine Premiere als Nachtrennen, sondern lieferte ebenfalls ein episches Spektakel. Letztlich kam es zwar zum wenig überraschenden Sieg der Silberpfeile - das Duell um die Spitze zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg wird so schnell jedoch niemand vergessen. Mit Sergio Perez im Force India landete zudem ein Überraschungsmann auf dem Treppchen. Auch hinter den ersten Drei gab es starke Leistungen zu bestaunen, wie die Motorsport-Magazin.com-Analyse zeigt:

Lewis Hamilton: Gut, besser, Lewis Hamilton! Für die Leistung des Briten in Diensten von Mercedes AMG lassen sich nach dem heutigen Auftritt nur kaum angemessene Worte finden. Auf der schlechteren Seite mit weniger Grip gestartet, überholte er Pole-Sitter Rosberg bereits in Kurve eins. Nach beinharten Duellen mit dem Teamkollegen bis zum ersten Boxenstopp splittete Mercedes die Strategie und Hamilton setzte sich auf der weicheren Reifenmischung ab. Nachdem eine späte Safety-Car-Phase Hamilton seines Polsters beraubte, lag er beim Restart auf der härteren Reifenmischung nun eigentlich auf Rosbergs Präsentierteller. In mehreren knallharten Manövern der Teamkollegen behielt Hamilton dennoch die Oberhand und sicherte sich verdient den zweiten Sieg in Serie.

Note: 1

Nico Rosberg: Nach dem verlorenen Startduell von der Pole-Position lieferte Rosberg ein sensationelles Rennen gegen den Teamkollegen, das bereits im ersten Stint mit harten Manövern und Führungswechseln aufwartete. Sein zweiter Stint auf den härteren Reifen lieferte starke Runden in Serie. Nach dem Safety Car befand sich der WM-Führende mit den frischen weicheren Reifen eigentlich in der besseren Position. Mehrere Überholmanöver am Ende der Start-und-Ziel-Geraden konterte Hamilton jedoch mit der engeren Linie durch Kurve eins - und blieb schließlich vorne. Für die unzähligen Manöver auf engstem Raum ohne jegliche Berührung verdient Rosberg dennoch größte Anerkennung , schrammt jedoch knapp an der Bestnote vorbei.

Note: 1-

Das Giganten-Duell Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg wird noch lange in Erinnerung bleiben, Foto: Sutton
Das Giganten-Duell Lewis Hamilton gegen Nico Rosberg wird noch lange in Erinnerung bleiben, Foto: Sutton

Sergio Perez: Der Überraschungsmann des Rennens ist zweifelsohne Sergio Perez. Galt der Force India bisher als der Schwächste im Bunde der Mercedes-Kunden, muss diese Rangordnung spätestens nach dem Rennen in Bahrain noch einmal ernsthaft überdacht werden. Beim erst zweiten Podium der Teamgeschichte nach Platz zwei für Giancarlo Fisichella in Spa 2009 gelang Perez ein Husarenritt, der an vergangene Auftritte bei Sauber 2012 erinnerte. Als bester Fahrer mit Mercedes-Kundenmotor schlug er außer dem Teamkollegen zudem auch die stark aufkommenden Red Bulls, die er jedoch problemlos hinter sich ließ.

Note: 1

Daniel Ricciardos Auftritte im Red Bull machen weiter Spaß, Foto: Sutton
Daniel Ricciardos Auftritte im Red Bull machen weiter Spaß, Foto: Sutton

Daniel Ricciardo:Der junge Australier in Diensten Red Bulls setzte seinen sensationellen Einstieg beim Weltmeisterteam der letzten vier Jahre nahtlos fort und ließ sogar Teamkollege Sebastian Vettel hinter sich. Nach seiner Strafversetzung um zehn Plätze lediglich als Dreizehnter ins Rennen gegangen, spulte Daniel Ricciardo ein fehlerfreies Rennen mit unzähligen Überholmanövern gegen nahezu sämtliche Größen im Feld ab, und schlug nicht weniger als fünf der acht überlegenen Mercedes-Antriebsaggregate. Mit seinem erfrischenden Auftritt in Bahrain dürfte sich Ricciardo so einige Fans hinzugewonnen haben.

Note: 1

Nico Hülkenberg: Nach dem missglückten Qualifying und lediglich Startplatz elf pflügte 'Hülk' mit einer beeindruckenden Vorstellung immer wieder durch das Feld und lag lange in aussichtreicher Position im Kampf um das Podium. Im rundenlangen harten Zweikampf gegen den Teamkollegen zog er letztlich den Kürzeren und musste kurz vor Ende zudem auch noch den stark aufkommenden Daniel Ricciardo ziehen lassen. Immerhin hielt er sich trotz leichter Probleme nach der späten Safety-Car-Phase vor Weltmeister Sebastian Vettel und brachte einen starken fünften Platz nach hause.

Note: 1-2

Sebastian Vettel: Schwieriges Rennen für den Weltmeister. Zwar machte Sebastian Vettel von Startplatz zehn letztlich vier Positionen gut, allerdings hatte er bereits zu Beginn des Rennens mit Problemen am DRS zu kämpfen. Zermürbend muss zudem der Funkspruch der Box gewesen sein, die ihn darauf hinwies, dass er den schnelleren Teamkollegen Ricciardo doch bitte ziehen lassen möge. Trotz mangelnden Speeds auf der Geraden holte Vettel aus den schwierigen Gegebenheiten mit Rang sechs dennoch ein passables Resultat heraus.

Note: 2-

Felipe Massa: Bereits zum zweiten Mal in Folge platzierte sich Felipe Massa unmittelbar vor dem Teamkollegen und holte damit den maximal möglichen Ertrag für seinen Williams-Rennstall heraus. Nach einem sensationellen Start preschte Massa innerhalb von nur ein paar hundert Metern von Rang sieben auf Rang drei nach vorne, musste aber gegen die übermächtigen Mercedes schnell abreißen lassen. Im weiteren Rennverlauf schaffte es der Brasilianer nicht, die Pace vom Rennbeginn zu halten und verlor durch das Safety Car zudem strategiebedingt letztlich die Vorteile gegenüber Force India.

Note: 2-3

Valtteri Bottas: Valtteri Bottas macht weiter Spaß. Mit einem erfrischenden Auftritt sicherte der junge Finne dem Team weitere vier Punkte für die Konstrukteurswertung und ließ zudem beide Ferrari hinter sich. Allerdings büßte Bottas mit Startplatz drei eine vielversprechende Position auf ein Top-Ergebnis recht früh ein und pendelte im weitern Verlauf des Rennens regelrecht durch die Top-10 hindurch. Bei einem Überholversuch gegen Ricciardo und Räikkönen musste Bottas die Strecke kurzzeitig verlassen, um einen Unfall zu vermeiden. Ein gelungener Auftritt, bei dem letztlich noch mehr drin gewesen wäre.

Note: 3

Fernando Alonso: Fernando Alonso startete als Neunter und brachte den schwachen Ferrari als ebendieser Neunter wieder ins Ziel. In Anbetracht der Tatsache, dass Alonso wohl das Maximum aus dem F14 T herausgeholt hat, stehen der Scuderi stürmische Zeiten ins Haus. Nach einem Blitzstart fuhr Alonso mit dem Messer zwischen den Zähnen direkt auf Rang fünf nach vorne, musste im Verlauf des Rennen aufgrund seiner doch stumpfen Waffen einen Kontrahenten nach dem anderen ziehen lassen. Immerhin schlug er im dritten Rennen zum dritten Mal Teamkollege Kimi Räikkönen.

Note: 2-3

Ferrari scheint nach Bahrain tiefer in der Krise denn je, Foto: Sutton
Ferrari scheint nach Bahrain tiefer in der Krise denn je, Foto: Sutton

Kimi Räikkönen:Ein schwacher Start schien Kimi Räikkönen bereits früh im Rennen eine gute Position gekostet zu haben. Bei genauerer Betrachtung der Performance des F14 T kann sich der Finne jedoch darüber hinweg trösten - denn ein gutes Ergebnis wäre sowieso unter keinen Umständen zustande gekommen. Nach einem frühen Kontakt mir McLarens Kevin Magnussen war Räikkönens Ferrari wie auch in der Vorwoche in Malaysia möglicherweise gehandicapt, dennoch versprühte die Leistung des Weltmeisters von 2007 keinerlei erfolgsversprechende Anzeichen. Der Start in seine zweite Amtszeit bei den Roten wird für den Iceman somit immer bitterer...

Note: 3-4

Daniil Kvyat:Im dritten Rennen seiner Karriere scheiterte der junge Russe in Diensten Toro Rossos erstmals an den Punkterängen - wenn auch äußerst knapp. In einem unauffälligen Rennen blieb Kvyat weitestgehend fehlerfrei, lieferte sich vor allem nach dem Safety Car einige sehenswerte Duelle mit Räikkönen, und holte letztlich das Maximum aus dem unterlegenen Paket der kleinen Red-Bull-Schwester.

Note: 2-3

Romain Grosjean: Drittes Rennen - zum dritten Mal keine Punkte. Mit der Zielankunft als Zwölfter erreichte Romain Grosjean jedoch deutlich mehr, als angesichts der bisherigen Performance des E22 an diesem Wochenende zu erwarten gewesen wäre. Der extrem schwache Lotus sowie das Safety Car verschleiern zwar ein wenig die Performance des Fahrers, jedoch zeigte sich Grosjean nach Rennende weitestgehend unzufrieden mit der Gesamtsituation.

Note: 3-4

Max Chilton fuhr für Marussia in drei Rennen 2014 bereits zwei Mal auf Rang 13, Foto: Sutton
Max Chilton fuhr für Marussia in drei Rennen 2014 bereits zwei Mal auf Rang 13, Foto: Sutton

Max Chilton: Mit Rang dreizehn erreichte der junge Engländer bereits zum zweiten Mal in dieser Saison sein bis dato bestes Karriereergebnis. Zwar war diese Position eher durch Safety Car, Strafen und Ausfälle der Konkurrenz bedingt als durch die Leistungsfähigkeit des Marussias, jedoch darf der Anteil Chiltons an seiner 22. Zielankunft in Folge nicht unterschätzt werden. Der Rekord-Rookie des Vorjahres schreibt also weiter unauffällig an seinem Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde.

Note: 3

Pastor Maldonado: Platz vierzehn hin oder her - das Rennen Pastor Maldonados wird nur für seinen unfassbar hirnrissigen Überholversuch gegen Esteban Gutierrez in Erinnerung bleiben, der einen kompletten seitlichen Überschlag des Saubers inklusive Totalschaden zur Folge hatte. Gutierrez blieb glücklicherweise unverletzt, mit einer zehnsekündigen Stop-and-Go-Strafe war der Venezolaner für diese Aktion allerdings noch gut bedient. Ein Maldonado-typischer Aussetzer, der die Diskussionen über das Crash-Kid wieder in Gang setzen sollte.

Note: 6

Kamui Kobayashi: Der Japaner in Diensten von Caterham zeigte einen unspektakulären Auftritt, führte jedoch zumindest lange im 'Schneckenrennen' mit den Marussias und Teamkollege Ericsson. Das Safety-Car rettete ihn zwar vor der Überrundung, jedoch musste er sich dadurch auch Chilton geschlagen geben.

Note: 4-5

Jules Bianchi: Unauffälliges Rennen für Jules Bianchi, der das Teamduell gegen Max Chilton in dieser Saison bereits zum dritten Mal verlor. Trotz Safety Car musste sich der junge Franzose der Demütigung einer Überrundung aussetzen, zeigte sich zudem mit einem stupiden Überholversuch für den Ausfall Adrian Sutils verantworltlich.

Note: 5-6

Jenson Button: McLaren erlebte in Bahrain einen Tag zum vergessen. Nach einem ordentlichen Start von Jenson Button und einiger Zeit in der erweiterten Spitzengruppe fiel der McLaren mit Fortdauer des Rennens immer weiter zurück. Als Button immer mehr Leistung und dementsprechend auch Positionen zu verlieren schien, rettete ihn die Aufgabe mit defekter Kupplung kurz vor Schluss wohl vor noch mehr Pein.

Note: 3-4

Kevin Magnussen: Bereits in der ersten Runde des Rennes erwies sich Magnussen wie auch schon in Malaysia als viel zu ungestüm, als er erneut Kimi Räikkönen ins Auto fuhr. Nach einem weitestgehend unauffälligen Auftritt stets an der Schwelle zu den Punkten musste der junge Däne seinen MP4-29 in der Safety-Car-Phase mit einem Kupplungs-Defekt abstellen. Nach dem überragenden Saisonstart für McLaren in Melbourne zeigt die Formkurve zuletzt steil nach unten.

Note: 4-5

Esteban Gutierrez: Glück im Unglück für den jungen Mexikaner in Diensten Saubers. Nach dem von Pastor Maldonado verursachten mehrfachen Überschlag blieb Esteban Gutierrez unverletzt - sein bis dato unauffälliges Rennen im hinteren Mittelfeld war jedoch logischerweise zu Ende. Auf Sauber wartet noch viel Arbeit...

Note: 4-5

Esteban Gutierrez blieb nach seiner Horror-Flugeinlage glücklicherweise unverletzt, Foto: Sutton
Esteban Gutierrez blieb nach seiner Horror-Flugeinlage glücklicherweise unverletzt, Foto: Sutton

Marcus Ericsson: Der junge Schwede in Diensten von Caterham schied bereits in Runde 33 mit einem Ölleck aus. Bis dahin fristete er ein trostloses Rennen am Ende des Feldes.

Note: 5

Jean-Eric Vergne: Jean-Eric Vergne musste das Rennen ebenfalls vorzeitig beenden. Nach einer Kollision mit einem Lotus brachte es der Toro-Rosso-Pilot nur auf 18 Runden, womit seine bisherige Horror-Saison unverändert Fortsetzung findet.

Note: 4-5

Adrian Sutil: Sauber-Pilot Adrian Sutil entpuppte sich als der Pechvogel des Rennens, als er gleich zwei Mal von Jules Bianchi abgeschossen wurde und bereits in Runde 17 ausschied. Bis dato zeigte der Deutsche an einem insgesamt traurigen Wochenende eine solide Leistung, die ihm letztlich jedoch wenig nützte.

Note: 3-4