Die Dominanz der Silberpfeile setzte sich auch beim China GP auf dem Shanghai International Circuit ungebrochen fort. Lewis Hamilton steuerte seinen F1W05 in beeindruckender Manier zum Start-Ziel-Sieg. Etwas mehr Geduld brauchte hingegen Nico Rosberg, der nach Ausfall der Telemetrie und Positionsverlusten am Start erst gegen Ende des Rennens Platz zwei sicherte. Auch Fernando Alonso und Daniel Ricciardo verdienten sich redlich ihre Sporen. Insgesamt brachte das Rennen weder auffällig schlechte Leistungen noch selbstverschuldete Ausfälle hervor, was ein durchschnittlich gutes Bewertungsfeld der Fahrer zur Folge hat.
Lewis Hamilton: Der Brite in Diensten Mercedes AMGs bleibt Mann der Stunde in der Formel 1. Mit einem Start-Ziel-Sieg erster Güte düpierte Hamilton die Konkurrenz und hatte nur einen winzigen Schockmoment zu überstehen, als er auf abgenutzten Reifen vor dem ersten Stopp kurz von der Strecke abkam. Erstmalig in seiner Karriere gelang Hamilton beim Sieg vor den Toren Shanghais das Kunststück, drei Grand Prix in Folge zu gewinnen. Nach seinem unglücklichen Ausfall beim Saisonauftakt in Melbourne, als ihn ein Zylinderausfall bereits in Runde eins aus dem Rennen warf, liegt er somit nur noch vier Zähler hinter Teamkollege Nico Rosberg im Kampf um WM-Platz 1.
Note: 1
Der aktuelle Stand der Formel-1-WM 2014
Nico Rosberg: Trotz starker Leistung und Rang zwei scheinen dem WM-Leader derzeit etwas die Felle davonzuschwimmen. An einem insgesamt schwierigen Wochenende für Rosberg fiel bereits auf der Aufwärmrunde die komplette Übertragung der Telemetrie-Daten an seinem F1W05 aus. Beim Start bekam er auch direkt die Konsequenzen des Malheurs zu spüren, fiel umgehend auf Rang sechs zurück. Nach einem größeren Kontakt mit dem von hinten heranfliegenden Valtteri Bottas in Kurve eins hatte Rosberg sogar Glück, ohne Beschädigung seines Boliden davonzukommen. Trotz ‚Blindflug´ nach Ausfall der Telemetriedaten und Spritmengen-Übermittlung am Boxenfunk brachte Rosberg sein überlegenes Material zum dritten Mal in Serie als Zweiter ins Ziel.
Note: 1-2
Fernando Alonso: Mit einer typischen ‘Alonso-Masterclass´ setzte der Spanier mit dem ersten Podium für Ferrari pünktlich zum Amtsantritt des neuen Teamchefs Marco Mattiacci ein Ausrufezeichen. Im zuletzt arg gebeutelten und verunglimpften F14 T operierte Alonso nahezu das gesamte Rennen über dem Limit und ließ sämtliche in Sachen Antriebspower überlegenen Mercedes-Motorenkunden sowie die hinsichtlich Aerodynamik enteilten Red Bulls hinter sich. Leicht hätte jedoch auch das Rennen des neuen WM-Dritten bereits in Kurve eins beendet sein können. Nach einem heftigen Kontakt mit Felipe Massa kamen beide jedoch ungeschoren davon.
Note: 1
Daniel Ricciardo: Auf dem Papier mag er die Nummer zwei Red Bulls sein - auf der Strecke ist er es definitiv nicht. Wie bereits seit Saisonbeginn zeigte Ricciardo auch in China wieder seine ganze Klasse und beendete das Rennen als Vierter nur hauchdünn hinter dem Podest. Nach Bahrain bekam Ricciardo dabei zum zweiten Mal in Folge die Anweisung per Boxenfunk, den langsameren Teamkollegen Sebastian Vettel zu passieren. Trotz deutlicher Unterlegenheit auf den Geraden kam der Australier vor allem gegen Ende des Rennens noch einmal groß auf, fuhr bis auf eine Sekunde an Alonso heran und distanzierte Vettel auf schier unvorstellbare 25 Sekunden.
Note: 1-2
Sebastian Vettel: Der vierfache Weltmeister steckt in der Krise: Nur Rang fünf in China, vom Teamkollegen mit großen Rückstand distanziert, außerhalb jeglicher Reichweite der Mercedes und nun sogar hinter einem der zuletzt schwächelnden Ferrari. Nach gutem Start fuhr Vettel immerhin lange innerhalb der ersten drei Positionen, verlor in Runde 22 allerdings einen Platz an Rosberg und wurde nur zwei Runden später nach einem Zweikampf gegen Ricciardo aufgefordert, den schnelleren Teamkollegen vorbeizulassen. Ursprünglich auf drei Stopps angesetzt, switchte Red Bull während des Rennens auf eine Zwei-Stopp-Strategie, was Vettel letztlich unverschuldet weiter zurückwarf.
Note: 3
Nico Hülkenberg: In einem weitestgehend unauffälligen Rennen bestätigte der deutsche Force-India-Pilot seine exzellente Frühform in der laufenden Saison und sicherte seinem Team mit Rang sechs weitere wichtige acht Zähler. Zwar hatte Hülkenberg keine Aussicht auf einen ernsthaften Angriff auf die ersten Fünf, blieb nach einer fehlerfreien und konstant schnellen Fahrt jedoch weitestgehend unangefochten auf Rang sechs, ehe Valtteri Bottas nach seinem letzten Stopp auf frischeren Reifen noch einmal nahe aufschloss.
Note: 2
Valtteri Bottas: Nach einem ungewohnt schwachen Start und der folgenlosen Kollission mit Nico Rosberg fiel der Finne in Diensten von Williams zunächst von Platz sieben zurück, kämpfte sich aber mit sehenswerten Manövern auch dank seines überlegenen FW36 schnell wieder in die Top-Zehn zurück. Letztlich beendete Bottas nach erneut starkem Auftritt das Rennen auf seiner ursprünglichen siebten Position, nachdem Teamkollege Felipe Massa nach verpatztem Boxenstopp weit zurückfiel.
Note: 2-3
Kimi Räikkönen: Es läuft derzeit einfach nicht rund beim Finnen in Diensten der Scuderia Ferrari. Nur Platz 11 im Qualifying, nun der achte Rang im Rennen mit knapp einer Minute Rückstand auf Teamkollege Alonso. Zwar hatte Räikkönen mit deutlich mehr Verkehr zu kämpfen als Spanier, spätestens ab Mitte des Rennens jedoch weitestgehend freie Fahrt. Außer einigen sehenswerten Überholmanövern in der ersten Rennhälfte gelang es dem Ex-Weltmeister dennoch nicht, zu überzeugen. Kimi wird sich trotz fehlerfreier Fahrt in China spätestens in Spanien deutlich steigern müssen, will er nicht noch hoffnungsloser hinter Alonso zurückfallen.
Note: 3-4
Sergio Perez:Mit einem weiteren Punkte-Finish erfüllte der Mexikaner in seinem VJM07 immerhin die Mindestanforderung. Gegen Teamkollege Hülkenberg fiel Perez jedoch erneut deutlich ab und muss sich wohl langsam aber sicher an den Status der Nummer zwei bei Force India gewöhnen. In einem weitestgehend unspektakulären Rennen leistete sich Perez keine Fehler, schaffte es aber gegen Ende des Rennens nicht, den strauchelnden Räikkönen vor sich ernsthaft unter Druck zu setzen.
Note: 3-4
Daniil Kvyat:Im erst vierten Rennen seiner Karriere gelang dem 19-jährigen Russen bereits das dritte Punkte-Finish. Im auf dem Papier unterlegenen Toro Rosso zeigte Kvyat erneut eine ansprechende Leistung und schlug zum wiederholten Mal Teamkollege Vergne. Der Rookie fährt weiterhin wie ein ‚alter Hase´ und macht Spaß.
Note: 2-3
Jenson Button:McLaren und auch Jenson Button befinden sich derzeit im freien Fall. Zwar operiert der Brite meist am Limit seiner Fähigkeiten, trotz Mercedes-Kundenmotor gelang den Chrompfeilen jedoch zum zweiten Mal in Folge kein WM-Punkt. Der MP4-29 entpuppte sich in Shanghai dabei sowohl auf den Geraden als auch in schnellen Kurven schlicht als zu langsam, weswegen eine eindeutige Einordnung der fahrerischen Leistung mitunter schwer fällt.
Note: 3-4
Jean-Eric Vergne:Zwar stellte der Franzose seinen auf dem Papier unterlegenen Toro Rosso auf einen passablen zwölften Platz, allerdings verlor er erneut das Duell gegen Rookie-Teamkollege Kvyat. Vergne muss sich mächtig steigern, will er bei nicht weiter in eine missliche Lage schlittern
Note: 3-4
Kevin Magnussen:Mit großen Vorschusslorbeeren in die Saison gestartet, sinkt der Stern des Auftakt-Zweiten Kevin Magnussen zuletzt bedenklich. Drei Rennen in Folge ohne Punkte stehen für den jungen Dänen bereits zu Buche - auch in China kämpfte K-Mag mit äußerst stumpfen Waffen. Nach einer selbstverschuldeten Kollision nach dem Start in Malaysia, einem Ausfall mit Kupplungsdefekt in Bahrain und der leistungsbedingten Schleichfahrt in China können ‚sonnigere´ Tage für Magnussen wohl nicht früh genug kommen.
Note: 4
Pastor Maldonado: Wieder ein Rennen zum Vergessen für Lotus und auch Pastor Maldonado. Das Krisenteam scheint zwar immer wieder einen Schritt nach vorne zu machen, jedoch läuft es einfach nach wie vor nicht rund. Zwar zweifelt Maldonado die Leistungsfähigkeit seines E22 an, bei einem Blick auf Teamkollege Grosjean wird jedoch deutlich, dass wohl eher er seinen persönlichen Einsatz steigern sollte. Immerhin machte er nach dem Pech des verpassten Qualifyings von Startplatz 22 noch acht Positionen gut.
Note: 4
Felipe Massa: Der ‚ewige Pechvogel´ Massa hatte beim Start nach einer hauptsächlich selbstverschuldeten Kollision mit Fernando Alonso zunächst Glück, ohne Defekt am FW36 davonzukommen. Allerdings suchte ihn das Pech anschließend doppelt heim, als das Team bei seinem ersten Boxenstopp kapital patzte. So vertauschte die Boxencrew zunächst den linken und rechten Hinterreifen, benötigte anschließend eine gefühlte Ewigkeit für die Korrektur, sodass Massa von Rang sechs auf den letzten Platz zurückfiel. Mit Rang 15 betrieb er letztlich Schadensbegrenzung, zeigte insgesamt jedoch eine durchaus ansprechende Leistung.
Note: 2-
Esteban Gutierrez: Unauffälliges Rennen des Sauber-Piloten, der im komplett unterlegenen C33 einen schweren Stand hatte.
Note: 4
Jules Bianchi: Nach einer ordentlichen Leistung wähnte sich Bianchi bereits als Sieger des ‘Schneckenrennens´ zwischen Marussia und Caterham, ehe in Kamui Kobayashi mit einer Attacke auf der langen Gegengeraden passierte. Glück im Unglück jedoch für Bianchi: Aufgrund der eine Runde zu früh geschwenkten Zielflagge wurde das Rennergebnis auf das Ende der 54. statt wie regulär der 56. Runde gesetzt. Somit blieb der Franzose auf Rang siebzehn der Wertung.
Note: 4+
Kamui Kobayashi: Sehenswertes Überholmanöver gegen Bianchi, das aufgrund der zu früh geschwenkten Fahne jedoch ungültig wurde. Immerhin landete Kobayashi deutlich vor dem Teamkollegen.
Note: 4
Max Chilton:Außer der Zielankunft war das Rennen Chiltons weder auffällig noch erwähnenswert. Der große Rückstand auf Bianchi sowie eine doppelte Überrundung kommen jedoch einer Ohrfeige gleich.
Note: 4-5
Marcus Ericsson:Wie auch Chilton wurde Caterhams Schwede deutlich vom Teamkollegen geschlagen und zudem zwei Mal überrundet. Rabenschwarzer Tag im hoffnungslos unterlegenen Caterham.
Note: 4-5
Romain Grosjean:Romain Grosjean war neben Felipe Massa der zweite Pechvogel des Rennens. Nach einem guten Start lag der Franzose in Diensten Lotus´ bis zu seinem ersten Stopp in den Top-10 und verteidigte die scheinbar erste Punkteplatzierung der Saison für den gebeutelten Rennstall auch nach Reifenwechsel. Gegen Mitte des Rennens fiel zunächst der vierte, später sämtliche Gänge am E22 aus, weswegen Grosjean direkt die Box ansteuerte und ausstieg.
Note: 2
Adrian Sutil: Noch ehe das Rennen für den Deutschen in Diensten Saubers begonnen hatte, war es auch schon wieder vorbei. Nach lediglich fünf Runden musste Sutil den C33 mit einem Motorschaden abstellen. Ein Platz unter den ersten fünfzehn wäre wohl eine durchaus realistische Zielsetzung für den Sauber-Piloten gewesen.
Note: 4
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