Mit dem Großen Preis von Malaysia wartet der erste richtige Härtetest der Saison auf die Reifen. Während auf dem Stadtkurs im Albert Park die Belastung auf das schwarze Gold noch recht gering war, gibt es auf dem Sepang International Circuit gleich mehrere Faktoren, die den Reifen nicht ganz so schmecken könnten.

"Der Asphalt hier zählt eher zu den raueren der ganzen Saison. Und die durchschnittliche Temperatur über das Jahr hinweg wird wohl eher zwischen 25 und 30 Graz liegen und nicht wie hier bei 45 Grad. Außerdem ist es noch eine Strecke, auf der die Piloten viel rutschen, was den Reifen zusätzlich Energie zuführt", merkte Pirelli Motorsportchef Paul Hembery an.

Zwar waren diese Faktoren auch schon im Vorhinein bekannt, der Reifenabbau erwies sich während der ersten beiden Freien Trainings dennoch stärker als zunächst angenommen. "Zwischen 0,25 und 0,35 Sekunden bauen die Reifen pro Runde ab. Das ist ziemlich hoch", so Hembery.

Zwei Stopps - oder vielleicht drei?

Welche Rolle spielen die Reifen, Foto: Sutton
Welche Rolle spielen die Reifen, Foto: Sutton

Boxenstopp-Festivals erwartet der Brite aber nicht: "Es sieht nach einem Zweistopp-Rennen aus." Allerdings könne auch der ein oder andere einen Stopp mehr einplanen, final wollte sich Hembery noch nicht festlegen. "Das ist schwer, weil sich die Strecke sehr extrem entwickelt. Teams, die mehr Probleme haben, könnten auf drei Stopps gehen, aber es werden wohl eher zwei."

Doch auch bei den Zwei-Stoppern könnte es noch Unterschiede geben. Die harten Reifen sind pro Rund etwa 0,9 bis 1,2 Sekunden langsamer als der Medium-Compound und zeigt einen ähnlichen Verschleiß. Zwischen 20 und 22 Runden sollten beide Reifenmischungen halten. "Wir sehen also keinen großen Vorteil beim harten Reifen, deshalb glauben wir, dass sich die Teams auf den Medium-Reifen konzentrieren werden."

Eine interessante Variante wäre dabei auch, den härteren Reifen nicht ganz am Ende des Rennens zu fahren, sondern schon früher. Weil das Rennen erst um 16 Uhr Ortszeit startet, sind während des Rennens fallende Temperaturen wahrscheinlich. Deshalb macht es auch durchaus Sinn, den harten Reifen bei höheren Temperaturen zu fahren und am Rennende - wenn es bis zu 10 Grad kälter sein kann - auf den mittleren Compound zu vertrauen, der dann seine Stärken noch besser ausspielen kann.

"Diese Aspekte spielen mit in die Strategie und machen den harten Reifen vielleicht langsamer", gibt auch Hembery zu bedenken. In einer Woche in Bahrain könnte dieses Spannungselement vielleicht noch wichtiger werden: "Hier ist es nicht ganz so extrem, aber in Bahrain könnten wir bis zu 15 Grad Temperatursturz erleben."

Regen-Vorteil

All diese Strategie-Spiele könnten aber ohnehin hinfällig sein. Denn die Regenwahrscheinlichkeit ist enorm hoch. Vor allem wegen der späten Startzeit, denn die Regenfällte in Malaysia konzentrieren sich meist auf den späten Nachmittag. In Melbourne konnte Pirelli bereits Erfahrung mit den Regen-Pneus sammeln, allerdings könnte der Niederschlag in Malaysia deutlich stärker ausfallen. "Insgesamt waren die Autos noch fahrbar, das ist gut", freute sich Hembery über die Australien-Performance.

Malaysia im Regen oder Business as usual, Foto: Sutton
Malaysia im Regen oder Business as usual, Foto: Sutton

Sollte es zu einem Regenrennen kommen, könnten einige Teams im Vorteil sein. "Die Teams, die in Australien im Q3 waren hatten eine gute Möglichkeit zu sehen, wo der Crossover-Point ist. Denn während dieser Session gab es wohl den richtigen Zeitpunkt, zu wechseln."

Im letzten Qualifying-Segment beim Saisonauftakt trocknete die Strecke leicht ab, so dass manche Piloten auf Intermediates setzten, andere auf Full-Wets. Der Crossover-Point ist der Zeitpunkt, zu dem es Sinn macht, zwischen den verschiedenen Reifentypen zu wechseln. Für die Teams sind diese Daten sehr wertvoll, weil somit im Rennen wichtige Sekunden innerhalb von wenigen Runden gewonnen oder auch verloren werden können.