Das erste Rennen der neuen Formel-1-Ära ist Geschichte. Während sich alle Welt auf die neuen Turbo-Motoren stürzte, konzentrierten sich die Teams natürlich auch weiterhin auf die Aerodynamik. Vor allem aber auf die Aerodynamik in Kombination mit den neuen Turbo-Aggregaten, denn die Kühlung ist bei einigen Teams weiterhin Baustelle Nummer eins. Motorsport-Magazin.com zeigt die ersten Technik-Trends der noch jungen Saison.

Baustelle Kühlung

Dem Mercedes wächst ein Schnorchel, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Dem Mercedes wächst ein Schnorchel, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Die Kühlung stand bei einigen Teams im Zentrum der Australien-Konfiguration. Besonders Mercedes und Williams brachten interessante Neuerungen nach Down Under. Während das Quecksilber in Bahrain teilweise bis auf 30 Grad stieg, erwarteten die Teams in Melbourne eher kühlere Temperaturen. Lediglich am Freitagnachmittag kletterten die Werte in Bahrain-Regionen.

Die Wulst war weg, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Die Wulst war weg, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Zahlreiche Teams brachten für Bahrain spezielle Kühl-Updates, die Formel 1 zeigte sich freizügig. Mercedes rüstete für Melbourne zurück. Zumindest in manchen Bereichen, andere enthielten neue Kühlelemente. So die neue Airbox: Neben der zentralen Öffnung, die Verbrennungsluft für den Motor ansaugt, befanden sich nun links und rechts zwei weitere Öffnungen. Wie kleine Schnorchel tauchen sie aus der Motorabdeckung heraus.

Wohin die Luft genau geleitet wird, ist unklar. Sie könnte aber direkt auf den Turbolader abzielen. Während vorne mehr Luft reinkommt, wurde die Abluftfläche hintern verkleinert. Die Ingenieure aus Brackley rüsteten wieder zur ursprünglichen Heck-Konfiguration der ersten Wintertestfahrten zurück. Das Kanonen-Cooling-Outlet nach McLaren-Vorbild könnte aber in Malaysia, wenn die höchsten Temperaturen der gesamten Saison erwartet werden, wieder zurück ans Auto finden.

Williams zieht nach

So sah das Williams-Heck noch in Bahrain aus, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
So sah das Williams-Heck noch in Bahrain aus, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Und die Mercedes-Lösung hat bereits Nachahmer gefunden. Bei den Testfahrten war Williams noch mit kreisrundem Ausschnitt am Heck unterwegs, in Melbourne zeigte sich das Karbon-Kleid beim Traditionsrennstall nicht nur neu lackiert, sondern auch neu geformt. Das neue Williams-Heck erinnert nun stark an die erste und damit wieder aktuelle Mercedes-Variante. Da Williams mit der alten Lösung keine Hitzeprobleme hatte, dürften sich die Ingenieure wohl einen reinen Performance-Vorteil erhofft haben.

Am Red Bull waren Kühlungs-technisch keine größeren Änderungen zu erkennen. Überhitzungsprobleme schien es aber beim Weltmeisterteam nicht mehr gegeben zu haben. Passt nicht zusammen? Nicht unbedingt. Sebastian Vettel kündigte bereits vor Melbourne an, dass der RB10 grundlegend geupdatet wird, sich die Änderungen allerdings unter der Haube abspielen. Sprich: Es geht hauptsächlich um Packaging, also wie die einzelnen Bauteile angeordnet sind.

Red Bulls Kamera-Trick

Red Bull versteckt die Kamera in der Nase, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Red Bull versteckt die Kamera in der Nase, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Für Aufsehen sorgte bei Red Bull aber ein kleines Detail in ganz anderem Bereich. Denn ein Kameragehäuse an der Front des RB10 sucht man vergeblich. Dazu nutzt Adrian Newey einen kleinen Trick: Im Rahmen der erlaubten vorgeschriebenen Kamerapositionen hat das Design-Genie die Kamera schlichtweg in eine kleine Stufe in der Fahrzeugnase integriert.

Damit schlägt Newey gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ein externes Gehäuse, das den Luftfluss stören und den Luftwiderstand erhöhen würde wird vermieden, zusätzlich muss kein weiteres Gehäuse angebracht werden, nur um die aerodynamische Balance zu gewährleisten. Somit spart sich Red Bull gleich doppelt Luftverwirbelungen und -widerstand.

Die üblichen Baustellen

Ein Auto, drei verschiedene Lösungen, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com
Ein Auto, drei verschiedene Lösungen, Foto: Sutton/Motorsport-Magazin.com

Abgesehen von den bereits angesprochenen größeren Änderungen gab es natürlich wieder den ganz normalen Formel-1-Wahnsinn. Experimente mit Flügelchen hier und neuen Leitblechen da. Ferrari brachte zwei verschiedene Frontflügel mit nach Australien, fuhr aber nur mit der neueren Variante, die beim zweiten Bahrain-Test bereits gezeigt wurde. Auch Mercedes brachte einen neuen Flügel, der allerdings nicht zum Einsatz kam.

Besonders interessant war aber ein Experiment bei Toro Rosso. Das Schwesterteam von Red Bull testete eine Heckflügelbefestigung nach Vorbild des RB10. Knapp hinter der Motorabdeckung entspringt eine vertikale Strebe, die den Auspuff umschließt - eine Mischung aus RB10 und McLaren MP4-29. Allerdings wurde der STR9 nach den Freitagstrainings wieder zurückgerüstet.

Die Tatsache, dass Toro Rosso bisher auf eine Strebe zur Befestigung des Flügels verzichtete, macht den Vergleich interessant. Hier wurden nicht nur zwei Detail-Lösungen miteinander verglichen, sondern zwei unterschiedliche Konzepte. Das Ergebnis könnte auch für Red Bull interessant sein.