1. - Warum wurde Ricciardo disqualifiziert?

Sonntagnacht herrschte um exakt 23:53 Uhr Ortszeit Gewissheit: Daniel Ricciardo war offiziell von der FIA vom Australien Grand Prix disqualifiziert worden. Auf drei Seiten begründete der Weltverband die Entscheidung. Vorwurf: Ricciardos RB10 soll konstant die maximale Benzindurchflussmenge von 100 kg/Stunde überschritten und damit gegen das Technische und Sportliche Reglement verstoßen haben.

Bedeutet konkret: Red Bull tauschte das Fuel-Flow-Meter an Ricciardos Autos vor dem 3. Training aus, weil es inkonstante Messwerte geliefert hatte. Die FIA forderte das Team jedoch auf, das ursprüngliche Teil wieder einzubauen, weil die Werte des neuen Messgeräts nicht zufriedenstellend gewesen seien. Dabei hätte die FIA akzeptiert, dass die Werte etwas von der Norm abweichen. Red Bull erachtete die Daten des ersten Fuel-Flow-Meters jedoch als unzuverlässig und arbeitete mit eigenen Benzindurchfluss-Werten.

Während des Rennens fiel einem FIA-Delegierten auf, dass die Werte nicht stimmten und zu viel Benzin durch das Flow-Meter lief. Red Bull wurde umgehend aufgefordert, die Werte anzupassen, doch das Team entschied sich dagegen. Infolge dieser Verweigerung wurde Ricciardo nachträglich disqualifiziert, verlor dadurch Platz zwei und seine erste Podiumsplatzierung in der Formel 1. Red Bull kündigte an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Daniel Ricciardo verliert Platz 2 nachträglich, Foto: Sutton
Daniel Ricciardo verliert Platz 2 nachträglich, Foto: Sutton

2. - Warum gewann Rosberg so deutlich?

Deutlicher hätte Nico Rosberg das erste Rennen der Saison kaum gewinnen können. Der Mercedes-Pilot überquerte die Ziellinie im Albert Park mit 24,5 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Daniel Ricciardo. Wahrscheinlich wäre es sogar noch dominanter gegangen, hätte Rosberg seinen Silberpeil in den Schlussrunden nicht etwas geschont. "Die haben noch mehr in der Hinterhand", fürchtete etwa Red Bulls Teamchef Christian Horner.

Ein Schlüssel zu Rosbergs viertem Formel-1-Sieg war der Start. Von Platz drei stürmte er vor und ließ seinen beiden Vordermännern Daniel Ricciardo und Lewis Hamilton keine Chance. Ab Kurve 1 führte Rosberg das Rennen an und baute seinen Vorsprung scheinbar nach Belieben aus. Der F1 W05 wurde seiner Favoritenrolle am Sonntag vollends gerecht. Erleichtert wurde der Sieg auch dadurch, dass bei Ricciardo zum Schluss der Sprit knapp wurde und er seinen Red Bull drosselte.

Riesen-Jubel bei Rosberg, Foto: Sutton
Riesen-Jubel bei Rosberg, Foto: Sutton

3. - Wie sorgte Magnussen für Begeisterung bei Ron Dennis?

Traumeinstand in der Formel 1: Kevin Magnussen fuhr bei seiner McLaren-Premiere auf Anhieb zu Platz drei und rückte nach Ricciardos Disqualifikation sogar auf die zweite Position vor. Ein noch erfolgreicheres Debüt als das eines gewissen Lewis Hamilton, der 2007 in seinem ersten Rennen für McLaren Dritter und später Vize-Weltmeister wurde. Magnussen scheut Vergleiche mit seinem Vorbild, dürfte nach dem überragenden Auftakt aber noch viel mehr damit konfrontiert werden.

Magnussens Auftritt nötigte sogar Ron Dennis Respekt ab: "Es war zwar nur ein einziges Rennen, aber ich habe keine Zweifel an seinem Temperament, seinem Fokus oder seinem Einsatz. Er kann stolz auf das sein, was er erreicht hat." Danish Dynamite Magnussen: Mit nur einem Rennen avancierte der 21-Jährige zum erfolgreichsten dänischen Piloten in der Geschichte der Formel 1. "Es ist alles so surreal. Ich hätte nie gedacht, dass ich das in meinem ersten Rennen schaffe", jubelte Magnussen.

K-Mag! Kevin Magnussen ist das heißteste Eisen der Formel 1, Foto: Sutton
K-Mag! Kevin Magnussen ist das heißteste Eisen der Formel 1, Foto: Sutton

4. - Wieso fiel Hamilton aus?

Feierabend in Runde zwei. Für Lewis Hamilton war der Australien Grand Prix eine kurze und schmerzhafte Angelegenheit. Seine Pole Position verlor der Mercedes-Pilot noch vor der ersten Kurve an Teamkollege Nico Rosberg. In der Folge wurde Hamiltons Silberpfeil immer langsamer, bis gar nichts mehr ging. Grund des Ausfalls: Fehlzündungen an einem der Zylinder.

Schon kurz nach dem Start hatte das Team Hamilton gewarnt, dass etwas nicht mit dem F1 W05 stimme. Immerhin muss sich der Brite keinen verpatzten Start ankreiden lassen - von Beginn an fehlte dem Silberpfeil wegen des Problems, das während der Tests nie aufgetreten sein soll, die nötige Leistung. Hamilton enttäuscht: "Das war Pech, aber so ist der Rennsport manchmal."

Kurzes Rennen für Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Kurzes Rennen für Lewis Hamilton, Foto: Sutton

5. - Warum musste Vettel so früh aufgeben?

Sebastian Vettel erlitt in der fünften Runde den technischen K.o. Immerhin etwas Abwechslung in der Problemliste des Weltmeisters: Diesmal machte der Verbrennungsmotor innerhalb der kriselnden Power Unit von Renault Ärger - eines der wenigen Probleme, das Red Bull während der Winter-Testfahrten nicht hatte. "Es ist frustrierend: Du willst einen Grand Prix starten und der Motor funktioniert einfach nicht", ärgerte sich Christian Horner und forderte umgehende Aufklärung des Schadens.

Erst später wurde bekannt, dass auch Ricciardo ein Motorproblem hatte. Kurz vor dem Start setzte plötzlich der Turbolader seines RB10 aus. Nach einem Reset des Systems war der Fehler jedoch behoben. So viel Glück hatte Vettel nicht, Helmut Marko kündigte bereits an, gemeinsam mit Renault eine kurz- und mittelfristige Lösung zu suchen.

Vom Rekord-Brecher zum Problem-Seb - hätte Vettel in Melbourne gewonnen, wäre das saisonübergreifend sein zehnter Sieg in Folge gewesen. Das hat es in der Geschichte der Formel 1 noch nicht gegeben, doch von Bestmarken ist der Heppenheimer derzeit weit entfernt.

Hier entging Vettel knapp einer Kollision, Foto: Sutton
Hier entging Vettel knapp einer Kollision, Foto: Sutton

6. - Wieso kam Ferrari nicht nach vorn?

Einen Ausfall hatte Ferrari in Melbourne zwar nicht zu beklagen, doch auch bei der Scuderia lief nicht viel zusammen. Fernando Alonso auf Platz vier, Kimi Räikkönen nur Siebter - das genügt den Ansprüchen der Roten bei weitem nicht. Was war los mit dem Auto, dessen Speed nach den Testfahrten die große Unbekannte im Feld war?

Bei Räikkönen waren die Ursachen vielfältig nach seinem Crash im Qualifying und Startplatz 11. Zuerst machten die Vorderreifen schlapp und der Finne hatte nur noch wenig Grip. Beim Reifenwechsel während der frühen Safety-Car-Phase musste er sich dann auch noch hinter Teamkollege Fernando Alonso an der Ferrari-Box anstellen und verlor dadurch eine Position. Außerdem lief die Elektronik seines F14 T nicht sauber und konnte nicht die volle Power entfalten.

Bei Kollege Alonso lief es etwas besser und als Vierter sammelte er ordentliche Punkte zum Auftakt. An den beiden McLarens gab es für den Spanier allerdings kein Vorbeikommen und Rosberg im Mercedes fuhr in einer anderen Welt. Alonso knabberte ebenfalls an Elektronikproblemen und war mehr aufs Verteidigen statt auf Abteilung Attacke konzentriert. "Wir sind nicht glücklich mit der heute gezeigten Leistung. Wir müssen uns verbessern", stellte er hohe Anforderungen an das Team in Maranello.

Mittelmäßiges Rennen für Kimi Räikkönen, Foto: Sutton
Mittelmäßiges Rennen für Kimi Räikkönen, Foto: Sutton

7. - Was war zwischen Kobayashi und Massa?

Da ist er wieder, der Crash-Japaner! Kamui Kobayashis Bilanz des Australien GP: Turbo-Start, beinahe Vettel in die Seite geknallt, Räikkönen ins Heck gefahren, Massa abgeräumt, Ausfall. Und das alles auf den ersten 30 Metern auf dem Weg zu Kurve 1. Der abgeschossene Massa war nach dem Unfall außer sich und forderte eine Strafe für den Caterham-Piloten. Die FIA sah jedoch von einer Maßregelung ab.

Zu Recht, wie sich später herausstellte: Kobayashi hatte gar keine Chance, weil sein Brake-by-Wire-System den Dienst versagte und er nicht bremsen konnte. "Es tut mir leid für Felipe, aber es war nicht mein Fehler", sagte Kobayashi, der sich seine F1-Rückkehr auch anders vorgestellt hatte. Caterham steht nun in der Pflicht der FIA, die Probleme zu analysieren, damit es keinen 'Kamuikaze 2.0' gibt.

Abgeschossen! Frühes Ende für Massa und Kobayashi, Foto: Sutton
Abgeschossen! Frühes Ende für Massa und Kobayashi, Foto: Sutton

8. - Wieso setzte Kvyat einen Meilenstein?

Das können nicht viele von sich behaupten: Rekord von Sebastian Vettel in der Formel 1 geknackt. Daniil Kvyat darf sich mit dieser Errungenschaft und Platz neun in seinem ersten F1-Rennen aus Melbourne verabschieden. Der Toro-Russe ist der jüngste Fahrer in der Geschichte der Formel 1, der es in die Punkteränge schaffte. Mit 19 Jahren, zehn Monaten und 18 Tagen löste Kvyat damit Vettel ab, dem dies beim USA Grand Prix 2007 im Alter von 19 Jahren, elf Monaten und 14 Tagen gelang.

9. - Was ging bei Lotus schief?

In einem Wort: alles. Wenn ein TV-Kommentator es als Erfolg verbucht, dass Romain Grosjean ja immerhin 45 Runden weit gekommen sei, kann etwas nicht stimmen. Bei Lotus stimmte gar nichts in Melbourne, von Anfang bis Ende gab es nur Probleme. Im Rennen versetzte das defekte ERS-K sowohl Grosjean als auch Teamkollege Pastor Maldonado (in Runde 29) den Todesstoß.

Fast schon tragisch komisch, dass Grosjean aus der Boxengasse starten musste, weil Lotus einige Änderungen am Auto vorgenommen hatte. Dass der Franzose dann auch noch eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt bekam, weil das Team vor dem Start das 15-Minuten-Signal missachtet hatte, setzte dem miserablen Wochenende die Krone auf. Stellvertretend für den Schlamassel sagte Grosjean: "Auf gewisse Art und Weise war es ein positiver Tag: Nach all den Problemen hatte ich erwartet, 15 bis 20 Runden im Rennen fahren zu können - und wir haben 45 geschafft!"

Horror-Wochenende für Lotus, Foto: Sutton
Horror-Wochenende für Lotus, Foto: Sutton

10. - Was passierte kurz vor dem Rennstart?

Die Motorsportwelt blickte gebannt auf die Startaufstellung in Melbourne. So viele Ungewissheiten im Vorfeld - nun würde es endlich konkrete Antworten geben. Da passte es doch wunderbar zur neuen F1-Ära, dass das Turbo-Abenteuer mit einer gehörigen Verspätung begann. Die Wartepause bis zum richtigen Rennstart ging auf die Kappe des Marussia-Duos Max Chilton/Jules Bianchi.

Bereits auf dem Weg in die Startaufstellung rodelte Bianchi mit seinem Marussia durch die Wiese. Teamkollege Chilton blieb dann beim Start in die Einführungsrunde stehen, weil der Motor seines Autos abgestorben war und ein Gang festhing. Bianchi sorgte wenigen Minuten später sogar für einen Startabbruch und musste wegen eines Motorschadens ebenfalls in die Boxengasse geschoben werden. Verrückt: Beide Marussias beendeten das Rennen - mit einigem Rückstand - und Chiltons Serie hält an. Der junge Brite sah in jedem seiner 20 F1-Rennen die Zielflagge.

Verspäteter Start im Albert Park, Foto: Sutton
Verspäteter Start im Albert Park, Foto: Sutton