Nico Rosberg trägt sich in die Geschichtsbücher ein. Der Deutsche ist der erste Sieger der neuen Turbo-Ära der Formel 1. "Ich bin einfach hin und weg. Das ist ein Wahnsinnstag und ganz, ganz toll", strahlte Rosberg auf dem Podest in Melbourne. "Es ist einfach unglaublich. Wir haben so hart gearbeitet und jetzt mit einem so unglaublichen Silberpfeil den Sieg zu holen, ist ein perfekter Start."

Start mit Hindernissen

Am Samstag lief der neue Führende der Weltmeisterschaft noch mit gesenktem Kopf durch die Boxengasse. Nach einem Patzer im Qualifying stand anstatt der Eins nur die Drei neben seinem Namen. Diesen Fehler besserte Rosberg aber bereits am Start wieder aus. Als die Lichter ausgingen, schoss der Mercedes-Pilot sofort an Daniel Ricciardo und Teamkollege Lewis Hamilton vorbei und ging als Führender in die erste Kurve. "Das hat sich gigantisch angefühlt", lachte der Deutsche.

Noch kurz zuvor sah es allerdings nicht so rosig aus. Rosberg versuchte zu Beginn der zweiten Aufwärmrunde einen Teststart und war verunsichert. "Der war nicht so gut. Aber mein Ingenieur hat eine tolle Einstellung gemacht. Das war echt klasse und der Grundstein für dieses Rennen", beschrieb Rosberg.

Angst vor einem Defekt

Sicher fühlte sich Rosberg aber zu keinem Zeitpunkt. Obwohl er voll attackierte und das Auto laut seinen Aussagen wie auf Schienen lief, gab es Grund zur Sorge. Bereits nach wenigen Runden forderte Mercedes seinen Teamkollegen Hamilton auf, an die Box zu kommen und das Rennen zu beenden. "Ich wusste nicht, was passiert ist, nur dass er raus ist. Ich habe jede Runde gezittert und immer wieder kontrolliert, ob sich die Motorgeräusche noch gleich anhören", erinnerte sich Rosberg. Tatsächlich veränderte sich das Geräusch in den letzten sechs Runden. "Es war nichts Gravierendes, aber ich bin schon nervös geworden."

Auch die Reifen an seinem Silberpfeil bereiteten Kopfzerbrechen, weshalb Rosberg sich nur wenig Gedanken über seinen Vorsprung oder die Dominanz des Mercedes machen konnte. "Die Reifen wurden plötzlich kalt und ich musste schneller fahren, um sie auf Temperatur zu halten", erklärte Rosberg die Schwankungen in seinen Rundenzeiten. Im zweiten Stint kamen sogar kurz Sorgen auf, ob durch Graining nicht ein zusätzlicher Boxenstopp nötig sein würde. "Es hat sich dann aber geklärt und ich bekam über Funk die Info, dass die Leute hinter mir noch größere Probleme hatten. Das hat mich beruhigt."

Während des Boxenstopps stellten sich die Reifen ebenfalls als Problem heraus - zumindest einer. Als der Pneu montiert wurde, flog ein Teil des Silberpfeils ab. "Der Reifen wurde schief aufgesetzt und dabei ist ein Teil der Bremskühlung abgeflogen", erklärte Niki Lauda. Mit diesem wichtigen Bauteil wird die Wärme in die Felgen gebracht, weshalb das Team die Luft anhielt und Lauda am Ende mehr als erleichtert reagierte: "Gott sei Dank war die Beschädigung gering und hatte keinen Einfluss." Rosberg selbst erfuhr von dem Malheur erst nach dem Rennen und scherzte: "Vielleicht brauchen wir es ja nicht und können es zukünftig weglassen.

Einfach phänomenal

Nico Rosberg ist der strahlende Sieger, Foto: Sutton
Nico Rosberg ist der strahlende Sieger, Foto: Sutton

Trotz aller Sorgenfalten war der Mercedes-Pilot nie mehr von der Spitze zu verdrängen und setzte schnellste Rundenzeiten fast nach Belieben. "Das Auto war so schnell und zuverlässig", jubelte Rosberg. "Mein Silberpfeil ging ab wie sonst was - einfach phänomenal. Wir haben hart gearbeitet, um das Auto so hinzubekommen, dass ich die gesamte Distanz fahren kann."

Damit hätte vor zwei Wochen noch niemand bei Mercedes gerechnet, weil das Team laut Rosberg so viele Probleme hatte und das ganze Auto neu gestaltete. "Unter der Haube kann man das nicht so sehen, aber es streckt viel Arbeit drin und es war auch ein großes Risiko dabei", gab es ein großes Lob an sein Team.

Obwohl Rosberg nun seiner Favoritenrolle gerecht wurde, warnte er sofort vor dem Abheben. Jetzt gelte es, weiter hart zu arbeiten. "Wir müssen uns auch noch verbessern, denn die Konkurrenten werden schnell aufholen wollen", untermauerte der Deutsche. Dennoch wird er sich bis zum kommenden Rennen in Malaysia eine Woche Urlaub gönnen - wenn auch etwas widerwillig. "Malaysia könnte morgen anfangen. Warum müssen wir eigentlich zwei Wochen warten?