Lotus und Red Bull sind die Sorgenkinder unter den Top-Teams. Wie schnell die beiden Mannschaften sind, lässt sich nach den Testfahrten kaum sagen - schlichtweg, weil weder der E22 noch der RB10 allzu viele Runden drehen konnten. Das muss allerdings nicht bedeuten, dass die beiden Teams ein langsames Auto gebaut haben. Zumindest bei Red Bull gehen die meisten Experten davon aus, dass der neue Turbo-Bolide über die nötige Pace verfügt, wenn die Probleme mit der Power Unit erst einmal überwunden sind. Über Lotus schweben mehr Fragezeichen, das Potenzial des Autos ist bislang unbekannt.

Romain Grosjean hofft auf den Leitspruch, 'Lieber schnell als stabil'. Der Franzose konnte mit seinem neuen Auto nur wenige Runden in Bahrain fahren und muss jede verfügbare Minute der Freien Trainings in Melbourne nutzen. "Ich würde lieber das Rennen 20 Runden lang anführen und dann ausfallen, als das Rennen zu beenden, dabei aber vier Sekunden von der Pace weg zu sein", stellte Grosjean kurz vor dem Saisonbeginn in Australien klar.

Ob Lotus überhaupt in der Lage ist, gegenwärtig einen Grand Prix anzuführen, steht in den Sternen. "Im Moment sind wir weit davon entfernt, uns in einer guten Position zu befinden", räumte Grosjean ein. "Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht hart arbeiten und nicht daran glauben, Rennen gewinnen zu können. Der Winter war desaströs. Renault hat seine Probleme und wir haben unsere, aber von den wenigen Runden haben wir zumindest etwas lernen können."

Ob das reicht im Vergleich zur Konkurrenz - namentlich Mercedes - die unzählige Kilometer mehr abgespult hat? "Es erzeugt schon ein bisschen Druck, wenn man während eines Rennwochenendes lernen muss", sagte der Lotus-Pilot. "Ideal ist das nicht, aber so ist es im Moment eben und daran können wir nichts ändern." Zumindest war Grosjean überzeugt, dass Renault seine Probleme mit der anfälligen Power Unit rechtzeitig in den Griff bekommt: "Ich bin sicher, dass Renault seine Software verbessert. Das Auto ist gut." Auf dem Papier sei der Lotus schon ein Siegerauto, meinte Grosjean, nur habe das Team dies auf der Strecke noch nicht unter Beweis stellen können.

Das gilt auch für Teamkollege Pastor Maldonado, der seine erste Saison mit Lotus bestreitet. Der Venezolaner kennt die Zusammenarbeit mit Renault aus seinen Williams-Zeiten - nur, dass der Traditionsstall aus Grove inzwischen auf die offensichtlich zuverlässigere Power Unit von Mercedes setzt. Ärger über Teamwechsel zu einem potenziell ungünstigen Zeitpunkt? Maldonado verneinte: "Sicherlich hat Williams ein gutes Auto. Vom aerodynamischen Standpunkt ist es jetzt einfacher und ich denke, dass das Auto ziemlich ähnlich zum Vorjahr ist. Natürlich ist das Auto nicht schlecht, aber der Motor macht im Moment den Unterschied. Aber ich bin jetzt auch in einem guten Team. Warum sollten sie also kein gutes Auto bauen?"

Die vergangenen Erfolge von Renault, vor allem mit Red Bull, stimmten Maldonado aber zuversichtlich. "Wenn ich den Helm aufsetze, denke ich immer an Siege", sagte der Räikkönen-Nachfolger. "Wir müssen aber realistisch bleiben, denn bei der Zuverlässigkeit sind wir aktuell nicht vorne. Es ist wichtig, dass wir jetzt die Rennen beenden." Teamwork mit dem Motorenlieferanten sei nun angesagt: "Wir müssen zusammenarbeiten und alle Probleme aufzeigen, damit wir sie lösen können. "