Bevor am nächsten Sonntag in Australien die neue Formel-1-Saison startet, ist sich die Fachwelt so einig wie selten zuvor: Sollte der Sieg im Albert Park zu Melbourne nicht an einen Mercedes-Piloten gehen, käme dies einer großen Überraschung gleich. Während nahezu alle Teams bei den Testfahrten mit Problemen zu kämpfen hatten, spulten die Silberpfeile Runde um Runde ab und schlugen dabei auch noch ein stattliches Tempo an. Kein Wunder also, dass im Lager von Mercedes die Zuversicht gewaltig ist.

"Der Motor ist das wichtigste am Auto und die Frage ist, wer sich am besten auf ihn vorbereitet hat", betonte Niki Lauda, Vorstandsvorsitzender von Mercedes GP, im österreichischen Fernsehen. "Es wurde lange gearbeitet und in Brixworth sitzen Techniker, die einen Motor zusammengebracht haben, der am besten funktioniert", ist er vollauf überzeugt. "Wir waren am besten vorbereitet, um Motor und Auto zum Laufen zu bekommen."

Kommunikationsprobleme bei Red Bull

Doch nicht nur das Mercedes-Werksteam überzeugte bei den zwölf Testtagen in Jerez und Bahrain, auch die Kundenmannschaften, McLaren, Force India und Williams, ließen ihr Potenzial aufblitzen. Für Williams, das dieses Jahr im Martini-Look unterwegs ist und bereits als Geheimfavorit gehandelt wird, erzielte Felipe Massa in Bahrain sogar die absolute Bestzeit. Für Lauda ein weitere Beleg für die gute Arbeit in der Motorenschmiede zu Brixworth. "Alle Fahrer der Mercedes-Motoren sagen, dass der Motor sehr leicht zu fahren ist und die Leistung bringt", hielt der 65-Jährige zufrieden fest. "Der Start für den Mercedes-Motor und das Mercedes-Auto ist sehr gut."

Mercedes ist der große WM-Favorit, Foto: Sutton
Mercedes ist der große WM-Favorit, Foto: Sutton

Von einem guten Start kann man bei Red Bull Racing hingegen kaum sprechen. Das Weltmeisterteam erlebte eine vollkommen verkorkste Vorbereitung und kam noch nicht einmal dazu, eine Rennsimulation abzuspulen. Vor allem mit Motorenpartner Renault gab es immer wieder Schwierigkeiten. Lauda glaubt, die Gründe dafür zu kennen. "Red Bull hat das Problem, dass sie in England sitzen und der Motor aus Frankreich kommt", sagte der Österreicher, um mit einem verschmitzten Lächeln anzufügen: "Dass etwas in den Kanal fällt und die Kommunikation nicht stimmt, kann passieren."

Konstanz als Schlüssel zum Erfolg

Gerade angesichts der momentan schwächelnden Gegnerschaft ist man sich in der Mercedes-Führungsriege einig: In den nächsten beiden Jahren soll endlich der heiße ersehnte Weltmeistertitel gewonnen werden. Für Lauda, der schon 2014 zu Titelehren kommen will, stellt dabei die Zuverlässigkeit das entscheidende Erfolgsrezept dar. "Wichtig ist für Mercedes, die ersten Rennen zu beenden und viele Punkte zu machen", gab er die Marschroute vor, denn auch ihm ist bewusst, dass die Konkurrenz nicht auf Dauer hinterherfahren wird. "Renault wird irgendwann kommen, Softwareprobleme kann man relativ schnell lösen. Deswegen muss man von Anfang an Vollgas geben."

Als einziges Top-Team geht Mercedes mit einer unveränderten Fahrerpaarung in die neue Saison, was sich ebenfalls als Trumpf erweisen könnte. "Nico ist sehr technisch unterwegs, fast vettelartig. Und Lewis fährt mit brutalem Talent", kommt Lauda aus dem Schwärmen über seine beiden Piloten gar nicht heraus. "Sie ergänzen sich sehr gut." Spannungspotenzial ortet der dreimalige Weltmeister hingegen im Ferrari-Lager, wo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen aufeinander treffen. "Ich fürchte für Kimi, dass Alonso Ferrari kennt und sich langfristig durchsetzen kann, aber er wird ihm ab und zu schon um die Ohren fahren", analysierte der Österreicher die Lage bei seinem Ex-Rennstall.