Nur noch fünf Tage bleiben den Formel-1-Teams zum Testen, dann wird es ernst: Am 16. März beginnt die neue Saison mit dem Großen Preis von Australien. Was in Jerez und Bahrain noch keine Rolle spielte, wird in Melbourne ausschlaggebend sein: Rundenzeiten. Bislang war die Zeitenjagd eher ein Randthema, stattdessen stand die Zuverlässigkeit der neuen Autos und vor allem der Power Units im Fokus. Dieses Thema wird auch in den ersten Rennen der anstehenden Saison für einige Diskussionen sorgen, doch so ganz außer Acht lassen dürfen die Teams den Speed ihrer Turbo-Autos nicht.

Bestzeit für Lewis Hamilton, Foto: Mercedes AMG
Bestzeit für Lewis Hamilton, Foto: Mercedes AMG

Langsam kristallisieren sich die schnellen Fahrer in Bahrain heraus. Lewis Hamilton setzte am Freitag ein deutliches Ausrufezeichen in Richtung Konkurrenz und schob sich an die Spitze der absoluten Zeitentabelle. 1:34.263 Minuten benötigte der Mercedes-Pilot für seine beste Runde auf dem Bahrain International Circuit - damit war er mehr als sieben Zehntelsekunden schneller als der zweitplatzierte Jenson Button im McLaren. "Wir wären gern schneller", sagte Button anschließend. "Ich denke, dass das jedes Team mit Ausnahme von Mercedes gern wäre. Wenn man sich aber die Testtage der anderen Teams anschaut und was sie so treiben, könnte man sagen, dass wir uns in einer ordentlichen Verfassung befinden."

Worte, die Mercedes wohl nicht allzu gern hört - welches Team möchte sich schon in die Favoritenrolle drängen lassen, gerade angesichts all der Unbekannten so kurz vor dem Saisonstart? Hamilton wusste, wie er mit den Lobgesängen der Konkurrenz umzugehen hatte. "Immer, wenn wir zu einem Test reisen, stellt ein Team ein anderes in den Fokus, um selbst aus dem Rampenlicht herauszurücken - das hat jeder schon einmal gemacht, deshalb bedeutet das nichts für uns", so der Brite vor seiner zweiten Saison mit Mercedes.

Am Donnerstag hatte es sich Red Bulls Teamchef Christian Horner schon nicht nehmen lassen, den Silberpfeilen die Favoriten-Bürde aufzudrängen - wenn auch mit Einschränkung. "Mercedes hat einen beeindruckenden Job gemacht. Man muss im Moment sagen, dass sie wie die Favoriten aussehen", erklärte Horner, nicht jedoch ohne dabei zu erwähnen, dass es für Testfahrten keine Punkte gibt. Red Bull selbst ist noch lange nicht in der Verfassung, auf den Speed hinzuarbeiten - das Weltmeister-Team hat Probleme an allen Ecken und Enden und konnte bislang kaum Kilometer sammeln.

Mit solchen Schwierigkeiten hatte McLaren zwar nicht zu kämpfen, doch Button machte kein Geheimnis daraus, dass noch viel Luft nach oben vorhanden ist. Kein Wunder angesichts des allgemeinen Plans, das Auto erst einmal standfest zu bekommen, bevor es an die Feinheiten geht. "Uns fehlt noch einiges an Downforce", räumte Button ein. "Ich denke, das gilt für jedes Team. Aber im Vergleich zu dem Auto, das heute schneller war als wir, glaube ich, dass wir in diesem Bereich noch schwach aufgestellt sind." Das Auto, welches Button nicht direkt erwähnen wollte, hört auf den Namen F1 W05 und hinterlässt im Allgemeinen den bislang besten Eindruck aller Autos.

Was kann der Ferrari?, Foto: Sutton
Was kann der Ferrari?, Foto: Sutton

Mercedes und McLaren stark, Red Bull katastrophal - die Schere erscheint momentan ziemlich groß. Ein Team, das sich ziemlich heraushalten konnte, ist Ferrari. Die Scuderia stellt keine Bestzeiten auf, sammelt mit dem roten Staubsauger aber fleißig Kilometer und damit die wichtigen Daten. Doch wie schnell wird der F1 14T wohl in Melbourne sein? Kimi Räikkönen fehlten am Freitag nach 44 Runden und Problemen mit der Telemetrie gut drei Sekunden auf Top-Timer Hamilton. Teamkollege Fernando Alonso hatte aber keine Angst vor den Silberpfeilen. "Mercedes sieht ohne Zweifel sehr stark aus, allerdings sind das nur Testfahrten", sagte der Spanier. "Keiner weiß, wie viel Sprit sie an Bord haben oder welche Reifen sie fahren. Ich mache mir daher keine Sorgen."

In diesem Punkt hatte Alonso Recht, sowohl Fahrer als auch Teams gewöhnen sich noch an das Verhalten der neuen Autos. Ob Drehmoment oder Brake-by-Wire - es ist ein gewisser Lernprozess, bis die Piloten die Grenzen der Boliden ausloten können ohne das Auto im Kiesbett zu versenken. "Ich mache mich wegen den Rundenzeiten nicht verrückt. Zu diesem Zeitpunkt bedeuten Zeiten nichts", erklärte Nico Hülkenberg in aller Deutlichkeit. "Die Rundenzeiten habe ich nicht auf dem Radar." Seine eigene Bestzeit zum Bahrain-Auftakt am Mittwoch wird ihn trotzdem sicherlich gefreut haben genauso wie die Feststellung, dass an sechs der sieben bisherigen Testtage ein Mercedes befeuertes Auto am Ende die Nase vorn hatte.