Die Testfahrten in Jerez endeten für Williams äußerst erfreulich. Nicht nur dass sich Neuzugang Felipe Massa am letzten Tag die Bestzeit sicherte, auch an der Entwicklungsfront scheint immer mehr Licht ins Fehler-Dunkel zu kommen. "Trotz der relativ durchschnittlichen Anzahl an Testkilometern, die wir mit unseren 176 Runden an den vier Tagen zurückgelegt haben, sehe ich hinsichtlich unserer Probleme endlich Licht am Ende des Tunnels", gab der leitende Testingenieur Rod Nelson zu Protokoll.

Mit 86 Umläufen drehte Williams dabei alleine am Finaltag die Hälfte aller Testrunden - und dies trotz mehrerer roter Flaggen. "Unser Trainingspensum am heutigen sowie auch die Bestzeit zeigen unsere klare Steigerung innerhalb der vier Tage Jerez deutlich auf - vor allem in Sachen Zuverlässigkeit. Wir hätten uns dieses Level zwar von Beginn an gewünscht, jedoch sind wir auch jetzt sehr zufrieden mit unserem Ertrag aus diesem Test."

Auch bei Williams stellte die extreme hohe Komplexität der neuen Power Units, mitsamt aller Komplementärsysteme, die Hauptursache der meisten Probleme dar. "Die anfänglichen Zuverlässigkeitsprobleme haben uns angesichts des frühen Entwicklungsstatus der neuen Antriebsstränge wenig überrascht", meinte Nelson. Zumindest habe Williams mit Neo-Motorenlieferant Mercedes für den Moment das beste Los gezogen.

Mit seiner Bestzeit am finalen Testtag in Jerez beschloss Felipe Massa den deutlichen Williams-Aufschwung, Foto: Sutton
Mit seiner Bestzeit am finalen Testtag in Jerez beschloss Felipe Massa den deutlichen Williams-Aufschwung, Foto: Sutton

So legten die vier Mercedes-befeuerten Teams mit 875 Runden mehr Umläufe hin als die Konkurrenz von Ferrari und Renault zusammen, zeigten sich zudem auch hinsichtlich der Rundenzeiten an der Spitze des Tableaus. "Jedes Team hatte hier mit Problemen zu kämpfen, jedoch kann ich aus unserer Sicht sowie der von Mercedes sagen, dass wir angesichts des gezeigten Leistungspotentials und der relativen Zuverlässigkeit unserer Power-Unit doch recht zuversichtlich in die Zukunft blicken. Jedoch gilt es, weitere gewichtige Baustellen zu beheben", betonte Nelson.

Für die kommenden Testfahrten steht vor allem die Lösung der Bremsschwierigkeiten des FW36 auf dem Programm. "Das braking by wire-System ist ein sehr, sehr gewichtiges Thema, das uns noch sehr viel Arbeit und Kopfzerbrechen bereiten wird", ist sich der leitende Testingenieur sicher. Bei der durch elektrische Sensoren unterstützen Bremsvariante gilt es dabei an verschiedenen Fronten die optimalen Einstellungen zu finden, um das bestmögliche und effektivste Bremsverhalten des Boliden sicherzustellen.

"Die Programmierung des Kontrollsystems muss exakt passen. Zudem muss die Programmierung des möglichen Fahrereinflusses genau justiert werden, um dem Piloten ein gutes Gefühl im Cockpit zu vermitteln. Ebenso müssen die Bremsprogrammierungen auch innerhalb eines bestimmten Fensters hinsichtlich Temperatur, Vibrationen und natürlich des Aufladens der ERS-K-Batterie abgestimmt sein", erklärte Nelson.

Dass auch die Turbolader und die MGUs ins Bremssystem miteinwirken, verkompliziert die Entwicklungsarbeit dabei noch mehr. An anderer Front war Williams in Jerez bereits äußerst erfolgreich. "Die Kühlung der Power-Units sowie deren Gewichtsreduktion sind uns exzellent gelungen. Dennoch müssen wir uns in allen Bereichen noch extrem steigern", verrät Nelson den Status quo des Traditionsrennstalls.