Am vierten und letzten Tag der Testfahrten in Jerez war es soweit: Kamui Kobayashi durfte zum ersten Mal in seinem neuen Dienstwagen Platz nehmen. An den Vortagen hatten Teamkollege Marcus Ericsson und Testfahrer Robin Frijns den Vorzug bei Caterham erhalten - mit mäßigen Resultaten. Wegen der allgegenwärtigen Probleme von Renault mit der Power Unit war Fahrbetrieb zwischen Dienstag und Donnerstag nur äußert begrenzt möglich. Kobayashi holte schließlich die Kohlen aus dem Feuer und spielte im CT05 zumindest 54 Runden auf dem Circuito de Jerez ab.

Kobayashi war sich des schwierigen Starts seines neuen Arbeitgebers durchaus bewusst. "Man hat deutlich gesehen, dass wir Probleme mit der Technik hatten", so der Japaner. "Es ist eine schwierige Zeit, aber wir mussten ein paar Daten sammeln, um sie an Renault weiterleiten zu können." Sämtliche von Renault befeuerten Autos hatten in Jerez arge Schwierigkeiten, ans Laufen zu kommen. Caterham bildete da keine Ausnahme. "Für den nächsten Test in Bahrain brauchen wir ein besseres System, dann sollte es auch besser laufen bei uns", forderte Kobayashi.

Kobayashi spulte 54 Runden ab, Foto: Sutton
Kobayashi spulte 54 Runden ab, Foto: Sutton

In rund zwei Wochen reist die Formel 1 zum zweiten Vorsaison-Test nach Bahrain und im Renault-Werk in Viry-Chatillon dürften bereits die Köpfe rauchen, um die offensichtlich eklatanten Schwierigkeiten rechtzeitig in den Griff zu bekommen. "Ich mache mir da keine Sorgen, die haben in den vergangenen Jahren den besten Job gemacht", blieb Kobayashi gelassen. "Wenn man mich fragt, ob ich von diesem Ausgang überrascht bin, würde ich Nein sagen." Der F1-Rückkehrer hatte also schon damit gerechnet, dass Probleme auftreten würden.

Wegen des Motoren-Ärgers war an richtige Arbeit mit dem neuen Caterham überhaupt nicht zu denken. "Die Priorität lag auf der Arbeit mit Renault und weniger auf unserem Auto", bestätigte Kobayashi. Deshalb sei es nicht möglich, einen ersten Vergleich mit der Konkurrenz anzustellen. Kobayashi ließ sich immerhin zu einer Vermutung hinreißen: "Vom Gefühl her sind wir nicht so weit weg, aber es ist noch viel Luft nach oben."

Gewöhnungsbedürftiges Nasen-Design bei Caterham, Foto: Sutton
Gewöhnungsbedürftiges Nasen-Design bei Caterham, Foto: Sutton

Kobayashi verfügt zwar über einiges an Erfahrung in der Formel 1, doch die Arbeit mit dem neuen Auto überraschte ihn schon. Auf seinen mittellangen Runs mit dem CT05 stellte er - wie so ziemlich alle anderen Fahrer auch - fest, dass die Turbo-Autos im Vergleich zu den V8-Boliden über wesentlich weniger Downforce verfügen. "Wir haben keinen angeblasenen Diffusor mehr und deshalb viel weniger Grip auf der Hinterachse", erklärte der frühere Sauber-Pilot. "Wir sind zum Umdenken gezwungen, weil es schwierig ist, die Hinterreifen auf Temperatur zu bekommen. Außerdem haben wir jetzt acht Gänge - das Schalten fühlt sich schon ein bisschen komisch an."

Etwas komisch schauten auch die Journalisten am vergangenen Dienstag, als Caterham seinen neuen Boliden enthüllte. Eine solche Nase mit eindrücklichem Design ist bislang einzigartig - und musste eine Menge Spott und Häme wegen seines Aussehens einstecken. Kobayashi hatte aus Fahrersicht auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com die perfekte Lösung parat: "Ich mag das Design des Autos. Die Nase sieht nicht so schön aus, wie Pinocchio, aber als Fahrer kann ich sie aus dem Cockpit ja sowieso nicht sehen."