Seit Montagabend weiß die Welt, wie der neue Toro Rosso STR9 aussieht. Der Bolide mutete im ersten Moment wie ein Geier mit blauem Schnabel an, doch beim Blick auf die anderen Autos war Teamchef Franz Tost erleichtert. "Die gute Nachricht ist, dass ich nichts an unserem Auto sehe, das mir sagt, dass wir es total falsch gemacht haben", sagte Tost, der mit einem Lachen hinzufügte: "Und das bedeutet in diesen Tagen eine Menge."

Der Teamchef erklärte, dass sich das Team ganz klar auf der konservativen Entwicklungsseite bewegte, denn bei zu viel Risiko könnte jeder schnell komplett verloren sein. "Wir haben eine Lösung, mit der wir auf der sicheren Seite stehen und einige Optionen, um auf Risiko zu gehen", so Tost. Diese Varianten würden aber erst eingesetzt, wenn das Basiskonzept auf sicheren Beinen stehen würde.

Am ersten Testtag blieb der STR9 eineinhalb Stunden vor Schluss mit nur 15 gefahrenen Runden liegen. Dennoch spulte das Team damit die drittmeisten Runden ab, da die Konkurrenz mit deutlich größten Problemen kämpfte. Für Tost sind diese Kinderkrankheiten der Autos keine Überraschung und er rechnet schon in Kürze mit deutlichen Verbesserungen. "Der Grund, warum so viele Autos am ersten Tag ausrollten, war die 'Kommunikation' zwischen all den Systemen im Auto - das ist eine recht schwierige Aufgabe", bezog der Toro-Rosso-Teamchef auf das Zusammenspiel der einzelnen Elemente der Power Unit. "Wir werden diese 'Sprachlosigkeit' lösen und dann garantiere ich, dass wir in drei Wochen eine fantastische Power Unit haben und dann ist die Formel 1 wieder einmal weit vor anderen Rennserien."

Daher ist Tost fest überzeugt, dass die befürchtete Flut an technischen Ausfällen und Motorschäden in den ersten Rennen ausbleiben wird - aus einem einfachen Grund. "Wer kann sich Motorplatzer leisten? Besonderes in den ersten Rennen. Du darfst nur fünf Motoren einsetzen, wenn du also bereits nach 300 oder 400 Kilometer einen Motorschaden hast, wie willst du dann die nächsten Rennen mit diesem Motor überstehen, wenn du ihn nicht jederzeit wechseln darfst?", machte Tost auf der offiziellen Formel-1-Seite keine Umschweife.

Auch ohne Motorschäden sind viele Experten überzeugt, dass 2014 das Auto deutlich entscheidender als der Pilot sein wird - so auch Tost. Dennoch glaubt der Toro-Rosso-Mann, dass weiterhin die gleichen Qualitäten einen Fahrer an die Spitze bringen. "Der schnellste Fahrer wird immer vorne sein. Das wird sich nie ändern." Allerdings erwartet er, dass die Piloten deutlich disziplinierter ans Werk gehen müssen, denn in den Rennen wird es Situationen geben, in denen Sprit gespart werden muss, bis am Ende alles herausgeholt werden kann. In der neuen Ära der Formel 1 ist für Tost das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Team der Schlüssel zum Erfolg. "Das wird entscheidender als jemals zuvor - das bedeutet Teamarbeit."