Drei Tage vor Beginn der Testfahrten in Jerez hat Ferrari den Wagen für die Saison 2014 präsentiert. Der Bolide aus Maranello trägt in Anlehnung an das neue Reglement die Bezeichnung F14 T. Mehr als eine Million Fans waren aufgerufen, über den Namen der roten Göttin abstimmen, und schlussendlich entschieden sich 369.711 Anhänger der Scuderia und damit 32,9 Prozent aller Umfrageteilnehmer für F14 T.

Der F14 T verfügt über keine schmale Nase, Foto: X
Der F14 T verfügt über keine schmale Nase, Foto: X

Im Gegensatz zu den bisher präsentierten Autos verzichtet Ferrari auf die viel zitierte Nasenbär-Front, dafür erinnert die Spitze des Boliden an ein Schnabeltier. Die Arbeiten am F14 T begannen bereits vor zwei Jahren, sodass Ferrari vor der Monsteraufgabe stand, drei Autos parallel zu entwickeln.

Angetrieben wird der Ferrari von einem 1,6-Liter-V6-Turbomotor, der den wenig klangvollen Namen 059/3 trägt. "Wir sprechen nicht länger von Motoren, sondern von Power Units", erklärt Motorenchef Luca Marmorini. "Das ist ein sehr komplexes Projekt, an dem wir seit zwei Jahren arbeiten. Wir haben einen von einem Turbo angetriebenen 1,6 Liter-Verbrennungsmotor und während eines Rennens dürfen nur 130 Liter Benzin benutzt werden. Das bedeutet: Je effizienter der Motor, desto besser kann die Leistung genutzt werden." Ferrari beliefert zudem Sauber und Marussia mit Kundenmotoren.

Für Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner spielt das Triebwerk zwar eine große Rolle, doch auch 2014 wird laut seiner Einschätzung die Aerodynamik ausschlaggebend sein. "Und genau da hatte Ferrari in den letzten Saison unbestrittene Defizite gegenüber den anderen Topteams", betont Danner. "Auch wenn Luca di Montezemolo es noch so gerne hätte, dass Grand-Prix-Siege ausschließlich von Motoren erzielt werden - die Gesetze der Physik kann man nicht einfach ausschalten und die Aerodynamik ist immer noch das A und O." Besonders wichtig sei in diesem Jahr der Luftwiderstand, so Danner weiter, denn er bestimme nicht nur den Topspeed, sondern auch den Spritverbrauch. "Das ist bei 100 Kilogramm Benzin für die Grand-Prix-Distanz durchaus ein Thema."

Räikkönens Rückkehr

Auf dem Fahrersektor kommt es 2014 bei Ferrari zu einem heiß erwarteten Comeback. Fernando Alonso trägt zwar weiterhin Rot, doch an seiner Seite fährt anstelle von Felipe Massa nun Kimi Räikkönen, der 2007 den letzten Titel für die Scuderia holte und von Lotus zurückkehrt. Die Ambitionen in Maranello sind klar: Nach einigen wenig erfolgreichen Saisons, in denen man von Red Bull - und zuletzt auch Mercedes - abgehängt wurde, soll unter dem neuen Reglement die Chance genutzt und endlich wieder ein Weltmeistertitel errungen werden.

Kimi Räikkönen trägt wieder Rot, Foto: Ferrari
Kimi Räikkönen trägt wieder Rot, Foto: Ferrari

Der Finne freut sich bereits auf die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte, doch die neuen Regeln lassen ihn ziemlich kalt. "Mein Gefühl ist, dass es nicht so sehr anders sein wird, wie die Leute denken", so Räikkönen über die neue Technik in der Formel 1. "Sicherlich wird es für die Techniker sehr schwierig. Schon allein einen neuen Motor und ein neues Getriebe zu bauen ist hart, aber ich glaube nicht, dass es die Fahrer sehr beeinflussen wird."

Bei Ferrari trifft der Iceman auf einen alten Bekannten. Antonio Spagnolo, der nun als sein Renn-Ingenieur fungiert, nahm in Räikkönens erster Ferrari-Zeit die Rolle seines Daten-Ingenieurs ein. "Ich sehe keinen Grund, wieso die Zusammenarbeit nicht gut werden sollte", gibt sich der Finne optimistisch. Bei aller Freude über das Comeback in Rot steht für Räikkönen ein Ziel jedoch über allem anderen: "Das einzige, was wir wollen, ist, die Weltmeisterschaft zu gewinnen."

Sollte es bei Ferrari allerdings nicht nach Wunsch laufen, sehen viele Fachleute eine Konfrontation zwischen den Alphatieren Alonso und Räikkönen als unausweichlich. "Für Kimi ist 2014 die letzte Chance, noch einmal Weltmeister zu werden und mal sehen, was Alonso macht, wenn er bei Ferrari nicht Weltmeister wird", warnt Christian Danner. Und für Johnny Herbert steht fest: "Fernando ist und bleibt Fernando. Er akzeptiert keinen Fahrer neben sich."