Selten waren die Testfahrten vor einer Saison wichtiger als in diesem Jahr. Ende Januar blickt die Motorsportwelt gespannt nach Jerez, wo der erste von insgesamt drei Tests steigt. Wie sehen die neuen Autos aus? Wo gibt es Probleme? Was macht die Zuverlässigkeit? Fragen über Fragen, die sich vor dem Saisonstart in Melbourne nach und nach beantworten. Nach der Testabsage von Lotus machten Diskussionen die Runde, ob das neue Reglement nicht vielleicht doch zu umwälzend sei - vor allem in Anbetracht der extrem limitierten Vorbereitungszeit auf der Strecke. Klappen die Boliden im spanischen Jerez massenweise zusammen?

Toto Wolff blickt dem ersten Aufeinandertreffen zumindest optimistisch entgegen. "Ich denke nicht, dass wir ein Blutbad erleben werden mit Autos, die nicht auf der Strecke fahren und Pannen haben", so der Mercedes-Motorsportchef gegenüber Autosport. "Aber das werden nicht die üblichen Tests, wie wenn es nur eine Evolution des Reglements gibt und man 100 Runden pro Tag abspult." Wolff erwartete ein in der Mitte angesiedeltes Pensum, heißt also: eher 50 statt 100 Runden täglich mit den neuen Autos. Erwartungsgemäß werden Boliden und Fahrer einige Zeit in der Boxengasse verbringen, um möglichst viele Probleme und Programme zu besprechen.

"Das ist Teil der neuen Entwicklung, aber du musst fahren um herauszufinden, wo die Probleme liegen", so Wolff. "Deshalb gehen wir schließlich testen. Der Wettbewerb zwischen den Ingenieuren ist eine riesige Herausforderung - und das ist ein essenzieller Teil der Formel 1. Die F1 ist die Nummer 1 im Motorsport, weil es um Innovationen und den Wettbewerb zwischen Fahrern und auch Teams geht. Die Innovation sorgt für Wettbewerb." Wolff outete sich als absoluter Fan des neuen Reglements: "Darüber, was wir kommende Saison haben, kann ich nur sagen: wow! Ein Drittel mehr Benzineffizienz beim Versuch, das gleiche Performancelevel zu halten - und das alles unter die Haut eines Rennautos zu bekommen."

Gleichzeitig wusste der Österreicher, auf welche Knackpunkte es in der Saison 2014 ankommt. "Die Kühlung ist ein Thema", so Wolff. "Ein Schlüssel wird auch sein, die Effizienz des Benzins richtig zu handhaben - und zwar bei geringerer aerodynamischer Downforce. Natürlich müssen alle einiges über das Racing und die Strategien lernen. Wem das schneller gelingt und wer besser antizipiert, fährt dann vorne mit."