Die Formel 1 ist viel mehr als nur Sport, Politik spielt eine wesentliche Rolle in der Königsklasse. Am Ende geht es vor allem darum, die eigenen Interessen zu wahren. Kein Vorwurf, schließlich geht es um eine Menge Geld und Prestige. Aber: Nicht selten wird Kritik vorgetragen, dass sich die Formel 1 von innen auffrisst und sich schließlich selber zerstört. Ein guter Anlass für Luca di Montezemolo, diesem Trend entgegenzuwirken. Der Ferrari-Boss machte sich am Rande der Vor-Weihnachtsfeier in Maranello für mehr Austausch zwischen den einzelnen Teams stark und schickte eine Einladung an die Konkurrenz.

"Ich möchte gern alle Teams nach Maranello einladen", sagte Montezemolo. "Aber nicht, um über einen bestimmten Punkt zu sprechen, der dem einen oder anderen Team einen Vorteil bringen könnte, sondern über die allgemeine Herangehensweise der Formel 1." Während der Rennwochenenden seien zwar alle Teams auf einem Haufen, doch da bleibe kaum Zeit, einmal in Ruhe - und, wie Montezemolo forderte: friedlich - miteinander zu sprechen. Zwar treffen sich die Teamvertreter immer wieder einmal bei angesetzten Meetings, doch dort vertritt jeder seine eigenen Interessen - das Allgemeinwohl der Formel 1 rückt in den Hintergrund.

"Ich wünsche mir einen offenen Dialog zwischen den Teams", so Montezemolo. "Nicht über den Wettbewerb, sondern dass wir uns die Probleme der Formel 1 anschauen. Wir müssen Vorschläge machen, ohne jemanden in eine Ecke zu drängen oder Geschäfte unter der Hand zu machen. Ich möchte es in einer offenen Art und Weise tun."

Ein Punkt auf Montezemolos Liste - neben der üblichen Kundenauto-Idee - sind die neuen Regeln. Der Ferrari-Boss ist überhaupt kein Fan der neuen Doppel-Punkte beim Saisonfinale in Abu Dhabi. "Ich bin kein Anhänger der doppelten Punkte. Das ist zu künstlich", meinte er. "Ich wäre nicht überrascht, wenn die Regel wieder abgeschafft wird." Theoretisch hätte Ferrari ein Veto-Recht gehabt, wollte aber nicht davon Gebrauch machen. Montezemolo: "Ich denke, dass Ferraris Veto-Recht angewendet werden muss, wenn es nötig und wichtiger ist."

Hier kam der Traditionalist in Montezemolo heraus, und er erinnerte sich an eine frühere Diskussion mit dem ehemaligen FIA-Präsidenten Max Mosley: "Ich habe Max einmal gesagt, dass ich nicht möchte, dass wir über etwas wie beim Fußball nachdenken: Wenn es regnet, sollen die Spieler verpflichtet sein, Tennisschuhe zu tragen. Dann würden sie mehr rutschen und das mache es interessanter - dann könnte Real Madrid vielleicht von einem kleinen Team besiegt werden. Das gefällt mir nicht."