Jenson, wir sitzen hier in Singapur, aber dein Blick dürfte schon in die Zukunft gerichtet sein. Auf nächstes Jahr oder gar auf übernächstes Jahr, wenn Honda zurückkehrt. Ist das etwas frustrierend für dich?
Jenson Button: Es ist hart, aber wir durchleben im Leben immer schwierige Zeiten. Ich leiste persönlich gute Arbeit und habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Leider habe ich in diesem Jahr nicht das nötige Auto, aber wir sind als Team näher zusammengerückt und das wird uns in Zukunft helfen. Die nächste Saison wird durch die vielen Regeländerungen für alle wichtig werden. Ich weiß, dass Mercedes-Benz im nächsten Jahr einen großartigen Motor haben wird und wir werden alles geben, um ein gutes Auto zu bauen. Es stehen aber noch Rennen in dieser Saison an und da wollen wir gut abschneiden, allerdings sind wir bei unserer Weiterentwicklung in diesem Jahr schon etwas beschnitten.

Wirst du denn noch Teil von McLaren sein, wenn Honda zurückkehrt?
Jenson Button: Damit es in Zukunft gemeinsam weiter geht, müssen das Team und ich gute Arbeit leisten. Ich würde sehr gerne mit dem Team und Honda zusammenarbeiten. Ich habe eine gute Beziehung zu Honda. Klar, die Ergebnisse waren 2008 nicht besonders gut, aber wir haben schöne Zeiten durchgemacht und ich habe den einzigen Sieg von Honda erzielt.

2015 wärst du 15 Jahre lang in der Formel 1. Ist diese Zeitspanne zu lang?
Jenson Button: Ich denke nicht. Wenn man seine gesamte Karriere nur in einem Team fährt, dann vielleicht. Aber wenn man das Team auch einmal wechselt und neue Herausforderungen sucht, dann ist es sehr spannend. Ich wollte nie das gleiche zwei Mal machen. Immer wenn ich eine Rennserie gewonnen habe, wollte ich mich verändern und etwas anderes machen. Das war im Kartsport so, in der Formel Ford, in der Formel 3 und auch, nachdem ich den Formel-1-Titel gewonnen hatte. Ich suchte mir stets eine neue Herausforderung. Das muss nicht zwangsläufig ein neues Team sein, sondern kann auch der neue Partner Honda sein.

Jenson Button glaubt an das Comeback von McLaren, Foto: Sutton
Jenson Button glaubt an das Comeback von McLaren, Foto: Sutton

Nächstes Jahr bist du der erfahrenste GP-Pilot im Starterfeld...
Jenson Button: Das ist dann wohl ein gutes Zeichen. Wenn ich so lange dabei bin, muss ich etwas richtig machen. Ich bin seit 13 Jahren in der Formel 1 und fühle mich noch so jung. Es gibt noch so viel zu lernen. Ich liebe es immer noch, ein Formel-1-Auto zu fahren. Würde ich mir die Formel 1 im Fernsehen anschauen, wenn ich nicht mehr fahren würde? Ich weiß es nicht, aber ich liebe es, in der Formel 1 Rennen zu fahren. Hier treten die besten Fahrer der Welt gegeneinander an. Das würde mir fehlen, wenn ich nicht mehr dabei wäre.

Bedeutet es dir etwas, bei einem Traditionsrennstall wie McLaren zu fahren, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert?
Jenson Button: Ja, aber es hilft uns leider im Moment nicht weiter. Wir müssen nach vorne schauen. Ron [Dennis] hatte Recht, als er sagte: Dies sei mehr ein Geburtstag denn eine Feier. Dieses Team hat so viel erreicht, das dürfen wir niemals vergessen, aber wir müssen immer nach vorne schauen und uns darauf konzentrieren, weitere Erfolge für das Team einzufahren. Dafür müssen wir uns anstrengen. Zum Ende des letzten Jahres hatten wir das beste Auto und in diesem Jahr ist das nicht mehr der Fall. Wir wissen aber, was wir falsch gemacht haben und werden es ausbessern.

Welchen Teil kannst du als Fahrer dazu beitragen?
Jenson Button: Natürlich liegt es vor allem an den Ingenieuren und Aerodynamikern, aber der Fahrer hat trotzdem einen großen Einfluss. Ich bin kein Aerodynamiker, ich kann das Auto nicht entwerfen. Ich kann ihnen aber sagen, was sich im Vergleich zum letzten Jahr falsch anfühlt. Dann sehen sie sich die Daten aus dem Windkanal an und sagen: Okay, du hast recht. Wir lösen Probleme mit dem Auto nicht nur in der Fabrik, sondern auch auf der Strecke. Es ist ein gutes Gefühl, dass wir zu den Fortschritten beitragen können.

Lastet in diesem Jahr mehr Verantwortung auf deinen Schultern, weil Sergio Perez noch nicht so viel Erfahrung hat?
Jenson Button: Ich habe viel Erfahrung und würde natürlich viel lieber gewinnen, aber ich weiß, dass am Ende nur einer siegen kann und das ist im Moment Sebastian Vettel. Ich vertraue aber meiner Arbeitsweise und dem Team und habe keine Angst davor, der erfahrene Pilot im Team zu sein. Ich genieße diese Rolle sogar.